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  • 19.03.2013 14:03 - AUF CHRISTUS SCHAUEN
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

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AUF CHRISTUS SCHAUEN


Der Blick auf den gekreuzigten Herrn heilt uns von unseren Gebrechen.
Stoßgebete und Gedächtnisstützen als Hilfe, um in der Gegenwart Gottes zu verharren.
Die Gestalten aus dem Evangelium lehren uns, was Stoßgebete sein können.

I. Die erste Lesung der heutigen Messe erhält vor dem Hintergrund eines Wortes des Herrn, das wir im Kommunionvers hören, ihre tiefere Bedeutung: Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen - so spricht der Herr.1 Der Text aus dem Buch Numeri berichtet, wie das Volk gegen den Herrn und gegen Mose zu murren begann2. Die Menschen - müde und erschöpft von der langen Wanderung unterwegs zum gelobten Land - haben vergessen, daß Gott sie aus der Knechtschaft in Ägypten herausgeführt hat. Zur Strafe schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk. Sie bissen die Menschen, und viele Israeliten starben. Da erkannte das Volk seine Schuld und wandte sich an Mose. Mose legte Fürbitte bei Gott ein. Der Herr sprach zu ihm: Mach dir eine Schlange, und häng sie an einer Fahnenstange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht. Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Fahnenstange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.

Der Herr greift diese Stelle aus dem Alten Testament in seinem Gespräch mit Nikodemus auf: Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.3 In Christus erhält das alttestamentliche Geschehen seine Erfüllung. Christus am Kreuz ist das Heil der Menschen, die Rettung gegen alles Böse, das uns bedrängt. In souveräner Freiheit besteigt er das Kreuz, damit jeder, der glaubt, das ewige Leben hat. Und vom Kreuz aus zieht er alle an sich.

Zu jeder Zeit werden wir - das Volk Gottes unterwegs zur ewigen Heimat - von Gift und Schlangen bedroht. Es fällt nicht schwer, sie beim Namen zu nennen: Eigensucht, Neid, Protest, Beliebigkeit in der Glaubenslehre, Trägheit im Willen, zügellose Sinnlichkeit ... Sie alle bedrohen das Gnadenleben in uns, das mit der Taufe zu wirken begonnen hat. So wie die gefährdeten Israeliten zur kupfernen Schlange aufblickten, um geheilt zu werden, schauen wir Christen auf Christus, auf seine heilbringende und lebenspendende Lehre. Jetzt wissen wir, was sein Wort vom »erhöht werden« heißt: Christus hängt am Kreuz. Unsere Blicke richten sich auf ihn, während wir auf unserem Weg zum Land der Verheißung sind. Und da wir ein Volk sind, das zusammengehört, wollen wir auch den anderen helfen, ihren Blick auf Jesus zu richten.

Auf Jesus schauen bedeutet, sich sein heiliges Menschsein vor Augen zu führen. Die lebendige christliche Frömmigkeit bietet uns dafür viele Formen: den Rosenkranz, den Kreuzweg, die Betrachtung des Evangeliums, die stille Anbetung vor dem Tabernakel. Nur eine vitale Spiritualität kann uns vor den Angriffen einer Welt bewahren, die sich mehr und mehr von Gott abzuwenden im Begriff ist und jeden mitzureißen droht, der nicht auf festem Grund steht.

Je deutlicher wir die Verwüstungen beobachten, die der Feind Tag für Tag um uns anrichtet, um so mehr werden wir unseren Blick auf den erhöhten Herrn richten. Das Wort des Psalmisten wird zum Ruf der Seele - ob in der Not oder im tiefen inneren Frieden: Vultum tuum, Domine, requiram - dein Antlitz will ich suchen, Herr, auf dich will ich schauen4. Dort finden wir unsere Kraft: in der Freundschaft mit Jesus, genährt im Gebet, durch das Bewußtsein der Gegenwart Gottes mitten im Alltag, im Empfang der heiligen Eucharistie. Da erkennen wir, daß Christus nicht allein das Heilmittel gegen unsere Schwäche ist, sondern vor allem das Ziel unserer Liebe.

II. Natürlich erwartet der Herr von uns, daß wir in den Zeiten, die wir dem Gebet widmen, auf ihn schauen. Da er uns als normale Christen inmitten der Gesellschaft berufen hat, erwartet er von uns, daß wir ebendort, im Gewühl der Welt, unseren Blick auf ihn richten. Es ist nicht immer leicht, sich auf ihn zu besinnen, wenn man von morgens bis abends vollauf mit weltlichen Angelegenheiten beschäftigt ist. Aber der Herr wartet auf uns gerade hier: im Getriebe der modernen Arbeitswelt. In jeder Situation können wir betende Menschen sein - »immer, bei allen Gelegenheiten und in den verschiedensten Umständen, denn Gott verläßt uns niemals. Es ist nicht christlich, sich als allerletzte Zuflucht auf die Freundschaft mit Gott zu besinnen. Oder finden wir es etwa normal, daß wir die Menschen, die wir lieben, ignorieren und vergessen? Nein, natürlich nicht, sie sind uns vielmehr ständig gegenwärtig, und ihnen gelten unsere Worte, unsere Wünsche, unsere Gedanken. Genauso muß es auch im Umgang mit Gott sein.«5

In unserem Bemühen um die Gegenwart Gottes können uns kleine »Kunstgriffe,« helfen: ein Stoßgebet, ein Wort der Anbetung oder der Reue, eine geistige Kommunion, ein Blick zu einem Marienbild .... denn sonst kann sehr viel Zeit verstreichen, ohne das wir uns des Herrn, der Muttergottes oder unseres Schutzengels versichert hätten. Wie uns in unserem Alltag, wenn wir unbedingt an etwas denken müssen, Gedächtnisstützen und Eselsbrücken helfen, so sind sie auch in unserem Glaubensleben gute Mittel gegen Vergeßlicheit.

Viele Menschen tragen von jenen ein Bild bei sich, die ihnen teuer sind. Warum nicht auch ein Bild der Gottesmutter, dessen Anblick ein inneres Wort - »Danke, Mutter!« hervorruft? Warum nicht ein Taschenkreuz bei sich tragen, das die Hand - gleichsam unbeabsichtigt - aufspürt, wenn diese oder jene Aufgabe drückt?»Auch hier kann sich der Einfallsreichtum der Liebe in ganz praktischen Gedächtnishilfen erweisen. Ein Arzt im Operationssaal, eine Hausfrau beim Aufräumen der Wohnung oder ein Busfahrer beim Vorbeifahren an einer Kirche ..., jeder kann so die Gegenwart Gottes immer wieder neu finden. Auf der Suche danach wird er erfahren, daß dies keine Last ist, eher ein Spiel: »Stoßgebete behindern die Arbeit ebensowenig, wie das Schlagen des Herzens die Körperbewegung behindert.«6

Gegenwart Gottes kann zu etwas Selbstverständlichem, Spontanem werden. Nur dann jedoch, wenn wir beharrlich sind.

III. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.7 Sicher währte ein solches Gebet Stunden. Aber das Evangelium berichtet ebenso von den kurzen Stoßgebeten Jesu zu seinem himmlischen Vater: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde8. Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.9

An anderen Stellen hören wir von einer umgekehrten Bewegung: jetzt ist Jesus der Angesprochene, und die Menschen treten an ihn heran mit kurzen, flehenden Rufen um Erbarmen: Herr, wenn du willst, kannst du machen, daß ich rein werde10, ruft ein Aussätziger; der Blinde von Jericho schreit: Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir11; der Schächer an seiner Seite bittet ihn: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst12. Es sind glaubenserfüllte Bitten, und der Herr reagiert auf sie. Solche Worte oder Notrufe können zu eigenen Stoßgebeten werden, die plötzlich und ruckartig in uns aufsteigen - eine Grunderfahrung christlichen Betens.

Mit dem Zöllner im Tempel können wir um Verzeihung bitten: Gott, sei mir Sünder gnädig13; oder mit Petrus in Liebe und Reue bekennen: Herr, du weißt alles, du weißt, daß ich dich liebe14, oder mit ihm ausrufen: Ich glaube, hilf meinem Unglauben15; das Mein Herr und mein Gott!16 des Thomas vor dem Auferstandenen vereint Glaube und Hingabe und paßt sehr gut zu der äußeren Geste der Kniebeuge vor dem Tabernakel. Immer werden wir solche kurzen Gebete finden, die wir, einer Anmutung des Augenblicks folgend, wie Stoßseufzer sprechen.

Und manchmal genügt ein Blick, eine innere Ahnung, eine Geste, deren Bedeutung nur wir kennen. Das alles ist wie das Atmen der Seele vor Gott, spontan, natürlich, selbstverständlich. Es belebt unseren Alltag und was ihn ausfüllt.

Die heilige Theresia von Avila erinnert sich an die Wirkungen eines bestimmten Stoßgebetes in ihrem Leben. Sie war noch ein Kind. Zusammen mit ihrem Bruder las sie Berichte über heilige Märtyrer. Der Gedanke an die Ewigkeit beeindruckte sie: »Es wunderte uns sehr, wenn wir lasen, Seligkeit und Höllenqual seien für immer. Das brachte uns dazu, uns solches lange auszumalen. Und es gefiel uns, vielmals zu wiederholen: Für immer - für immer! Der Herr wollte, daß diese wiederholten Worte mir schon in der Kindheit den Weg der Wahrheit einprägten.«17

Zum Abschluß unseres Gebetes wollen wir das Wort - auch dies ein Stoßgebet - der Jünger von Emmaus aufgreifen: Mane nobiscum, Domine, quoniam advesperascit18. Bleibe bei uns, Herr, denn es wird bald Abend. Ja, ohne dich ist es Nacht und sind unsere Wege gefährlich. Aber in deiner Nähe finden wir auch im banalsten Alltag ein Licht.

1 Kommunionvers der Messe vom Tage. Joh 12,32. - 2 1. Lesung der Messe vom Tage. Num 21,4-9. - 3 Joh 3,14-15. - 4 vgl. Ps 27,8. - 5 J. Escrivá, Freunde Gottes, 247. - 6 ders., Die Spur des Sämanns, Nr. 516. - 7 Mk 1,35. - 8 Mt 11,25. - 9 Joh 11,41.- 10 Mt 8,2-3. - 11 Lk 18,38-39. - 12 Lk 23,42-43. - 13 vgl. Lk 18,13. - 14 Joh 21,17. - 15 Mk 9,23. - 16 Joh 20,28. - 17 Theresia von Avila, Leben, 1,4. - 18 Lk 24,29.



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