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  • 04.02.2020 00:56 - Weihbischof gegen Weihbischof – Internetzensur oder freimütige Verteidigung des Glaubens?
von esther10 in Kategorie Allgemein.

4. FEBRUAR 2020

Weihbischof gegen Weihbischof – Internetzensur oder freimütige Verteidigung des Glaubens?
KONTRÄRE POSITIONEN ZUM UMGANG MIT SOZIALEN NETZWERKEN
4. Februar 2020 0



Zensur versus Freimütigkeit: unterschiedliche Positionen bezüglich der sozialen Netzwerke vertreten Weihbischof Barron (Los Angeles) und Weihbischof Schneider (Astana).
Zensur versus Freimütigkeit: unterschiedliche Positionen bezüglich der sozialen Netzwerke vertreten Weihbischof Barron (Los Angeles) und Weihbischof Schneider (Astana).

(Rom) Derzeit stehen Kardinäle gegen Kardinäle und Bischöfe gegen Bischöfe in der Kirche. Und die große Mehrheit der Oberhirten schweigt – nicht unbedingt vornehm, sondern überfordert oder feig. Das jüngste Beispiel sind zwei Weihbischöfe, die zum selben Themen völlig konträre Positionen vertreten. Auf der einen Seite steht Msgr. Robert Barron, Weihbischof von Los Angeles, auf der anderen Seite Msgr. Athanasius Schneider von Astana.

„Es ist Zeit, eine Erlaubnis einzuführen“

Msgr. Robert Barron wurde 2015 von Papst Franziskus zum Titularbischof von Macriana und Weihbischof des Erzbistums Los Angeles ernannt. In der englischsprachigen Welt ist er ziemlich bekannt aufgrund seiner publizistischen Aktivitäten als Gründer der gemeinnützigen Organisation Word on Fire Catholic Ministries. Er sprach sich jüngst für die Einführung eines Nihil obstat der Bischöfe ein für alle, die in sozialen Netzwerken publizieren. Online-Aktivitäten von Katholiken sollen, geht es nach Bischof Barron, genehmigungspflichtig werden. Was er ins Gespräch bringt, ist die kirchliche Variante eines verschärften Netzwerkdurchsetzungsgesetzes und deckt sich mit den Bestrebungen bestimmter weltlicher Kreise des linken politischen Spektrum seit dem Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump im November 2016, das Medium Internet einschränken zu wollen.

https://katholisches.info/2019/10/21/vat...amazonassynode/

Auch die Begründung der geforderten Internetzensur ist deckungsgleich mit weltlichen Bestrebungen. Es gebe „Haßreden“, so Weihbischof Barron, und Positionen, die sich „von der Theologie der Kirche entfernen“. Was darunter zu verstehen ist, scheint heute weniger eindeutig, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Was genau ist „die Theologie der Kirche“ heute, die keine abweichende Meinung duldet? Theologie ist nicht gleich Glaubenslehre. Von welcher Theologie darf man sich nicht „entfernen“, um nicht die bischöfliche Erlaubnis zu verlieren, im Internet publizieren zu dürfen?

Die katholische US-Zeitschrift National Catholic Register veröffentlichte am 29. Januar ein Interview mit Weihbischof Barron.

Frage: Glauben Sie, daß die Kirche ihre Vision und ihre Soziallehre in Bezug auf soziale Medien weiterentwickeln muß?

Weihbischof Barron: Ich möchte diesbezüglich einen Vorschlag unterbreiten, wohlwissend, daß ich als kleiner Hinterbänkler der Bischofskonferenz überhaupt keine Autorität habe, um das zu erreichen. Aber so wie Johannes Paul II. in Ex corde ecclesiae die Bischöfe dazu aufrief, eine stärkere Aufsicht über die unter der Ägide der Kirche tätigen Universitäten auszuüben, würde ich empfehlen, daß wir Bischöfe eine gewisse Autorität über diejenigen ausüben, die behaupten für die Kirche im Social Media Space zu lehren. Es gibt, um ehrlich zu sein, eine beunruhigende Anzahl solcher Menschen in den sozialen Medien, die mit haßerfüllter, spaltender Rede handeln, die oft im Widerspruch zur Theologie der Kirche stehen und bedauerlicherweise einen starken Einfluß auf das Volk Gottes haben. Ich denke, daß die Hirten der Kirche, die das Lehramt überwachen, darauf hinweisen können und sollten, wenn Menschen in sozialen Medien den Leib Christi schädigen. Ich frage mich, ob es Zeit ist, so etwas wie eine Erlaubnis für diejenigen einzuführen, die behaupten, den katholischen Glauben online zu lehren, wodurch ein Bischof bestätigt, daß die Person innerhalb der vollen Gemeinschaft der Kirche lehrt.

„Es ist unser Recht, unsere Besorgnis zum Ausdruck zu bringen“
Eine ganz andere Position vertritt Msgr. Athanasius Schneider, der 2006 von Papst Benedikt XVI. zum Titularbischof von Celerina und Weihbischof von Karaganda ernannt wurde. 2011 berief ihn derselbe Papst als Weihbischof in das Erzbistum Astana. Im September 2019 veröffentlichte Bischof Schneider zusammen mit Diane Montagna in den USA das Gesprächsbuch „Christus Vincit: Christ’s Triumph Over the Darkness of the Age“ (Christus siegt. Christi Triumph über die Dunkelheit der Epoche). Diane Montagna ist die couragierte Rom-Korrespondentin von LifeSiteNews, die bei den Pressekonferenzen zur Amazonassynode unangenehme Fragen zur Götzenverehrung der Pachamama stellte.

In dem Buch wird dasselbe Thema behandelt, zu dem Weihbischof Barron Stellung nahm, allerdings von Weihbischof Schneider ganz anderslautend beantwortet.

Frage: Ist das Internet ein wichtiges Instrument, damit die Laien den Glauben verteidigen?

Weihbischof Schneider: Ja, natürlich. Ich sehe das Internet und die sozialen Medien als Werkzeuge der Vorsehung, die den Laien, die den Glauben verteidigen wollen, eine einzigartige Möglichkeit bietet, vereint zu sein. Das wäre vor 30 Jahren nicht möglich gewesen. Jetzt sehe ich Laien, Männer und Frauen, die den Mut haben, ihrem Pfarrer, ihrem Bischof und auch dem Heiligen Stuhl zu sagen: „Bitte, wir sind besorgt über diese Fakten. Das entspricht nicht dem Glauben unserer Väter. Wir bitten, den Glauben unserer Mutter, der Kirche, zu verteidigen.“ Das liberale Kirchen-Establishment – ich nenne es die kirchliche Nomenklatura[1] – beschuldigt nun die Laien der Einmischung und sagt: „Das ist nicht eure Sache. Haltet den Mund!“

Frage: Das riecht nach Klerikalismus, würden Sie nicht auch sagen?

Weihbischof Schneider: Ja, diese Haltung dieser Kleriker gegen die gläubigen Laien ist ein Beweis für enormen Klerikalismus. Die gläubigen Laien müssen diesen arroganten Klerikern antworten. Das ist es, was das Zweite Vaticanum lehrt über die Pflichten der Laien, den Glauben zu bezeugen und zu verteidigen. Sie können diesen Klerikern sagen: „Wenn sie das Zweite Vaticanum so sehr lieben, dann müssen sie es zulassen, daß man sie kritisiert! Laßt uns aufstehen und freimütig in der Kirche für die Verteidigung unserer Väter sprechen. Wir haben das Recht unsere Besorgnis zum Ausdruck zu bringen, auch dem Papst, denn wir sind eine Familie.“ In dieser neuen und mutigen Haltung vieler Laien sehe ich eine Verwirklichung der Absicht des Zweiten Vatikanischen Konzils. Gott hat das Böse nach dem Konzil zugelassen und nutzt es, um ein größeres Wohl daraus zu erlangen.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Erzbistum Los Angeles/Corrispondenza Romana

[1] Die „Nomenklatura“ waren die kommunistischen Funktionäre, die alle Schlüsselpositionen in den sozialistischen Diktaturen des Ostblocks besetzten und alle Bereiche des öf
fentlichen Lebens überwachten und lenkten.[/b]



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