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  • 12.03.2013 09:36 - GEDULDIG AUF HEILUNG WARTEN
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
4. WOCHE - DIENSTAG

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GEDULDIG AUF HEILUNG WARTEN

Der Gelähmte vom Teich Betesda. Ausdauer im inneren Kampf macht uns demütiger und erfahrener.
Der Wert der Geduld. Auch eine schwere Niederlage kann uns voranbringen.
Die Unzulänglichkeiten unserer Mitmenschen sind Prüfstein für Geduld und Verständnis.

I. Das heutige Evangelium berichtet von einem Mann, der seit achtunddreißig Jahren krank war und sich vom Wasser des Teiches Betesda Heilung erhoffte1. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, daß er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke schildert seine Situation: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh! Der Gelähmte gehorchte dem Wort: Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging.

Der Herr ist immer bereit, auf unsere Nöte einzugehen. Freilich müssen wir unsere Not sehen wollen und gewillt sein, sie zu überwinden. Sonst suchen wir unwillkürlich nach Ausreden: Ich habe es doch schon so oft versucht ... es hat keinen Zweck ... ich bin halt so ... Wir finden uns dann mit vielen Fehlern und Schwächen einfach ab, die uns von Gott und vom Nächsten trennen.

Diese Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, durch die Umkehr des Herzens zu Gott und durch Werke der Buße dem Heilswirken Gottes in unserer Seele den Weg zu ebnen. Jesus erwartet von uns Ausdauer im inneren Kampf, die Bereitschaft, immer wieder neu zu beginnen. Der heilige Johannes Chrysostomos sagt dazu: »Der Herr befragte den Gelähmten nicht etwa, weil er etwas von seiner Krankheit erfahren wollte - er hatte es ja nicht nötig -, sondern um die Geduld des Kranken hervorzuheben; seit achtunddreißig Jahren wartete er und hatte nicht aufgehört, auf Heilung zu hoffen.«2

Im Kampf um eine Tugend oder gegen einen Fehler ist nicht nur die Entschlossenheit Zeichen unserer Liebe zu Christus - auch die Geduld. Wir können die achtunddreißig Jahre des Wartens als Anspielung auf eine lange Zeit vergeblichen Mühens verstehen.

Jemand hat die Fähigkeit, aus den eigenen Unzulänglichkeiten geistlichen Nutzen zu ziehen, eine Kunst genannt. Wer sie beherrscht, ist angesichts seiner Gebrechen weder erstaunt noch gibt er vorschnell auf. Mitten in der scheinbaren Vergeblichkeit seiner Mühe wird er vielmehr demütiger und an Lebenserfahrung reicher werden.

Hätte der Gelähmte sein ganzes Leben lang hoffend ausgeharrt? Wir wissen nur so viel: der Lohn des jahrelangen Wartens war die Begegnung mit Christus.

II. Darum, Brüder, haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn! Auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde, er wartet geduldig, bis im Herbst und im Frühjahr der Regen fällt.3

Geduldig ausharren im inneren Kampf - dies ist gewissermaßen der Zauberschlüssel. Der heilige Franz von Sales schreibt: »Die Unruhe und das schmerzliche Sehnen, die mit dem Verlangen nach der Liebe verbunden sind, sollen uns nicht entmutigen und zur Verzweiflung treiben. Darum hat der Herr, der will, daß wir so inbrünstig nach ihm verlangen, uns tausendfach die Verheißung gegeben, daß wir das ersehnte Gut leicht erlangen können, wenn wir nur die Mittel gebrauchen, die er uns zur Erreichung dieses Zieles bereitgestellt hat.«4

Wenn wir bedenken, daß Tugend ein beständiges Streben zum Guten ist, wird es uns nicht überraschen, daß sie nicht in einem einzigen Kraftakt, sondern allein - getragen von der Gnade - durch beharrliches hartnäckiges Ringen zu erlangen ist, Tag für Tag. »In den Kämpfen der Seele ist die Strategie vielfach eine Frage der Zeit, der geduldigen und beharrlichen Anwendung des rechten Mittels. Immer wieder Gebetsakte der Hoffnung. Denkt daran: In eurem inneren Leben werdet ihr Niederlagen erleiden, ihr werdet Schwankungen erfahren - gebe Gott, daß sie kaum bemerkbar sind -, denn niemand ist frei von solchen Anfechtungen. Aber der Herr, der allmächtig und barmherzig ist, hat uns die geeigneten Mittel gegeben, um siegen zu können. Es genügt, daß wir sie anwenden und entschlossen sind (...), wenn nötig, immer wieder neu zu beginnen.«5

Beharrlichkeit wächst auf dem Boden der Liebe. Nur aus Liebe kann man geduldig sein und weiter kämpfen, ohne fälschlich zu meinen, Fehler und Schwächen seien unabänderlich und definitiv.

Wer seinen Kampf gegen böse Neigungen und charakterliche Unarten mit Geduld führt, ist gegen konformistische Parolen gefeit. Er festigt sich in der Demut und schämt sich nicht, immer wieder vor Gott dazustehen wie der Diener im Gleichnis, der das Geld nicht zurückzahlen konnte6. Wie dieser kann er nur immer wieder um Gnade bitten. Und er weiß, daß sie ihm gewährt wird. Auch eine schwere Niederlage kann uns dem Herrn durch Reue und Sühne näherbringen. Sie entzünden sich an dem heilsamen Schmerz, Gottes Liebe und Wohlwollen wieder einmal ausgeschlagen zu haben.

III. Geduld nicht nur mit uns selbst, wir müssen sie auch den uns Nahestehenden entgegenbringen, erst recht, wenn wir für sie in besonderer Weise verantwortlich sind. Es wäre unrealistisch, so zu tun, als dürften die Menschen um uns keine Unzulänglichkeiten haben. Sie haben sie - wie wir -, und sie sind ein Prüfstein für unsere Verständnisfähigkeit. Wenn uns die Pflicht gebietet, sie einmal zu tadeln, werden wir versuchen, es gelassen und geduldig zu tun: im rechten Augenblick, was oft bedeutet, nicht gleich zu reagieren, sondern abzuwarten. Die Geduld kühlt die gereizte Augenblicksstimmung ab; in gelassener Atmosphäre gibt sie unserer Ermahnung einen objektiven Charakter. Es wird deutlich, daß wir um der Sache willen tadeln, nicht wegen einer subjektiven Stimmung. Und gelegentlich können auf diese Weise auch Menschen, die wir für unverbesserlich hielten, nachdenklich werden.

Deshalb empfiehlt der heilige Johannes Chrysostomos: »Wiederhole deine Ermahnungen immer wieder, doch niemals unwillig; gehe immer mit Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit vor. Hast du etwa noch nicht gesehen, mit welcher Sorgfalt ein Maler manchmal seinen Entwurf löscht und ihn dann wieder überarbeitet, um ein schönes Antlitz wiederzugeben? Laß dich nicht von den Malern übertrumpfen. Wenn sie nämlich schon so viel Sorgfalt auf das Abbild des Körpers verwenden, um wieviel mehr haben dann wir, die wir das Bild einer Seele formen, Veranlassung, alles nur Erdenkliche zu tun, um sie schließlich vollkommen zu gestalten.«7

Ausdauer und Geduld sind besonders nötig, wenn es um unser apostolisches Wirken geht. Die Menschen brauchen Zeit, und Gott ist langmütig: er schenkt seine Gnade zu jeder Zeit, und sie ist vergebend und voller Impulse. Wenn er mir gegenüber so viel Geduld hat, soll ich dann gegenüber einem Freund, den ich zu Gott führen möchte, nicht geduldig sein? Mag sein, daß er jetzt nicht auf mich hören will und die Sache Gottes ihn gleichgültig läßt. Statt ihn aber aufzugeben, werde ich dann um so mehr für ihn beten, Opfer bringen, ihm meine lautere Freundschaft zeigen.

Ließen wir - ungeduldig, unbarmherzig - unsere Freunde im Stich, so könnten sie sich einmal die Klage des Gelähmten zu eigen machen: »Ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich trägt« »Das könnten - leider! - viele Menschen sagen, deren Seele krank und wie gelähmt ist - und die doch Gott und den Nächsten dienen können ... und dienen sollen. - Herr, laß mich niemals gegenüber den Seelen gleichgültig bleiben!«8

Fragen wir uns heute, während dieser Zeit des Gebetes, ob wir uns um die Menschen kümmern, die uns nahestehen. Haben wir es aufgegeben, ihnen eine Stütze zu sein? Haben wir uns an ihre Unzulänglichkeiten gewöhnt, als wären sie unabänderlich? Sind wir ihnen gegenüber geduldig?

Die Fastenzeit erinnert uns daran, daß wir - stellvertretend für sie - Sühne leisten und sie so für die Gnade des Glaubens und der Bekehrung aufnahmebereit machen können.

Der Gelähmte, der am Teich Betesda seine Genesung suchte, fand sie durch Christus. Er ist die Quelle des lebendigen Wassers, das alles reinigt und belebt. In ihm verwirklicht sich die Vision des Propheten Ezechiel, von der wir in der Lesung der heutigen Messe hören: Dieses Wasser fließt in den östlichen Bezirk, es strömt in die Araba hinab und läuft in das Meer, in das Meer mit dem salzigen Wasser. So wird das salzige Wasser gesund. Wohin der Fluß gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können9. Wer auf Christus schaut, über den obsiegen nicht seine Sünden und Fehler. Auch aus ihnen kann Leben erwachsen.

1 Joh 5,1-16. - 2 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Matthäusevangelium, 36. - 3 Jak 5,7. - 4 Franz von Sales, Über die Gottesliebe, Zürich 1978, S.79. - 5 J. Escrivá, Freunde Gottes, 219. - 6 vgl. Mt 18,23 ff. - 7 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Matthäusevangelium, 30. - 8 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 212. - 9 Ez 47,8-9.



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