Dominik Schwaderlapp im Porträt: "Kein Glaube zum halben Preis"
Als Verwaltungschef der größten und finanzstärksten Diözese Deutschlands wirkt der Kölner Generalvikar Dominikus Schwaderlapp bereits an herausgehobener Stelle. Nun rückt der langjährige enge Mitarbeiter und Vertraute von Joachim Kardinal Meisner ein weiteres Stück in der kirchlichen Hierarchie auf und wird Weihbischof. Ein Porträt.
Schwaderlapp stammt aus Selters im Westerwald. Nach seiner Priesterweihe 1993 arbeitete der begeisterte Schwimmer und Jogger drei Jahre als Kaplan in Neuss, bevor ihn Meisner von seinem Seelsorgeposten an der Basis nach Köln berief. Sieben Jahre diente er ihm als Geheimsekretär. 2004 machte der Erzbischof ihn zum Generalvikar. Als das "andere Ich" des Kardinals trug er maßgeblich Mitverantwortung für die Umsetzung des Konzepts "Zukunft heute", mit dem die Erzdiözese auf die demografische Entwicklung reagierte und Sparmaßnahmen vornahm. Dazu gehörten auch unpopuläre Schritte wie größere Seelsorgeinheiten, weniger Kindergartengruppen und Stellenstreichungen.
Trotz oder gerade wegen der schlechteren Bedingungen für die Kirche weiß sich Schwaderlapp der Aufgabe verpflichtet, den Glauben "in Wort und Tat" zu bezeugen und Menschen für Christus zu gewinnen - für ihn das "Entscheidende für die Kirche". Mitunter fühlt er sich dabei in die Zeit Jesu versetzt, wo sich die Jünger "in einer nichtchristlichen Umwelt behaupten mussten". Dabei scheut sich der rhetorisch begabte Geistliche nicht, in die Offensive zu gehen und Grundsätze der katholischen Kirche zu verteidigen.
Beispiel Zölibat: Als CDU-Politiker die Priesterweihe von bewährten verheirateten Männern forderten, konterte Schwaderlapp. Die Debatte sei "kontraproduktiv". Denn als Repräsentant Christi müsse der Priester die Hingabe Jesu gegenwärtig machen, indem er dessen ehelose Lebensform teile. Mit Vehemenz wendet sich Schwaderlapp dagegen, den "billigen Kompromiss zu suchen". Wenn Menschen die Kirche verließen, dürfe einen dies nicht kalt lassen. Doch könne man sie nicht "wie ein Versicherungskonzern" nach dem Motto "Christ sein zum halben Preis" zurückgewinnen. In einer Diskussion über die Enzyklika "Humanae vitae" argumentierte der promovierte Theologe, der sich im Studium der Moraltheologie und Fragen von Ehe und Familie widmete, für die natürliche Empfängnisverhütung. Enthaltsamkeit sei auch eine Form von Liebe.
Bedauern über die zerspaltene Christenheit Ob das Ja des Bundestags zur Präimplantationsdiagnostik (PID) oder ein umstrittener Jesus-Sketch in der alternativen Kölner "Stunksitzung" - wo Schwaderlapp christliche Grundwerte in Gefahr sieht, bezieht er Position. Den Kabarettisten, die Jesus auf einem Elektroroller zur Kreuzigung fahren ließen, warf er vor, nicht nur Gottes Sohn zu verhöhnen, sondern auch "das Leiden eines gefolterten Menschen".
Mit Blick auf die Ökumene bekundet der neue Weihbischof Bedauern über die zerspaltene Christenheit. Zugleich lehnt er es ab, die Unterschiede unter dem Stichwort "versöhnte Verschiedenheit" hinzunehmen. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Schwaderlapp den Medien. Unter seiner Ägide als Generalvikar erfuhr "domradio" eine stete Weiterentwicklung.
Über diesen Kanal mischte er sich auch in die Debatte um die von Papst Benedikt XVI. angemahnte "Entweltlichung" der Kirche ein. Die Kirchensteuer sieht er damit nicht infrage gestellt, sie sei ein vom Staat gegen Bezahlung eingezogener "Mitgliedsbeitrag der Katholiken". Das Kirchenvermögen könne aber viele Kräfte binden, warnte der Verwaltungschef. Und Gemeinden, die zig Aktivitäten für den Erhalt ihrer Pfarrheime starten, sollten sich lieber missionarisch engagieren. "Dann hätten wir Menschen für das Evangelium gewonnen und zusätzlich genügend Geld, um die Pfarrheime zu erhalten."
Andreas Otto
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