Amazonas-Synode: Der Salat ist zubereitet
Unter der Hülle und Fülle an Themen bei der Amazonas-Synode stechen die Frage der Weihe von "Viri probati" und die Rolle der Frau hervor. Papst Franziskus ernannte jetzt vier weitere Vertraute, die diese Fragen im Schlusstext auf den Punkt bringen sollen.
Guido Horst ist der Vatikan-Korrespondent der "Tagespost".
18. Oktober 2019 09:00 Uhr Amazonas-Synode im Vatikan
Wie werden also die „Viri probati“ und die Frauenweihe in dem abschließenden Synodentext gewichtet, der für den Papst die Vorschläge der Versammlung zusammenfassen wird? Noch lässt sich dies nicht beantworten. Foto: dpa (ZUMA Wire)
Die Synode spitzt sich zu. Eine ganzheitliche Ökologie und „neue Wege für die Kirche“ sollten das Thema der Sonderversammlung zum Amazonas sein. Aber nach anderthalb Wochen mit Redebeiträgen der Synodalen und der Arbeit in den Sprachkreisen schiebt sich die Frage der Priesterweihe von älteren und verheirateten Männern in Amazonas-Gemeinden, die monatelang ohne die Eucharistiefeier auskommen müssen, immer weiter in den Vordergrund.
Am Rande der Synode heißt es von Teilnehmern, um die sechzig Prozent aller Interventionen dazu in der Aula wie in den Arbeitskreisen würden solche Weihen bejahen. Damit kämen die „Viri probati“ in das Abschlussdokument, das zwar noch erstellt werden muss, aber in der gesamten letzten Synodenwoche zur Debatte und dann am Samstag, den 26. Oktober, zur Abstimmung steht. Zwar kann die Amazonas-Synode die Weihe von verheirateten Mänern nicht beschließen. Sie kann sie dem Papst nur empfehlen.
Aber wird es vielleicht so sein, wie ein in Brasilien lebender Synodenteilnehmer jetzt voherzusagen glaubte: „Johannes XXIII. hat die Fenster geöffnet, Franziskus macht jetzt die Türen auf“?
Die Palette der Themen ist äußerst vielfältig Lesen Sie auch PELAGIANISMUS À LA AMAZONIEN Amazonas-Synode und REPAM Das panamazonische Netzwerk REPAM soll eine feste Struktur werden, die die Rechte der Indios stärkt und stützt. Evangelisierung klang unter Benedikt XVI. noch ganz anders.
Was im Umfeld der Bischofsversammlung und bei den fast täglich stattfindenden Pressebriefings im Presseamt des Vatikans über die Gesprächslage unter den Synodalen zu hören ist, gleicht einem großen, bunten und gemischten Salat, den die Teilnehmer der Versammlung zubereitet haben.
Die Palette der angesprochenen Themen ist überaus vielfaltig. Bei der Eröffnung der Synode hatte Franziskus gesagt, dass das Arbeitsdokument, das viel kritisierte „Instrumentum laboris“, ein „Märtyrer-Text“ sei, dazu bestimmt, im Laufe der Beratungen „zerstört“ zu werden, damit der „Heilige Geist der Hauptakteur“ der Synode werden könne.
Darum dient das „Instrumentum laboris“ nicht wie bei früheren römischen Bischofsversammlungen als Gliederung der Arbeit der Synodalen, sondern jeder steuert bei, was ihm am wichtigsten ist: Das reicht vom Klimaschutz und der Frage, was an der Ökologie ganzheitlich ist, über die Lage der Indios am Amazonas, deren Rechte und medizinische Versorgung, eine menschen- und naturfreundliche Wirtschaft im Regenwald
bis hin zu neuen Wegen der Evangelisierung, aber auch zu der Konkurrenz durch Freikirchler und Evangelikale sowie der Gemeindeleitung in den über große Territorien sich erstreckenden Bistümern Amazoniens und einer inkulturierten Liturgie. Und immer wieder die „Viri probati“ für Gemeinden, die nur sehr selten die Eucharistie feiern können.
Viel Platz kommt der Rolle der Frauen zu Viel Platz kommt auch der Rolle der Frauen zu. Bei der Forderung nach einer Diakoninnenweihe für Gemeindeleiterinnen, die mehr im Umfeld der Synode erhoben wird, hört man dagegen von den Bischöfen vom Amazonas differenziertere Töne. Jetzt schon käme hauptsächlich den Frauen die Aufgabe zu, die Gemeinden zusammenzuhalten, Wortgottesdienste zu leiten und die Katechese und das Gemeindeleben zu organisieren. Diese Frauen würden vom Bischof dazu beauftragt, auch ohne dass dazu eine Diakoninnenweihe notwendig sei.
Aufgrund der freien Aussprache in den Sprachgruppen und in der Synodenaula, die nicht den einzelnen Kapiteln des „Instrumentum laboris“ folgt, steht in der Mitte der Synode auch kein Zwischenbericht auf der Tagesordnung, sondern es beginnt jetzt die Arbeit an einem Entwurf des Schlussdokuments, wobei dann das dreizehnköpfige Redaktionskomitee eine zentrale Rolle spielen wird.
Als Mitglieder dieser Gruppe gesetzt waren der Generalrelator der Synode und Präsident des Netzwerks REPAM, Kardinal Cláudio Hummes OFM, der Generalsekretär der römischen Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, dessen designierter Nachfolger, Pro-Generalsekretär Bischof Mario Grech aus Malta, sowie die beiden Sondersekretäre Kardinal Michael Czerny SJ und Bischof David Martinez de Aguirre Guinea OP aus Peru.
Die Papstvertrauten dürften für den "Spin" des Schlussdokuments ausschlagegebend sein Lesen Sie auch KOMMENTAR : ES GEHT ERST LOS "Dauerbrenner" "Viri probati" und Frauenweihe Dogma und Theologie werden in der Argumentation zu "Viri probati" und Frauenweihe zunehmend unwichtiger.
Vier Mitglieder haben die Synodalen zu Beginn der Versammlung gewählt: Bischof Mário Antonio Da Silva aus Brasilien, den Vorsitzenden der Peruanischen Bischofskonferenz, Hector Miguel Cabrejos Vidarte OFM, den kolumbianische Bischof Nelson Jair Cardona Ramirez und Erzbischof Sergio Alfredo Gualberti Calandrina aus Bolivien. Vier weitere Mitglieder hat Papst Franziskus am vergangenen Dienstag ernannt:
den Wiener Kardinal Christoph Schönborn OP, Erzbischof Edmundo Ponciano Valenzuela SDB von Asunción in Paraguay, den Kanzler der Päpstlichen Akademie für die Wissenschaften und argentinischen Bischof Marcelo Sánchez Sorondo sowie den italienischen Pater Rossano Sala SDB, der bereits Sondersekretär der Jugendsynode war. Nicht zuletzt diese Papstvertrauten dürften ausschlaggebend dafür sein, welchen „Spin“ das Redaktionskomitee dem Entwurf des Schlussdokuments geben wird.
Wie werden also die „Viri probati“ und die Frauenweihe in dem abschließenden Synodentext gewichtet, der für den Papst die Vorschläge der Versammlung zusammenfassen wird? Der einzige, der sich bei den täglichen Journalisten-Briefings eindeutig für beiden Optionen ausgesprochen hatte, war der emeritierte Bischof von Xingu in Brasilien, Erwin Kräutler.
„Wenn Tausende und Abertausende von Gemeinden nur ein oder zwei Mal im Jahr Eucharistie feiern, muss sich die Kirche etwas einfallen lassen“, sagte Kräutler am Rande der Synode. Die Frage der „Viri probati“ stelle sich aber „ganz sicher“ auch für Deutschland, Österreich und die Schweiz, so Kräutler. Ebenso wünscht sich der Bischof ein Weiheamt für Frauen.
Es gibt auch Gegenstimmen zum Weiheamt für Frauen Aber es gibt auch Gegenstimmen. Bischof Rafael Escudero López-Brea aus Moyobamba in Peru verteidigte auf der Synode den Zölibat und wies auf die Schwierigkeit hin, dass man bei der Weihe verheirateter älterer Männer, die nur die Aufgabe hätten, die Eucharistie zu feiern, das dreifache Amt des „munus santificandi“ (heiligen), „munus regendi“ (leiten) und „munus docendi“ (lehren) auseinanderreiße und und die Gefahr bestehe, zwei Klassen von Priestern zu schaffen.
Escudero López-Brea war nicht der einzige, der den Zölibat verteidigte. Das taten auch Kardinal Robert Sarah, der Präfekt der Klerus-Kongregation, und Kardinal Peter Turkson, der Präfekt der Kongregation für die umfassende Entwicklung des Menschen.
Bischof Carlo Verzeletti von Castanhal in Brasilien sprach sich vor Journalisten wiederum sehr klar für die „Viri probati“ aus, auch in der Synodenhalle habe er das getan. Und wenn der Papst deren Vorbereitung und Weihe zulassen wolle, hätte er schon zwei Kandidaten, die für diesen Dienst in Frage kämen. Unter den zölibatären Priestern gebe es zudem manche, die nicht mehr aus dem Evangelium heraus lebten und sich „klerikalisiert“ hätten.
Beten für mehr Priesterberufungen
Einer der Experten des Sondersekretariats der Synode, Bernardo Estrada, hat dazu aufgerufen, für mehr Priesterberufungen zu beten. Es gebe innerhalb der Synode zwar eine starke Tendenz zur Weihe von „Viri probati“, dieser Vorschlag würde aber „nur einen kleinen Teil des Problems lösen“, sagte der Neutestamentler von der römischen Opus Dei-Universität „Santa Croce“ gegenüber „Vatican News“. „Keiner von uns hat ein Recht auf die Eucharistie“, so Estrada.
https://www.die-tagespost.de/kirche-aktu...;art4874,202222
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