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  • 24.05.2013 07:45 - HAUSKIRCHE UND KEIMZELLE DER GESELLSCHAFT
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

JAHRESKREIS
7. WOCHE - FREITAG

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HAUSKIRCHE UND KEIMZELLE DER GESELLSCHAFT

Jesus gibt der Ehe die anfängliche Würde zurück.
Die Familie als Keimzelle zur Erneuerung der Gesellschaft.
Die Kraft des Sakramentes.


I. Das Evangelium der Messe1 zeigt uns wieder einmal den lehrenden Jesus. Sein Kommen in das Gebiet jenseits des Jordan bedeutet den endgültigen Abschied von Galiläa auf dem Weg zum Ziel seiner Sendung. Jerusalem kommt immer näher. Scharen umringen ihn, darunter auch einige Pharisäer, die ihn, wie schon früher, wieder in ein Streitgespräch verwickeln wollen. Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Sie kennen seine Lehre und wollen ihn in Gegensatz zu Mose bringen, um dann mit dem Scheidebrief herauszurücken, den Mose gestattet hatte. Unter den Rabbinern gab es einen Streit über die Interpretation des Textes aus dem Buch Deuteronomium, der die Ausstellung der Scheidungsurkunde mit der Begründung rechtfertigt: weil er an ihr etwas Anstößiges entdeckt2. Die strenge Schule verstand darunter ausschließlich Unzucht, die laxere, in der Praxis vorherrschende »alles, was an der Frau beim Ehemann Mißfallen erregen konnte, bis zum Anbrennenlassen einer Speise, so daß damit dem Mann praktisch ein schrankenloses Recht zur Ehescheidung eingeräumt war.«3

Bei Matthäus klingen diese Schulstreitigkeiten nach, wenn die Pharisäer fragen, ob der Mann die Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen4 dürfe. Markus hat Heidenchristen im Blick und interessiert sich nicht für solche Hintergründe, sondern für das Wesentliche, für die Reaktion des Herrn. Auch Jesus läßt sich nicht auf den Streit ein. Er nimmt den Gegnern das Heft aus der Hand mit einer Gegenfrage: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen.5

Die Antwort Jesu »gliedert sich in drei Teile: er gibt zunächst der zitierten Bestimmung des Mose eine neue Deutung, indem er sie als Zugeständnis an die menschliche Herzenshärte erklärt, stellt dann daneben einen anderen Satz des Gesetzes, der Gottes ursprünglichen Willen in dieser Frage ausspricht, und gibt endlich eine eigene Entscheidung der Frage. Jesus bestreitet nicht, daß wirklich Mose die Erlaubnis zur Ehescheidung gegeben hat, noch tastet er seine Autorität als Gesetzgeber an, als hätte Mose etwa mit der Erlaubnis der Ehescheidung Gottes Willen verfälscht. Er bestreitet aber, daß darin Gottes eigentliche Forderung uneingeschränkt zum Ausdruck komme.«6

Jesus will der Ehe die Würde des Anfangs zurückgeben: Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind daher nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.

Wie andere Male7 folgt der öffentlichen Auseinandersetzung eine besondere Belehrung der Jünger, sobald sie allein sind. Nach Matthäus sind die Jünger schokiert: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten8. Und Jesus ergänzt dann seine Erklärung: Wer seine Frau aus der Ehe entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entläßt und einen anderen heiratet.

Christus sieht die Ehe vom Anfang her. Die Liebe der Gatten erfordert von ihrer Natur her Einheit und Unauflöslichkeit. Echte Liebe »bedeutet unlösliche Treue, die in Glück und Unglück Leib und Seele umfaßt und darum unvereinbar ist mit jedem Ehebruch und jeder Ehescheidung. Wenn wirklich durch die gegenseitige und bedingungslose Liebe die gleiche personale Würde sowohl der Frau wie des Mannes anerkannt wird, wird auch die vom Herrn bestätigte Einheit der Ehe deutlich.«9 Mann und Frau sind »berufen, in ihrer Einheit ständig zu wachsen durch die Treue, mit der sie täglich zu ihrem Eheversprechen gegenseitiger Ganzhingabe stehen«10.

II. Bei seinem ersten Besuch in Deutschland machte Papst Johannes Paul II. den christlichen Eheleuten Mut: »Die Endgültigkeit der ehelichen Treue, die heute vielen nicht mehr verständlich erscheinen will, ist ein Ausdruck der unbedingten Würde des Menschen. Man kann nicht nur auf Probe leben, man kann nicht nur auf Probe sterben. Man kann nicht nur auf Probe lieben, nur auf Probe und Zeit einen Menschen annehmen.«11

Wenn wir die Werte der christlichen Ehe verteidigen, müssen wir mit dem Unverständnis derer rechnen, die sie in heutiger Zeit für unmöglich halten, mit der Aggressivität derer, die die Liebe nur egoistisch deuten. Das christliche Ehe- und Familienleben ist heute vielen Schwierigkeiten ausgesetzt. Die moderne Industriegesellschaft hat die Lebensbedingungen für Ehe und Familie grundlegend verändert. Früher waren sie nicht nur Lebens- und Erlebnisgemeinschaft, sondern auch Produktions- und Wirtschaftsgemeinschaft, die einen natürlichen Zusammenhalt förderte. Die Gefahren der Entfremdung sind heute größer geworden. Und doch: »Ehe und Familie sind wichtiger denn je: Keimzellen zur Erneuerung der Gesellschaft, Kraftquellen, aus denen das Leben menschlicher wird.«12

Staat und Gesellschaft leiten ihren eigenen Zerfall ein, wenn sie Ehe und Familie nicht mehr wirksam fördern und schützen und andere, nicht eheliche Lebensgemeinschaften ihnen gleichstellen. Alle Menschen guten Willens, besonders wir Christen, sind aufgerufen, die Würde und den Wert von Ehe und Familie neu zu entdecken und überzeugend vorzuleben.«13

Das christliche Bemühen, die Grundlagen von Ehe und Familie zu festigen, ist ein allgemeiner Dienst an der Gesellschaft. »In der Überzeugung, daß das Wohl der Familie einen unersetzlichen und unverzichtbaren Wert für das Zusammenleben der Bürger darstellt, müssen die staatlichen Autoritäten ihr möglichstes tun, um den Familien alle jene Hilfen auf wirtschaftlichem, sozialem, erzieherischem, politischem und kulturellem Gebiet zu sichern, die sie brauchen, um in menschenwürdiger Weise ihrer vollen Verantwortung nachkommen zu können.«14

Die Familien sollen sich immer mehr bewußt werden, daß in erster Linie sie selbst die Initiativen für eine sogenannte »Familienpolitik« ergreifen müssen: »Der gesellschaftliche Auftrag der Familie soll sich auch in Formen politischen Handelns äußern, das heißt, die Familien müssen sich als erste dafür einsetzen, daß die Gesetze und Einrichtungen des Staates die Rechte und Pflichten der Familie nicht nur nicht beeinträchtigen, sondern positiv stützen und verteidigen.«15

Dies erfordert zuerst - als Voraussetzung öffentlicher Wirksamkeit - die Sorge um die innere familiäre Stabilität. Dann entstehen Kontakte zu anderen Familien, weil man gesellschaftliche Aufgaben - Schule und Erziehung der Kinder zum Beispiel - gemeinsam zu lösen versucht. Doch wie sollte das möglich sein ohne die innere Kraft, die aus dem Bemühen um ein der ehelichen Berufung entsprechendes Leben erwächst?

Auch die Kinder sollen im familiären Leben einen Teil ihrer Berufung erkennen und dazu beitragen, daß die häusliche Atmosphäre christlich geprägt ist. Dies heißt vor allem, die natürlichen und übernatürlichen Tugenden zu pflegen: feinfühliges Hinhören, Dienstbereitschaft, Verstehen und Rücksichtnehmen, gute Laune und »Danke« sagen können.

III. Christus tat mehr, als der Ehe ihre ursprüngliche Würde zurückzugeben: er hob die natürliche Einrichtung auf die übernatürliche Ebene eines Sakramentes.

Das gegenseitige Sichgehören von Mann und Frau setzt die Beziehung Christi zu seiner Kirche sakramental gegenwärtig. Die normalen Merkmale jeder natürlichen ehelichen Liebe erhalten eine neue Bedeutung, die sie läutert, festigt und erhebt. »Das Sakrament hebt die natürliche Gestalt der Ehe nicht auf, sondern nimmt sie in das sakramentale Geheimnis hinein. Das ist bei anderen Sakramenten nicht so. Geburt ist nicht Taufe. Mahl ist nicht Herrenmahl. Aber die Hochzeit des Christen ist das Sakrament der Ehe.«16

Als Jesus Christus die Urwahrheit über die Ehe, die Wahrheit des Anfangs offenbarte, machte er den Menschen auch fähig, sie zu verwirklichen. Am Kreuz erreicht die Offenbarung der Liebe Christi ihren Höhepunkt. »In diesem Opfer wird der Plan vollständigt enthüllt, den Gott dem Menschsein des Mannes und der Frau seit ihrer Schöpfung eingeprägt hat (vgl. Eph 5,32 f); die Ehe der Getauften wird so zum Realsymbol des neuen und ewigen Bundes, der im Blut Christi geschlossen wurde. Der Geist, den der Herr ausgießt, macht das Herz neu und befähigt Mann und Frau, einander zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Die eheliche Liebe erreicht dadurch jene Fülle, auf die sie von innen her ausgerichtet ist, die übernatürliche Gattenliebe, in welcher die Vermählten auf die ihnen eigene und spezifische Art an der sich am Kreuz schenkenden Liebe Christi teilnehmen und sie zu leben berufen sind.«17

Es ist eine wichtige katechetische Aufgabe unserer Zeit, Brautleute und junge Ehepaare auf diese tiefe Sicht der christlichen Ehe hinzuweisen. Sie sollen erkennen, daß die Ehe zwischen Getauften nicht allein eine gesellschaftliche Einrichtung oder eine überkommene Tradition ist, sondern ein heiligendes Sakrament. Es ist ebenso wichtig, im eigenen Gebet hin und wieder das eigene Familienleben unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Dies kann das Zusammenleben stärken und das Gespür für die Anliegen der anderen - Ehepartner, Kinder, Geschwister, Großeltern - schärfen. So kann man sich gegenseitig helfen und Fehlhaltungen korrigieren, die »meistens einem sublimen Egoismus entspringen, der sich häufig unter der Maske des ewigen schulmeisterlichen Erziehers oder der zudringlichen, mitleidigen Bemutterung zu tarnen sucht«18.

Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos sagt: »Ubi caritas gaudet, ibi est festivitas. - Wo Liebe sich freut, da ist Fest.«19 Auch die Kultur des Feierns gehört zur Familie. Das Fest befreit von der Fron und dem Streß des Alltags, es läßt uns heraustreten aus der Welt des Machens und öffnet den Blick wieder für das Ganze. Dies gilt besonders für den Sonntag und die großen Feiertage des Glaubens. Die Arbeitsruhe ist dabei nicht Selbstzweck, sondern eine Möglichkeit, »daß alle über genügend Zeit der Ruhe und der Muße verfügen, um ihr familiäres, kulturelles, gesellschaftliches und religiöses Leben zu pflegen«20. Ebenso sind familiäre Gedenktage eine gute Gelegenheit, sich auf den gemeinsamen Ursprung zu besinnen und unter Umständen, etwa durch ein versöhnendes Gespräch, kleine Verstimmungen zu glätten, die in der Hektik des Alltags entstanden sind. Auch Urlaub und Ferien sollen in einer Umgebung stattfinden, die nicht durch Frivolität oder dümmliche Libertinage gekennzeichnet ist.

In einer von natürlichen Tugenden geprägten Atmosphäre entfalten sich christliche Ideale und noble menschliche Anliegen. Dann ist die Familie wirklich die »Hauskirche«21 und der ideale Ausgangspunkt der Neuevangelisierung unserer Gesellschaft.

Bitten wir Maria, Mater pulchrae Dilectionis, die Mutter der Schönen Liebe, um die Fülle der Gnade Christi für die eigene und für alle Familien.

1 Mk 10,1-12. - 2 vgl. Dtn 24,1. - 3 Regensburger Neues Testament, Bd.2, Regensburg 1958, S.185. - 4 Mt 19,2. - 5 Mk 10,3-4. - 6 Regensburger Neues Testament, a.a.O., S.186. - 7 vgl. Mk 4,10.34; 7,17; 8,28. - 8 Mt 19,10. - 9 II. Vat. Konz., Konst. Gaudium et spes, 49. - 10 Johannes Paul II., Apost. Schreiben Familiaris consortio, 22.11.1981, 19. - 11 Johannes Paul II., Ansprache in Köln, 15.11.1980. - 12 ebd. - 13 ebd. - 14 Johannes Paul II., Apost. Schreiben Familiaris consortio, 22.11.1981, 45. - 15 ebd., 44. - 16 J.Höffner, Nur Du - und Du für immer, Köln 1980, S.7. - 17 ebd., S.13. - 18 ebd., S.10. - 19 zit. bei J.Pieper, Zustimmung zur Welt, München 1964, S.43. - 20 Katechismus der Katholischen Kirche, 2184. - 21 vgl. II. Vat. Konzil, a.a.O., 11.



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