Bischof Huonder: Die Pfarrei-Initiative bringe „Auffassungen und Haltungen zum Ausdruck, die mit dem Glauben und mit der geltenden Ordnung der katholischen Kirche nicht vereinbar sind“.
Chur (kath.net/pbc) Die Pfarrei-Initiative bringe „Auffassungen und Haltungen zum Ausdruck, die mit dem Glauben und mit der geltenden Ordnung der katholischen Kirche nicht vereinbar sind.“. Dies schrieb der Churer Bischof Vitus Huonder den Unterzeichnern der „Pfarrei-Initiative“ seines Bistums per Brief. Huonder stellte in seinem Brief weiter fest, dass derjenige, „der nach dieser Initiative vorgeht“, „sich stillschweigend gegen die Sendung durch die katholische Kirche“ ausspreche und ehrlicherweise die „Missio zurückgeben“ müsste.
Nach Auskunft von Giuseppe Gracia, dem Medienbeauftragten des Bistums Chur, waren am 13.12.2012 56 Priester, Diakone, Laientheologen und Religionspädagogen mit Missio canonica vom Churer Bischof mit der Bitte angeschrieben worden, zu erläutern, warum sie die „Pfarrei-Initiative“ persönlich unterzeichneten. „Von diesen verzichteten drei Personen auf eine Antwort. 30 Briefe lauten gleich, in Erinnerung an den Initiativtext. Sieben weitere Schreiben enthalten Ergänzungen zum Standardbrief, 15 Schreiben wurden eigenständig verfasst. Eine Person bat um ein Gespräch. Mit einem Brief an die Unterzeichnenden nimmt der Bischof jetzt Stellung. Er will mit seinen Überlegungen zum weiteren Klärungsprozess beitragen“, erläuterte Gracia.
Die Pfarrei-Initiative nennt in ihrem Zehn-Punkte-Programm u.a. die gemäß römisch-katholischer Lehre nicht mögliche Priesterweihe von Frauen, Predigten von ausgebildeten Laien im Rahmen der hl. Messe, das Austeilen der heiligen Kommunion an Mitglieder anderer christlicher Kirchen, die Gleichberechtigung von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierungen.
kath.net dokumentiert den Brief des Churer Bischofs Vitus Huonder in voller Länge:
An die Unterzeichnenden der "Pfarrei-Initiative" im Bistum Chur 7000 Chur, 22. Februar 2013
Sehr geehrte Mitarbeitende in der Seelsorge,
Sie haben die sogenannte Pfarrei-Initiative unterzeichnet. Mit Schreiben vom 12. Dezember 2012 habe ich Sie gebeten, mir die Gründe mitzuteilen, weshalb Sie Ihre Unterschrift gegeben haben. Sie haben mir darauf eine Antwort zukommen lassen. Dafür möchte ich Ihnen danken. Sie erwarten Ihrerseits von mir eine Antwort. Gerne möchte ich Ihnen diese mit den folgenden Überlegungen zukommen lassen.
Die Initiative ist keine Bittschrift an die Hirten der Kirche. Sie stellt in ihren zehn Punkten auch keine Forderungen. Sie ist eine Erklärung zu einer Praxis in der Seelsorge. Sie sagt, wie in einigen Pfarreien vorgegangen und gearbeitet wird. Sie legt ein Programm vor, ein Programm, von dem nicht abgewichen werden soll.
Nun, das Zehn-Punkte-Programm der Initiative verwebt allgemein gültige und positive Prinzipien der Seelsorge mit Elementen, die nicht der katholischen Lehre noch Disziplin entsprechen. Es tut dies in einer Art und Weise, dass Leser ohne genauere Kenntnis des katholischen Glaubens zur Meinung kommen könnten, die Aussagen seien im Sinne des Glaubens wirklich selbstverständlich. Wer könnte sich dagegen aussprechen, "dass Gott selbst in der Kirche und in den Sakramenten heilend wirkt"? Wer ist so menschenfeindlich, dass er Personen mit "verschiedenen sexuellen Orientierungen" nicht auch als Schwestern und Brüder sieht? Wer kann dagegen sein, dass wir kranken Menschen "Ermutigung" zusprechen? "Auf verschiedenen Wegen bieten wir Menschen selbstverständlich Schritte in ein versöhntes Leben an". Wer möchte sich dagegen stellen? Womit haben denn die Bischöfe Schwierigkeiten?
Bei genauerem Hinsehen aber bringt die Initiative Auffassungen und Haltungen zum Ausdruck, die mit dem Glauben und mit der geltenden Ordnung der katholischen Kirche nicht vereinbar sind. Sie ist in sich eine von der katholischen Kirche unabhängige "Konstitution" kirchlichen Lebens. Es ist eine andere kirchliche Orientierung, die hier zur Sprache kommt, nicht mehr die an die katholische Lehre und Überzeugung gebundene.
Wer nach dieser Initiative vorgeht, spricht sich stillschweigend gegen die Sendung durch die katholische Kirche, sprich durch den Bischof, aus. Er bzw. sie will nicht mehr im Sinne der kirchlichen Sendung handeln, sondern nach eigenen Kriterien - meistens wird das Evangelium vorgeschoben - und nach eigenem Dafürhalten. Um ehrlich zu sein, müsste man in einem solchen Fall dem Bischof eine erhaltene Missio zurückgeben mit der Bemerkung, man wolle oder könne nicht mehr in seinem Auftrag und nach den Vorgaben der katholischen Kirche handeln.
Der heilige Paulus sagt im Zusammenhang der Frage der christlichen Freiheit in 1 Kor 1,12: "Alles ist mir erlaubt - aber nicht alles nützt mir". Ich möchte diese Aussage auf die entstandene Situation rund um die Initiative anwenden: Man kann alles tun, ob es gut ist, das ist eine andere Frage. Dass es nicht der Sendung der katholischen Kirche entspricht, ist klar. Man muss sich letztendlich entscheiden. Ich kann niemandem verbieten, eigene Wege zu gehen, aber dann bitte nicht unter dem Deckmantel einer kirchlichen Missio (Sendung) und unter dem "Schutzschild" einer davon abhängenden zivilrechtlichen Anstellung; dann nicht unter dem Namen katholisch.
Dies sind meine Überlegungen, von denen ich Sie bitte, Kenntnis zu nehmen, und die zu einem Klärungsprozess beitragen mögen.
Damit wünsche ich Ihnen eine gute Fastenzeit und grüße Sie freundlich
Dr. Vitus Huonder Bischof von Chur
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