Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 14.02.2013 22:27 - DAS TÄGLICHE KREUZ
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
DONNERSTAG NACH ASCHERMITTWOCH

2

DAS TÄGLICHE KREUZ


Es kann kein Christentum ohne Kreuz geben. Das Kreuz des Herrn ist Quelle des Friedens und der Freude.
Das Kreuz in den kleinen Dingen des Alltags.
Mittragen des Kreuzes: alltägliche Widrigkeiten erhalten eine neue Dimension. Kleine Abtötungen.

I. Am Beginn der Fastenzeit erinnert uns das Evangelium in der heutigen Messe daran, daß, wer Jesus nachfolgen will, auf das Kreuz stoßen wird: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.1

Der Herr wendet sich an alle, wenn er vom täglichen Kreuz spricht. Seine Worte haben nichts an Aktualität verloren. Sie richten sich an alle Menschen, die ihm nachfolgen wollen. Es gibt kein Christentum ohne Kreuz, kein Christentum für Laue und Opferscheue. Der Herr nennt unmißverständlich die Voraussetzung für die Nachfolge : Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein2. Deshalb ist das Nein zum Kreuz - zu den kleinen Opfern und zu all dem, was Entsagung bedeutet - ein Anzeichen dafür, daß die Seele beginnt, lau und gleichgültig zu werden.

Ohne Kreuz keine Heiligung und auch keine Freude. Und umgekehrt: die durch das Kreuz geläuterte Seele erlangt im Umgang mit Gott und mit den Menschen Freude und Frieden, selbst inmitten äußerer Wirrnisse und Schwierigkeiten. Wer sich aber dem Opfer in der Gestalt der Entsagung, der Abtötung, verschließt, gerät in die Fallstricke der Triebhaftigkeit und wird unfähig zu einem Denken und Empfinden, das auf Gott ausgerichtet ist.

Deswegen gibt es ohne die Bereitschaft zu Opfer und Abtötung kein Wachsen des spirituellen Lebens. Nach dem heiligen Johannes vom Kreuz gibt es nur wenige, die zu einer innigen Gemeinschaft mit Gott gelangen, weil viele nicht bereit sind, »größere Entbehrungen und Abtötungen«3 auf sich zu nehmen. »Und wenn jemand Christus wirklich besitzen will« fügt der Heilige hinzu, »möge er ihn niemals suchen ohne das Kreuz.«4

Wir sollten daher nie vergessen, daß die Abtötung - da sie uns mit dem Kreuz Christi in Berührung bringt - eng verbunden ist mit der Freude. Das nämlich ist das große Paradox der christlichen Abtötung: Eigentlich müßten konsequente Christen, die ja nicht nur das Leid hinnehmen, sondern sogar nach Gelegenheiten suchen, Opfer zu bringen, zu den traurigsten Wesen der Welt gehören. Aber so ist es ja nicht; denn Abtötung macht nur dann traurig, wenn die Eigensucht überwiegt und es so an Hingabe und Liebe zu Gott fehlt. Opferbereitschaft hingegen bringt Freude, selbst mitten im Schmerz, bringt das Glück, Gott im Erfüllen seines Willens herzlich zu lieben. Es ist die Erfahrung des Paulus: uns wird Leid zugefügt, und doch sind wir jederzeit fröhlich.5

II. »Täglich das Kreuz. Nulla dies sine cruce!, kein Tag ohne Kreuz; kein Tag, an dem wir nicht das Kreuz des Herrn tragen, an dem wir nicht sein Joch auf uns nehmen ... Der Weg unserer persönlichen Heiligung führt Tag für Tag über das Kreuz. Doch trostlos ist dieser Weg nicht, denn Christus selbst hilft uns, und bei ihm kann es keine Traurigkeit geben. In laetitia, nulla dies sine cruce! pflege ich oft zu sagen: die Seele von Freude durchdrungen, keinen Tag ohne Kreuz.«6

Das Kreuz des Herrn, das wir jeden Tag auf uns zu nehmen haben, dürfen wir nicht verwechseln mit den »Kreuzen« die wir uns mit unserer Selbstsucht, mit unserem Neid oder mit unserer Trägheit selbst schaffen. Das ist nicht das Kreuz Christi, sondern die Last des alten Menschen in uns. Weil es nicht auf den Herrn gerichtet ist, führt es nicht zur Heiligkeit.»Manchmal werden wir das Kreuz in einer großen Not finden, in einer schweren und schmerzhaften Krankheit, in einem finanziellen Engpaß, im Tod eines geliebten Menschen: »Vergeßt eines nicht: bei Jesus sein heißt auch mit Sicherheit seinem Kreuz begegnen. Wenn wir uns in die Hand Gottes geben, läßt er es häufig zu, daß wir den Schmerz spüren, Einsamkeit, Widrigkeiten, Verleumdungen, üble Nachrede, Spott, von innen und von außen; denn er möchte uns nach seinem Bild und Gleichnis gestalten, und so erlaubt er auch, daß man uns für verrückt hält und Narren nennt. Das ist die Stunde der passiven Abtötung, die manchmal versteckt, bisweilen auch offen und sogar herausfordernd auf uns zukommt, gerade wenn wir es nicht erwarten«7.

In der Kraft des Herrn werden wir das Kreuz, das er uns schickt, aufrecht zu tragen vermögen. Denn mit dem Kreuz gibt er uns auch seine überreiche Gnade. Sie läßt uns erfahren, daß Gott seinen Freunden immer wieder und auf vielfältige Weise Segen spendet und daß er sie zu Mitträgern seines Kreuzes - gleichsam zu Miterlösern unter ihm - machen will.

Für gewöhnlich jedoch werden wir unserem täglichen Kreuz in kleinen Widrigkeiten begegnen, wie sie bei der Arbeit oder im Zusammenleben auftreten: in unvorhergesehenen Ereignissen, im schwierigen Charakter eines Mitarbeiters, in der Hektik einer kurzfristigen Änderung unserer Pläne, in Störungen und Unannehmlichkeiten wie Hitze, Kälte oder Lärm, im mangelnden Verständnis für unsere Absichten, in einer Unpäßlichkeit ...

Wir können solche alltäglichen Beschwerlichkeiten großherzig und mutig ertragen, gleichsam als Gegengabe für den Herrn - und ohne Klagen; denn wer klagt, gibt zu erkennen, daß er eigentlich das Kreuz zurückweist. Durch die bereitwillige Annahme der Widerwärtigkeiten werden Bußfertigkeit, Geduld, Nächstenliebe, Verständnis und andere Tugenden gefördert, wir kommen Gott näher. Nehmen wir sie aber nur widerwillig an, dann werden sie zum Anlaß für Empörung, Ungeduld und Mutlosigkeit. Für viele Menschen endet der Tag dann freudlos, nicht weil ihnen ein großes Unglück widerfahren wäre, sondern weil sie es nicht verstanden haben, die Ermüdung bei der Arbeit und die kleinen Schwierigkeiten, die den Tag über aufgetreten sind, zu heiligen. Das Kreuz - sei es nun groß oder klein -, das man angenommen hat, spendet Frieden und Freude inmitten des Schmerzes, es ist wie ein Angeld auf das ewige Leben. Das Kreuz hingegen, das man zurückgewiesen hat, verbreitet in der Seele Enttäuschung oder heimlichen Groll, die als Traurigkeit und Unmut nach außen dringen. »Das Kreuz auf sich zu nehmen ist etwas großes, sehr großes ... Es bedeutet, das Leben mit Mut, ohne Schwäche und Erbärmlichkeit zu gestalten; bedeutet, die in unserem Dasein unausbleiblichen Schwierigkeiten in moralische Kraft umzuwandeln, bedeutet, den menschlichen Schmerz zu begreifen, bedeutet schließlich, wahrhaft lieben zu können.«8 Wer als Christ durch die Welt geht und dabei versucht, jedem Opfer auszuweichen, kann Gott nicht finden.

III. Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst ... Es genügt nicht, daß wir nur das Kreuz annehmen, das uns - nicht selten unerwartet - begegnet. Um die Gesinnung der Buße wachzuhalten, werden wir auch von uns aus kleine Abtötungen suchen. Dabei ist es für den inneren Fortschritt von großem Nutzen, sich ganz konkret einige vorzunehmen, die man regelmäßig verrichten kann.

Diese Opfer aus Liebe zu Gott sind von großem Wert, sozusagen ein Kraut gegen Trägheit, Selbstsucht oder Hochmut, die stets auf der Lauer liegen. Die einen werden uns helfen, geordnet und konzentriert zu arbeiten und unser Arbeitsgerät pfleglich zu behandeln. Die anderen werden uns dazu befähigen, verständnisvoller Menschen zu begegnen, mit denen wir es tagtäglich zu tun haben: mit einem Lächeln, das Überwindung kostet, einer Geste der Anteilnahme für die Arbeit eines Kollegen, einem freundlichen Wort oder einer kleinen Hilfeleistung, und nicht zuletzt mit dem Bestreben, die eigene schlechte Laune für sich zu behalten und nicht an anderen auszulassen. Andere Abtötungen wiederum dienen dazu, die Trägheit zu überwinden, die Neugier zu zähmen oder die inneren und äußeren Sinne zu beherrschen. Es ist durchaus nicht nötig, daß es sich hierbei um große Dinge handelt, es kommt nur darauf an, daß man sich angewöhnt, sie regelmäßig und aus Liebe zu Gott zu tun.

Jeder neigt instinktiv dazu, Anstrengungen aus dem Weg zu gehen. Deswegen ist es nötig, wachsam zu bleiben, damit es nicht nur bei guten Absichten bleibt. Gelegentlich wird es hilfreich sein, sich festzulegen, etwa indem man die beabsichtigten kleinen Opfer schriftlich festhält und sie bei der abendlichen Gewissenserforschung überprüft. Dabei werden wir bedenken, daß der Herr jene Abtötungen besonders schätzt, die sich auf die Nächstenliebe, auf den apostolischen Eifer und auf die treuliche Erfüllung unserer Pflichten beziehen.

Am Ende unserer Betrachtung vor dem Herrn wollen wir ihm sagen, daß wir bereit sind, ihm nachzufolgen - das Kreuz auf uns zu nehmen, heute und Tag für Tag.

1 Lk 9,23. - 2 Lk 14,27. - 3 Johannes vom Kreuz, Lebendige Liebesflamme, 2,7. - 4 ders., Brief an Juan von Santa Ana, 23. - 5 2 Kor 6,10. - 6 J. Escrivá, Christus begegnen, 176. - 7 ders., Freunde Gottes, 301. - 8 Paul VI., Ansprache, 24.3.1967.



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz