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  • 01.05.2012 13:48 - Der hl. Josef und Herodes
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

Der hl. Josef und Herodes
Von Pfarrer Robert Mäder
Wir beobachten im Volk eine zunehmende Verehrung für die patriarchale Gestalt des Vorstehers der Heiligen Familie. Wenn die Josefs-Andacht Natur, nicht angelernte Sache ist, dann liegt darin etwas wie Morgenröte. Sie zeigt, was wir denken und was wir wollen. Nur Gesinnungsverwandte und Nachahmer haben das Recht, sich Verehrer zu nennen. Wer die Grundsätze, die St. Josef in seinem Leben verkörpert, nicht zu den seinen machen und befolgen will, der streue seinen Weihrauch anderswo hin.

Der hl. Josef ist keine Berühmtheit im gewöhnlichen Sinn des Wortes. Er hat weder in der Wissenschaft und Kunst, noch in der Politik und Volkswirtschaft eine Rolle gespielt, die ihm das Anrecht gäbe, unter die Großen der Geschichte gezählt zu werden. Was ich von ihm weiß, seine ganze Biographie, läßt sich in den Satz fassen: Er war der heiligste Gatte und der beste Vater des Menschengeschlechtes. Neben diesem Verdienst aber verblaßt jedes andere, was man von großen Männern zu sagen und zu schreiben pflegt. Was nützt mir ein großer Mann, der als Vater klein ist? Das Umgekehrte wäre mir das Wichtigere.

Die Größe des besten Vaters leuchtet mir am besten hervor in seinem Kampf mit Herodes! Hier wird Josef Held und Märtyrer. Er betont dem Tyrannen gegenüber das Eigentumsrecht der Familie auf das Kind, nicht mit Worten, aber mit Taten, und opfert, um das Kind zu retten, seine Ruhe, seine materielle Existenz, seine Heimat.

Wem gehört das Kind? Nichts beweist so sehr den Ernst der Lage, als der Umstand, daß wir jeden Augenblick genötigt sind, Dinge zu beweisen, die früher zu den Selbstverständlichkeiten gehört haben. Wir sind fast beständig beschäftigt, Fundamentsteine herbeizuschleppen und kommen nie zum eigentlichen Bauen. Eine solche Fundamentfrage, die man nur in Zeiten allgemeiner Verwirrung beweisen muß, die aber derart bedeutungsvoll ist, daß auf ihr das ganze Gebäude der Gesellschaftsordnung ruht, ist die Eigentumsfrage: Wem gehört das Kind? Zahllose politische und soziale Irrlehren haben ihren Grund darin, daß die Staatsmänner in diesem Punkte unwissender sind als das Zweijährige, das die ersten Worte seines armen Sprachschatzes benützt, um auf die Frage »Wem gehörst du?« mit der Sicherheit der Natur zu erklären: Dem Vater und der Mutter!

Ein alter Natur- und Rechtsgrundsatz sagt: Res clamat ad dominum – das Eigentum schreit nach dem Eigentümer. Das Naturrecht macht sich schon in der Stimme des Kindes geltend. Es ist nicht nur Sache der Gewöhnung, sondern Naturgesetz, daß die ersten Worte, die das Kind lernt, Papa und Mama sind. Ein Kind, das statt dessen zuerst Staat, Staat rufen würde, wäre etwas Unheimliches, geradezu Ungeheuerliches. Das Wort Staat versteht man eigentlich erst mit zwanzig Jahren. Das Naturrecht schreit im Kind zuerst nach dem Vater und der Mutter, weil der Vater und die Mutter nächst Gott es waren und sind, die ihm das gaben, was es ist und hat. Das Kind ist etwas vom Vater und etwas von der Mutter, wie es etwas von Gott ist. Das Kind ist nicht da, weil der Staat wollte, sondern es ist einzig und allein da, weil Gott wollte, weil der Vater wollte und weil die Mutter wollte. Damit ist die Eigentumsfrage erledigt: Das Kind gehört Gott als dem obersten Eigentümer und dem Vater und der Mutter als den gottstellvertretenden Eigentümern.

Auf den Trümmern der großen Revolution von 1789 wurde nicht nur das Königstum der Monarchie sondern auch das Königstum des Vaters abgeschafft. Im Jahre 1793 erklärte Danton zum ersten Mal seit Christi Geburt: »Es ist Zeit, das große Prinzip wiederherzustellen, das man nicht mehr zu kennen scheint, daß nämlich die Kinder der Republik gehören, bevor sie den Eltern gehören.« Robespierre griff den Gedanken auf, indem er bemerkte: Das Vaterland allein hat das Recht, seine Kinder zu erziehen. Es kann dieses ihr anvertraute Gut nicht dem Stolz der Familien überlassen. Napoleon hat dann das Evangelium von Danton und Robespierre, d. h. das Evangelium barbarischer Tyrannei zur Grundlage der liberalen Schulpolitik des 19. Jahrhunderts gemacht.

Die liberale Schulpolitik bedeutet die Wiedereinführung der Sklaverei, und zwar der Sklaverei in der schlimmsten und unmenschlichsten Form, der Sklaverei der Gewissen, durch die staatliche Zwangserziehung. Ausgehend von dem Revolutionsgrundsatz, daß die Kinder der Republik gehören, bevor sie den Eltern gehören, werden sie diesen entrissen und mit Gewalt in die Schule gesteckt. Die Zwangsschule ist ein Übel, auch wenn sie gut ist, d. h. auch wenn sie nicht religionsfeindlich unterrichtet, weil sie ein Attentat gegen das freie Erziehungsrecht der Eltern und darum die göttliche Verfassung der Familie darstellt. Der Zweck heiligt auch hier das Mittel nicht. Die Zwangsschule wird aber zur unerträglichen Vergewaltigung, wenn, wie es heutzutage gewöhnlich der Fall ist, der ungläubige Staat zum Herodes wird, zum Kindermörder, zum Seelenvergifter.

Wenn die Herodes dem Kind nach dem Leben trachten, müssen die Josef aufstehen und seine Retter werden. Erste Voraussetzung hierfür ist ein scharfes Auge und ein scharfes Ohr für die Gefahr. Das ist es, was uns heute fehlt, der scharfe Blick für die kommende Gefahr. Man fürchtet sich, die Augen aufzumachen. Man treibt Vogel-Strauß-Politik und nennt es hochtönend Optimismus. Der Vater wäre der geborene Schulinspektor. Wie groß ist aber die Zahl derjenigen, die den Geist der Schule, den Geist des Lehrers, der Lehrmittel und der Klasse kennen, welchen sie ihre Kinder anvertrauen? Wie viele wissen, daß dieses Augenverschließen eine der neun fremden Sünden ist, für die sie bei jeder Gewissenserforschung sich ernste Rechenschaft geben müssen? Kein Geschäftsmann ist so blind, wo es um die sichere Anlage seiner Kapitalien handelt, wie die meisten Eltern, wenn nicht nur Zins und Dividende, sondern Zukunft und Ewigkeit ihrer Kinder auf dem Spiel stehen.

So machte es Josef nicht. Sobald er die Gefahr erkannte, war es aus mit dem Schlaf. Man hat uns einst in der Logik den Satz gebracht: »Qui dormit non peccat – wer schläft, der sündigt nicht«. Das ist wahr und falsch. In der Pädagogik und in der Moral ist es sicher falsch: Qui dormit peccat – wer schläft, der sündigt. Das Nicht-sehen-wollen der Gefahr ist Verrat an den heiligsten Pflichten der Erziehung. Es gibt keine Beschäftigung irgendwelcher Art, welche von dieser Erstpflicht dispensierte.

Das Zweite, was es zu einer Josefstat braucht, ist persönliches Verantwortlichkeitsgefühl. Der moderne allmächtige Staat, der Alles-allein-Macher, der Alles-allein-Regierer, hat in uns den Geist der freien persönlichen Selbsthilfe ertötet. Wir warten immer, bis von oben herab eingegriffen wird. Wir legen die Hände in den Schoß, bis irgend ein Verein, eine Organisation, eine Partei eine Aktion einleitet. Wenn andere nichts machen, dann machen wir mit unfehlbarer Sicherheit auch nichts. Wir sind fast immer nur noch als Herdenmenschen, als Mitmacher, für etwas zu haben.

Anders der hl. Josef. Er hat, als das Interesse des Kindes auf dem Spiel stand, selber als Mann das getan, was getan werden mußte. Mochten andere in einem solchen Fall tun, was sie wollen, er weiß was er zu tun hat. Wer Mann heißt, soll es auch sein. Wer Vater ist, erfülle selber, was das leibliche und seelische Wohl des Kindes fordert. Hörst du es, Vater? Mit Gott und deiner starken Hand verteidige die Festung deines Heims gegen alle Wölfe und alle Räuber. Jedes Tier schützt seine Jungen vor feindlichem Angriff. Vater, du bist mehr. Tue nicht weniger. Vaterschaft ist Ritterlichkeit, bis zum Heldentum! Vor allem heute, wenn es um die Schule und um die Seele geht. Herodes trachtet dem Kind nach dem Leben, diesmal nicht mehr mit dem Dolch, sondern mit dem Gift falscher Lehre.

Ein kurzes Wort von einem Dritten. Der göttliche Befehl in der kritischen Stunde der Gefahr hieß: Nimm das Kind und fliehe nach Ägypten! Josef floh. Es gibt Fälle, wo die Flucht Tapferkeit und das Verharren in der Gefahr Wahnsinn bedeutet. Dieser Fall traf hier ein. Josef will lieber in der Fremde leben, arbeitslos aber frei, als sein Liebstes dem Tyrannen ausliefern. Was nützt der schönste Verdienst in der Heimat, wenn das Kostbarste dem Untergang geweiht ist? Die erste Vaterpflicht ist nicht das Verdienen, sondern das Erziehen.

Die Väter von heute müssen sich den hl. Nährvater Christi auch hier zum Vorbild nehmen. Wenn die moderne glaubenslose Schule zur Kindermörderin und Seelenvergifterin wird, dann muß der Vater das Kind nehmen und in das Land der Freiheit flüchten. Ich sage: Er muß, will er nicht zum Judas werden. Von diesem Standpunkt aus will die Freischulbewegung betrachtet sein. Sie ist mehr als Politik, sie ist die Rettung der Zukunft, weil sie die Rettung der Eltern- und der Kinderrechte, der Grundlagen der Familie und darum derjenigen der menschlichen Gesellschaft ist.

Ein Volk ist erst frei, wenn seine Familie frei ist und die Familie ist erst frei, wenn die Schule frei ist. Ohne das bleibt die ganze Demokratie leere Phrase. Schwören wir es uns am Schutzfest des hl. Josef. Wir wollen frei sein. Jeder Vater auf seinem Grund und Boden ein König, ein Selbstherrscher unter seinen Kindern!





Quelle: »Die Schildwache«, Basel, Jahrgang 1928.



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