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  • 22.03.2013 08:40 - JESU GEBET IM ÖLGARtEN
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
5. WOCHE - FREITAG

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JESU GEBET IM ÖLGARtEN

Jesus in Getsemani: leidend und betend.
Es gibt Zeiten, in denen das Gebet inniger, drängender sein muß.
Beten: In der Stunde wirklicher Not und auch, wenn es einem schwerfällt.


I. Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.1 Der Herr begab sich mit der kleinen Schar der Apostel in einen auf dem östlichen Ufer des Kidronbaches gelegenen Garten. Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch und wartet hier, während ich bete. Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst, und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!2 »Jesus heißt auch die drei warten - und vielleicht wundern sie sich darüber, daß er sie bittet, sie möchten mit ihm wachen. Vielleicht ist es das erste Mal, daß er etwas Derartiges verlangt«3 Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit4. Ihn verlangte es nach Gebet. Er blieb bei einem Felsen stehen und kniete nieder5, schreibt Lukas. Nach Markus: er warf sich auf die Erde6. Nach Matthäus: er warf sich zu Boden7. Jesus wendet sich an seinen Vater in einem Gebet der Hingabe, des Vertrauens und der Liebe: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.

Der Herr hat die Sünden der Welt auf sich genommen, als sei er der Sünder. »In dieses Geheimnis treten wir nur ein, wenn wir sehen und an uns heranlassen, daß sein Inhalt unsere Sünde ist. Die Menschensünde, aber in dem sich verwirklichend, was wir getan haben, heute und gestern und je: mit all unserer täglichen Auflehnung und Trägheit, Unlauterkeit und Bosheit; mit all dem Bösen, das der Bezeichnung entgeht, das in den Wurzeln sitzt, die Richtung und Haltung unseres Daseins durchdringt. So viel verstehen wir, was hier geschieht, als wir verstehen, daß hier unsere Sünde zu Ende gelebt wird - ebenso wie wir erst dann, wenn wir uns in die Furchtbarkeit dieser Stunde hineingeben, verstehen, was Sünde heißt.«8

»Jesus, allein und traurig, leidet und tränkt die Erde mit seinem Blut. - Auf dem harten Boden kniend harrt er aus im Gebet. - Er weint um dich ... und um mich: die Sünden der Menschen lasten schwer auf ihm.«9

Welch großen Dank schulden wir ihm für dieses Opfer, das uns von Sünde und ewigem Tod befreit! In der Stille unseres Gebetes betrachten wir ihn: Er betete in seiner Angst noch inständiger10.

Nur das ungebrochene Vertrauen in den Vater trägt ihn. Die Kräfte des Leibes lassen nach, ein Engel stärkt ihn. Zur menschlichen Natur gehört die Leidensfähigkeit. Hier ist sie greifbar, in der Gestalt des ermatteten Christus.

Wir denken an eigene Leidenszeiten: Augenblicke des inneren Kampfes, manchmal in Dunkelheit und seelischer Qual, die es erschweren, sich dem Willen Gottes zu fügen. Wir verlieren dann leicht die Hoffnung. Jesus im Ölgarten zeigt uns den Ausweg aus solchen Situationen. Das Leiden wird zu Gebet. So ist es möglich, uneingeschränkt und bedingungslos an Gottes Willen festzuhalten.

»Jesus betet im Ölgarten: Pater mi (Mt 26,39), Abba, Pater! (Mk 14,36). Gott ist mein Vater, auch dann, wenn er mir Leid schickt. Seine Liebe ist zart, auch dann, wenn er mich verwundet. Jesus leidet, um den Willen des Vaters zu erfüllen ... Auch ich will den heiligsten Willen Gottes in der Nachfolge des Meisters erfüllen. Warum dann klagen, wenn Leid mich auf meinem Weg begleitet?«11

II. Es ist Nacht, aber Jesus sieht im Lichte der göttlichen Weisheit Herz und Seele aller Menschen. Vor seinem Auge vollzieht sich das Drama unserer Sünden. Er sieht, daß sich viele der Sühne verschließen, die er für sie leistet, er erkennt, daß sein Opfer für viele vergeblich sein wird, er gewahrt schon jetzt durch die Zeiten die Auflehnung und Abgestumpftheit vieler Menschen gegenüber der göttlichen Liebe.

Dreimal sucht er die betende Gemeinschaft mit den drei Jüngern. Wachet mit mir, bleibt an meiner Seite, laßt mich nicht allein, hatte er sie angefleht. Doch als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen; und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten.12 Jesus - ganz Mensch - sucht in der Stunde der Not die Nähe anderer Menschen. Aber nicht einmal die findet er. In einer Nacht, die zum Wachen einlud, schliefen seine Freunde. Ihre Liebe war noch nicht stark genug, sie versanken in Schwäche und Trauer. Christus hatte sie zu Pfeilern seines Erlösungswerkes auserwählt, aber ihn selbst konnten sie nicht stützen.

Beten - ja immer, und dennoch gibt es Zeiten, in denen das Gebet inniger sein muß; es gerade dann aufzugeben, hieße die Nähe zu Christus aufgeben. Die Frage an die drei Gefährten ist eine Frage an uns: Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet.13 In Versuchung geraten: der Schmerz, der mich aus der Fassung bringt, die Widerwärtigkeiten, die ich nicht einzuordnen vermag, dunkle Leidenschaften, denen ich nachgeben möchte, die Irrlichter eines satten, bequemen und oberflächlichen Lebens, das Unbehagen schon beim Gedanken an eine Überwindung ...

Aus dem täglichen betrachtenden Gebet schöpfen wir die Kraft, wachsam zu bleiben angesichts eines Feindes, der niemals schläft. Dann können wir leichter Versuchungen abwehren und Schwierigkeiten überwinden. Durch das Gebet erwidern wir die Bitte des Herrn, ihn zu begleiten. Doch die persönliche Erfahrung sagt uns: »wie schwer ist es, ihn zu begleiten, wenn man nicht betet.«14

Wenn uns erst einmal der tägliche Umgang mit ihm zu einem selbstverständlichen Bedürfnis geworden ist, dann werden wir ihm sagen können: Und wenn ich mit dir sterben müßte - ich werde dich nie verleugnen.15 Im Munde des Petrus war es ein vorschnelles Wort, das er nicht einhalten konnte; vielleicht hatte ihm die Kraft ausharrenden Betens gefehlt, um das ihn der Herr angehalten hatte. Aber vielleicht hat er gerade nach seiner Verleugnung gelernt, beharrlich zu beten, das ihm dann die Treue bis zur Hingabe des Lebens für seinen Meister schenkte.

III. Die Betrachtung des Todesleidens Christi in Getsemani kann in uns einen ganz unspektakulären, aber grundlegenden Vorsatz festigen: das tägliche Gebet niemals zu vernachlässigen und den Willen Gottes auch dann zu erfüllen, wenn es uns schwerfällt. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst! »Jesus, was du auch >willst< ..., ich liebe es«16, so faßt ein gottliebender Mensch sein Gebet zusammen.

Viele Heilige haben aus der betenden Versenkung in Jesu Todesleiden Kraft geschöpft. Besonders eindrucksvoll ist das Beispiel des Thomas Morus. Die Hinrichtung steht bevor, er verbringt die letzten Tage seines Lebens im Londoner Tower.

»Er kniet mit Jesus im Garten Getsemani, zittert mit ihm, ist mit ihm zu Tode betrübt, graust sich mit ihm vor der kommenden Qual, sieht, fühlt, trägt mit ihm das kommende Elend der Brüder, betet mit ihm. Und er bittet: (...) >Pflanze in mein Herz die sanfte Fügsamkeit, deren es bedarf, um mit deiner Gnade den Eingebungen meines guten Engels zu folgen und den stolzen Einflüsterungen der gefallenen Engel zu widerstehen. Um des bitteren Leidens Christi willen mach mich seiner Seligkeit teilhaftig< (...). Und er vernimmt die Antwort: >Fasse Mut, schwaches Herz, verzweifle nicht! Obwohl du voller Angst bist und müde und in großer Gefahr, die schmerzlichsten Qualen zu erleiden ... sei getrost trotz alledem, denn ich selbst, der Herr dieser ganzen Welt, habe dennoch viel, viel mehr Angst, Trauer und Erschöpfung gefühlt. Und ich litt auch noch mehr innere Qual, als ich daran dachte, wie schnell das bitterste Leiden auf mich zukam. Der Starkmutige mag tausend glorreiche Märtyrer finden, deren Beispiel er freudig folgen kann. Aber du nun, du ängstliches und schwaches, dummes Schäflein, bedenke, daß es für dich genügt, hinter mir herzugehen, der ich dein Hirte bin und für dich sorge. Also mißtraue dir selbst und setze dein Vertrauen in mich.<«17

Das ist das vertrauensvolle Gespräch mit Gott, das ein Mensch in seiner Drangsal, in der Kreuzesnachfolge führt. Wollen wir in schwierigen Stunden so reagieren, müssen wir in Stunden ohne Anfechtungen, wenn nichts uns zusetzt, der Bedrängnisse Jesu gedenken: der Kreuzweg, die schmerzensreichen Geheimnisse des Rosenkranzes, das Stoßgebet vor einem Kruzifix können der Anstoß dazu sein. Wenn es uns schwerfällt, den Willen des Herrn in Ereignissen zu erkennen, die wir nicht recht einzuordnen wissen, dann helfen uns Jesu Worte: Aber nicht, was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.18

1 Mk 14,26. - 2 Mk 14,32-34. - 3 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.453. - 4 Lk 22,41. - 5 ebd. - 6 Mk 14,35. - 7 Mt 26,39. - 8 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.454. - 9 J. Escrivá, Der Rosenkranz, Die Todesangst im Ölgarten. - 10 Lk 22,44. - 11 J. Escrivá, Der Kreuzweg, I,1. - 12 Mk 14,40. - 13 Lk 22,46. - 14 vgl. J. Escrivá, Der Weg, Nr. 89. - 15 Mk 14,31. - 16 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 773. - 17 Peter Berglar, Die Stunde des Thomas Morus, Frankfurt 1987, S.244-245. - 18 Mk 14,36.



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