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  • 17.04.2013 09:38 - FRUCHTBARE BEDRÄNGNISSE
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

OSTERZEIT
3. WOCHE - MITTWOCH

18

FRUCHTBARE BEDRÄNGNISSE

Zeugen inmitten der Bedrängnis.
Die Nähe zu Christus um so entschiedener suchen.
Erneuertes Ja zu allen Prüfungen.


I. Alle wurden in die Gegenden von Judäa und Samarien zerstreut, mit Ausnahme der Apostel. Lukas schiebt diesen Satz, den wir in der heutigen Lesung hören1, zwischen Martyrium und Bestattung des Stephanus und verdeutlicht damit den Zusammenhang zwischen dem Blutzeugnis des ersten Märtyrers und der Verfolgung der Gemeinde. »Der tote Stephanus« schreibt Johannes Chrysostomos, »entmutigte die Christen keineswegs, sondern er stärkte sie. Die Christen wurden zerstreut, um desto mehr die Lehre Christi auszubreiten.«2 Die Gläubigen zogen umher und verkündeten das Wort3, nur die Apostel blieben in Jerusalern: »Das bedeutet nicht, daß sie etwa >besonders mutig< und die geflüchteten Jünger >besonders ängstlich<, um nicht zu sagen, feige gewesen wären. Gott braucht und bestimmt seine Zeugen nicht nach einem starren Reglement, sondern nach dem Ratschluß seiner Vorsehung. Er bedarf aller Arten von Zeugen - solcher, die leiden und sterben, anderer, die heiraten und Kinder aufziehen, solcher, die ihr Blut vergießen, und anderer, die nur Tinte benötigen, solcher, die arbeiten, und anderer, die als Invaliden im Rollstuhl sind. Und er bedarf der Zeugen an allen Orten und in allen Situationen - solcher, die im Zentrum des Wirbelsturms ausharren, und anderer, die fortgeweht werden als Same in fremdes, unbebautes und verwildertes Erdreich; solcher, die vor die Verfolger hintreten, und anderer, die sich vor ihnen verstecken.«4

Alle - jeder in seiner Lage - tragen zur Ausbreitung des Glaubens bei, in Friedens- wie in Verfolgungszeiten. Widerspruch überrascht sie nicht, denn der Herr hatte es ihnen ja angekündigt: Wenn euch die Welt haßt, dann wißt, daß sie mich schon vor euch gehaßt hat.5 Aber jetzt sehen sie, was die Verfolgung bewirkt: die Frohe Botschaft erreicht nun Menschen in entlegensten Gegenden, die sonst nichts von ihr erfahren hätten. Sie werden an das Wort des Paulus gedacht haben, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt6. Und im Vertrauen darauf, daß Gott für jede Situation die entsprechende Gnade schenkt, stellen sich die Urchristen froh, eifrig, tapfer und liebenswürdig dem Wechsel von Frieden und Bedrängnis.

Warum lassen wir uns manchmal von Hindernissen und Schwierigkeiten verunsichern, als wären sie etwas Ungewöhnliches? Sind uns die zahlreichen Mahnungen der Heiligen Schrift nicht gegenwärtig? Petrus schreibt: Liebe Brüder, laßt euch durch die Feuersglut, die zu eurer Prüfung über euch gekommen ist, nicht verwirren, als ob euch etwas Ungewöhnliches zustoße.7 Und im Jakobusbrief lesen wir gleich zu Beginn, daß die Prüfungen Gutes bewirken: Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchung geratet.Ihr wißt, daß die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen.8

Bedrängnisse, weil eine materialistisch gesinnte Umgebung sich gegenüber christlichen Idealen verschließt, sind die Feuerprobe unseres Glaubens. Diese Umgebung reagiert nicht selten verleumderisch und mit Unterstellungen, diskriminierend im Beruf und mit Benachteiligungen in der Gesellschaft. Wir werden daran erinnert: »Zeugnis geben von Christus, das ist der Beruf, das Amt, die Würde des Christen. Der Geist der Wahrheit zeugt in und durch uns: das ist der Beistand des wahren Christen, leiden um der Gerechtigkeit willen - das ist das Schicksal des wahren Christen.«9

Bedrängnisse können auch Ausdruck der existentiellen Not von Geschöpfen in einer Welt sein, die nicht ihr endgültiges Zuhause ist. »Die Schmerzen können mich nur auf eine Zeit unfähig machen, nachzusinnen über die Wege, auf denen mich die Hand des Herrn zum Ziele führt; können mir die Aussicht auf die kommende Erlösung nur eine Weile verdunkeln - aber die Wurzel des Vertrauens mögen sie mir nicht aus dem Herzen reißen.«10 Betend erkennen wir, daß der Herr uns mit seinem Kreuz segnet.

II. Tag für Tag lehrten sie unermüdlich im Tempel und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus.11 Sie ernteten viel Zustimmung, aber auch Widerspruch, der von den Machthabern kräftig geschürt wurde. Auch dies gehört zu unseren Erfahrungen heute: »Es gibt wohl zur Zeit in der öffentlichen Meinung Westeuropas kaum eine Institution, die mehr diffamiert und gehaßt wird, als die Kirche. Wir bekommen es auch hier zu spüren, daß Christ-Sein, Kirche-Sein Teilhabe an der Passion Christi bedeutet.«12 Jedoch empfinden wir in dem Maße, in dem die Welt sich von Gott trennt, den Ruf des Herrn deutlicher und die Not der Welt drängender. Wir können zeigen, daß Christus lebt und daß - ohne den Glauben an ihn - die Welt ins Taumeln gerät. Je finsterer es um uns wird, um so mehr drängt uns der Herr, die Welt zu erhellen, in das Leben dieses oder jenes Menschen Licht zu tragen. Je mehr die Vorurteile der Gesellschaft oder die Abgestumpftheit des einzelnen dies erschweren, um so nötiger wird es, das persönliche Gebet zu suchen, sich im Angesicht des Tabernakels Kraft zu holen, gegen die eigene spießige Mentalität entschiedener anzugehen. Dann bewirken Anfeindungen und Gleichgültigkeit eine größere Nähe zum Herrn, mehr Innigkeit im Gebet, mehr Großherzigkeit im Opfer.

Drücken jedoch die Widerwärtigkeiten eine Seele, die sich nicht auf Gott stützt, dann wird ihr Glaube allmählich brüchiger, ihre Traurigkeit nimmt zu, und der Wunsch nach Gottesnähe wird immer schwächer. Die Seele - für Versuchungen anfälliger - steht gleichsam vor einer Wegegabelung: entweder bindet sie sich enger an Gott, oder sie sucht die Distanz zu ihm. »Es gibt viel Leid, das über den Menschen hereinbricht. Es gibt aber auch ein Leid, das nicht schicksalhaft über uns kommt, das man freiwillig übernehmen muß. Man kann es sich vom Hals halten, indem man sich für die große Weigerung entschließt: indem man nein sagt zur Nachfolge Christi; nein sagt zur Teilhabe an der Sendung Jesu in der Welt; nein sagt zu einer Kirche, die bezeichnet ist mit dem Kreuz.«12

Je nach der inneren Gestimmtheit einer Seele werden Leid und Widerspruch - Krankheit, Verleumdung, eine feindselige Öffentlichkeit - anders wirken. Denn der Weg zur Vollendung in Gott ist keine »pflanzenhafte >Entfaltung< und >Entwicklung<, der das Gute mühelos gelingt (...). Der Grundstein christlicher Lebenslehre dagegen ist der Begriff des bonum arduum, des >steilen Gutes<, hinausragend über den Bereich der mühelos ausgestreckten Hand.«14 Wir verstehen die Haltung der Apostel: sie freuten sich, daß sie gewürdigt worden waren,für seinen Namen Schmach zu erleiden15.

»Sie ziehen über dich her ... Dein guter Ruf! ... Was liegt schon daran ...

Auf alle Fälle sollst du Scham und Schmerz nicht deinetwegen, sondern ihretwegen empfinden - deine Verleumder müssen dir leid tun...«16

III. Das lastende Kreuz bedeutet Nähe zu Christus. Er fordert uns auf, auch im Widerspruch den Weg der Nachfolge weiterzugehen und unsere Mühen mit ihm zu teilen. Ohne die Hilfe der Gnade wäre dies unmöglich. Es liegt an uns, ob wir seine Gnadenmittel mit offenen Händen empfangen wollen. Zu ihnen gehört nicht zuletzt die offene Aussprache mit unserem geistlichen Begleiter: »Ein sanfter Wind und ein Orkan - das ist zweierlei. Ersterem kann jeder standhalten, es ist ein Kinderspiel, sozusagen ein simulierter Kampf ...

Kleine Widerwärtigkeiten, unbedeutende Verzichte, vorübergehende Nöte - gern hast du sie hingenommen; du warst innerlich froh und dachtest: Jetzt arbeite ich wirklich für Gott, denn ich bekomme sein Kreuz zu spüren ...

Aber ach, mein armes Kind, da kam der große Sturm. Naturgewalten brachen los, die hundertjährige Bäume zu entwurzeln vermögen. Sie ließen dich im Innersten erzittern und erschütterten deine äußere Sicherheit ... Hab Vertrauen! Keine Macht kann deinen Glauben und deine Liebe ausreißen und dich vom Weg abbringen, wenn du dich nicht von dem >Haupt< entfernst, wenn du mit ihm vereint bleibst.«17

Doch vergessen wir nicht: das Entscheidende geschieht vor dem Tabernakel. Dort erkennen wir, daß der Herr uns nicht bloß eine nostalgische Erinnerung an sein Leiden hinterlassen hat, wir erleben die Fruchtbarkeit seines Kreuzes damals an seiner Gegenwart unter uns heute und vergegenwärtigen uns, wie er das schwerste aller Kreuze - das Kreuz unserer Sünden - gelassen und ergeben zum Golgota getragen hat. »Mag auch noch so vieles stürzen und scheitern, mag noch so großes Ungemach unsere Pläne zerstören - nichts wird dadurch besser, daß wir aus dem inneren Gleichgewicht geraten. Erinnere dich vielmehr an das vertrauensvolle Gebet des Propheten: >Der Herr ist unser Richter, der Herr gibt uns Gesetze, der Herr ist unser König, er wird uns retten.<

Bete es täglich mit Andacht, damit dein Verhalten sich stets in Übereinstimmung mit der göttlichen Vorsehung findet, die uns zu unserem Besten lenkt.«18

Die Apostel und die ersten Christen haben Verfolgung erfahren. Sie sahen darin das Kreuz. Sie wichen nicht zurück, so wuchs ihr Glaube: in ihnen selbst, in den Neubekehrten, an neuen Orten. Uralt ist diese christliche Erfahrung: Bedrängnisse können die Liebe stärken, die Seele läutern, das Zeugnis fruchtbarer werden lassen. Deshalb erneuern wir am Ende dieser Zeit des Gebetes unser Ja zu allen Prüfungen, die der Herr uns - innerlich oder äußerlich - im Beruf, durch Krankheit, durch Anfeindungen in der Öffentlichkeit schickt. »In der Stunde der Schmach, unter dem Kreuz, ist Maria zur Stelle, ihrem Sohn nahe ..., bereit, sein Los zu teilen.

Überwinden wir die Angst davor, uns da, wo wir hingestellt sind, als verantwortliche Christen zu bekennen. Das mag unbequem sein - aber die Gottesmutter wird uns helfen.«19

1 Apg 8,1b-8. - 2 Johannes Chrysostomos, Homilien über die Apostelgeschichte, 18. - 3 Apg 8-4. - 4 P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.208. - 5 Joh 15,18. - 6 Röm 8,28. - 7 1 Petr 4,12. - 8 Jak 1,2-4. - 9 J.M.Sailer, Geistliche Texte, München/Zürich 1981, S.107. - 10 ebd. S.107. - 11 Apg 5,42. - 12 J.Kard.Meisner, Unsere Hoffnung stärke euch, Köln/Graz/Wien 1989, S.27. - 13 ebd. - 14 J.Pieper, Vom Sinn der Tapferkeit, München, 1963, S.24. - 15 Apg 5,41. - 16 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.241. - 17 ebd., Nr.411. - 18 ebd., Nr.855. - 19 ebd., Nr.977.



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