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03.08.2015 15:30
Kongress der starken und klaren Worte Das Treffen „Freude am Glauben“ des Forums Deutscher Katholiken in Fulda gab deutliche Signale für die Synode und die gesellschaftliche Debatte über Ehe und Familie. Von Franz Salzmacher : Wollen sich dem Zeitgeist nicht beugen: Teilnehmer und Podiumsgäste des Kongresses „Freude am Glauben“ in Fulda.
Es war ein Kongress der Ehrlichkeit und der klaren Worte. Selten hört man in Deutschland heute auf öffentlichen Veranstaltungen so mutige wie konsequenten Analysen und Aussagen. Das fing an mit der Predigt des Bischofs von Fulda, Heinz Josef Algermissen, beim Pontifikalamt zum Auftakt des 15. Kongresses Freude am Glauben. Das lag sicher auch am Thema; der Kongress stand unter dem Titel: „Ehe und Familie – gottgewollter Auftrag und Weg zum Glück“. Bischof Algermissen dankte dem Veranstalter, dem Forum der deutschen Katholiken, für die „notwendige Einmischung“ in eine „hochproblematische Entwicklung“. Und er griff gleich selber ein, indem er davor warnte, dem Zeitgeist zu folgen. In deutlichen Worten pries er geradezu die „unauslöschliche Einheit der Ehe“, die Leistungen der Familie, verurteilte die „fatale Umbeugung des Familienbegriffs“, wenn man Familie von Ehe abkoppele, rief dazu auf, Zeugnis zu geben für die Ehe von Mann und Frau als „Keimzelle für Gesellschaft und Kirche“.
Scharf ging er mit der Gender-Ideologie ins Gericht und wer hinhörte, konnte da auch manchen Seitenhieb auf christliche Politiker heraushören. Es herrsche ein „erschreckender Relativismus“, mit Mehrheitsvoten wollten Gremien in Politik, Gesellschaft und Kirche „die christliche Anthropologie von Ehe und Familie abwickeln“. Das gipfele in Erklärungen und Forderungen des ZdK, „gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen, also vor Gott gut zu heißen, was Gott nicht gut nennt“. Die Wahrheit lasse sich aber nicht organisieren. Die Wahrheit könne, zitierte er den Patron Deutschlands, den heiligen Bonifatius, „zwar niedergehalten, aber weder besiegt noch getäuscht werden“. Die Wahrheit werde siegen, aber dafür müsse man ihr auch eine Gasse schlagen.
Genau das hatte der Kongress im Sinn und die Vorträge besorgten das mit Leidenschaft und Augenmaß. Das zeigte sich beispielsweise im Referat von Hedwig von Beverfoerde, der Organisatorin des Aktionsbündnisses „Demo für alle“. Nachdem Renate und Norbert Martin, Mitglieder des Päpstlichen Laienrates, Ehe und Familie als Stiftung Gottes und „Basisinstitution der Gesellschaft“ dargestellt sowie gegenüber totalitären Tendenzen von heute abgegrenzt und der Bischof von Chur, Vitus Huonder, diese Stiftung und ihre Charakteristika durch Bibelstellen theologisch erläutert hatte, machte Hedwig von Beverfoerde den rund 1 500 Teilnehmern Mut: „Es geht um die Deutungshoheit über Ehe, Familie, Sexualität. Dieser Kampf ist noch nicht entschieden“. Das Volk müsse aufgeklärt werden, rot-grüne Koalitionen hätten ohne Parlament, ohne demokratische Debatte per Kabinettsbeschluss 1999 die Genderideologie eingeführt und seither würden ständig neue Geschlechter erfunden, im Moment stehe man bei 4 000. Mit Hilfe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Weltgesundheitsbehörde wollten linksliberale und rot-grüne Politiker in Kindergärten und Schulen diese Ideologie aufzwingen mit absurden Forderungen und Praktiken wie Masturbation für Vierjährige oder Vorbereitungen in der Grundschule auf das erste Mal. In den Parteien und Gremien finde man wenig Rückhalt, um gegen diesen Unsinn vorzugehen. Das Mitläufertum sei weit verbreitet. Aber vor der Straße habe die Politik Angst, weil dort die Parteien nicht mehr mitmischen könnten. Deshalb müsse man konkret als Bündnis auftreten und gegenhalten. Das tue man seit einigen Monaten und erste Erfolge seien sichtbar. Zum Schutz der Kinder und der normalen Ehe gingen immer mehr Menschen auf die Straße. „Wir müssen die Schweigespirale durchbrechen.“ Die nächste Demonstration ist für den 11. Oktober in Stuttgart vorgesehen.
Kein Blatt vor den Mund nahm auch der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Professor Werner Münch. Er legte nüchtern und schnörkellos dar, wie die Richter des Bundesverfassungsgerichtes „sich immer häufiger und eindeutiger den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen angepasst und sie sogar gefördert“ hätten, indem sie Art. 6 durch Art. 3 (1) unseres Grundgesetzes „ausgehebelt haben“, der lautet: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Er zählte die einzelnen Urteile aus Karlsruhe und die Initiativen aus der Politik auf und folgerte: „Eine gesetzliche Änderung von Artikel 6 des Grundgesetzes erfolgt nur deshalb nicht, weil die Politik zu feige ist und die politisch notwendige Mehrheit weder im Bundestag noch im Bundesrat hat (noch!)“. Auch die Kirche erinnerte Münch an ihren Auftrag. „Wann endlich sagt unsere Kirche ohne Wenn und Aber, dass es keine Diskriminierung ist, wenn jemand den Vorrang der heterosexuellen Ehe vor gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften betont und gleichzeitig die Gender-Ideologie als menschenverachtend enttarnt? Bis heute warten wir leider immer noch vergebens auf ein solches Hirtenwort.“ Man wolle als römisch-katholischer Christ nicht „immer wieder mit Verweisen auf Zeitgeist und neue Lebenswirklichkeit gelangweilt werden. Die Ehe ist und bleibt ein Sakrament, das nicht zur Disposition steht. Wir brauchen keine ,neuen Lösungen‘, auch keinen ,Paradigmenwechsel‘ und keine ,Verheutigung des Evangeliums‘.“ Wieso müsse, fragte Münch unter dem begeisterten Applaus des Publikums, „der Kern der Wahrheit neu freigelegt werden, wie Kardinal Marx meint“? Jesus Christus habe geoffenbart, „was seine Wahrheit ist, und die ist völlig zeitunabhängig“. Man könne gespannt sein, „wie die katholische Kirche in Deutschland dem Druck widerstehen wird, der im Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte Baden – Württemberg“ aufgebaut ist. Dort wird nämlich unverhohlen gedroht: „Institutionen, die diskriminieren (wie Kirchen)“, sollen keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten. Hochschulen sollen Zuschüsse gekürzt oder gestrichen werden, die „ein veraltetes Menschenbild lehren“. Ob sich dann der eine oder andere Hirte an die Mahnung der „Entweltlichung“ von Papst Benedikt erinnert und daran festhält, dass wir nicht von der Zustimmung der Welt und staatlichen Zuschüssen, sondern in der Nachfolge Christi leben?“
Warum viele Würdenträger und vor allem Politiker sich dem berühmten Zeitgeist beugten, der sich vor allem in den Medien kundtut, erklärte der Journalist Jürgen Liminski in seinem Vortrag „Zwei Welten – Die Medien und die Familie. Daten, Fakten, Trends und ihre mediale Verarbeitung“. Er legte dar, warum der praktische Nihilismus oder Relativismus das Denken der meisten Journalisten beherrsche und mit Verweis auf offizielle Daten, etwa des Statistischen Bundesamtes, wies er nach, wie in vielen vor allem linksliberalen Medien ein Bild von Ehe und Familie gezeichnet werde, das der Wirklichkeit nicht entspricht. Er empfahl, sich vor allem drei Zahlen zu merken, die man in den Medien nicht oder höchst selten finde, die aber für die Einschätzung der sozialen Wirklichkeit in Deutschland einschlägig relevant seien. Diese Zahlen sind erstens, „in rund zwei Drittel der Haushalte mit Kindern ist der Vater vollzeitig und die Mutter mehr oder weniger teilzeitig erwerbstätig, das variiert je nach Kinderzahl“. Er Vollzeit, sie Teilzeit – das sei das „modernisierte Familienbild“. Bleiben Sie also gelassen, so der Publizist, „wenn Sie Kommentare lesen oder hören, die die Ein-Ernährerfamilie oder das modernisierte Familienbild als überholt und altmodisch bezeichnen. Mit diesem Modell liegen Sie im Trend, abgesehen davon, dass das Ihren Kindern und Ihnen selbst gut tut.“ Zweitens, „drei von vier Kindern leben bei ihren beiden leiblichen und verheirateten Eltern, also in einer normalen, traditionellen Familie“. Deutschland sei „eben normaler und in diesem Sinn auch gesünder als man glaubt, wenn man die gesellschaftspolitischen Debatten in den Medien verfolgt“. Das ginge, drittens, „auch aus einer anderen Zahl des Statistischen Bundesamtes hervor, die man sich ebenfalls merken sollte, weil wir demnächst hierzu auch eine Debatte erleben werden und zwar über die Ehe: Fast acht von zehn Paaren in Deutschland leben in Ehe und zwei Drittel aller Ehen halten ein Leben lang.“
Damit verwies er auf einen Aspekt der in der öffentlichen Diskussion gerade über die anstehende Synode in Rom ein gewichtige Rolle spielt: die Haltbarkeit beziehungsweise Unauflöslichkeit der Ehe. Ein Podium mit dem Titel „Die Kirche lässt niemanden allein“ gab eindrucksvoll Zeugnis, wie auch geschiedene Partner dem Sakrament treu bleiben und pastoral betreut werden können. Ein anderes Podium unter der Frage „Was macht Familie zukunftsfähig?“ zeigte auf, was die Familie leistet (sie schenkt Leben, sie bildet Humanvermögen, sie bildet den Nährboden für die Voraussetzungen, von denen Staat und Gesellschaft leben) und dass in dieser unverzichtbaren Leistung auch ihre Zukunftsfähigkeit und Zukunftsnotwendigkeit liege.
Der Religionsphilosophin Hanna Barbara Gerl-Falkovitz blieb es vorbehalten, den inneren Zusammenhang von Liebe, Leib und Leben in wunderbar dichter Sprache aufzuzeigen. Die Ausschließlichkeit, die Zeitlosigkeit der Hingabe, der Leuchtturmcharakter der Ehe für die Menschheit und für die einzelne Person, all das werde von der Kirche als Anker Gottes in den Menschenseelen sozusagen inkarniert. Die Verbindung von Glaube auf der einen und politischer, wirtschaftlicher und medialer Realität auf der anderen Seite, auch die ungeschminkte Darstellung von pastoralen und anthropologischen Aspekten der Wirklichkeit von Ehe und Familie sowie der Gefahren, denen diese Institutionen heute ausgesetzt sind, heben diesen 15. Kongress Freude am Glauben aus den zahlreichen Veranstaltungen zu dieser Thematik hervor. Bischof Algermissen sagte es so: „Die Art, wie Gott liebt, ist der Maßstab der ehelichen Liebe“, der Stellenwert der Ehe, ihre Unauflöslichkeit „darf nicht infrage gestellt werden“.
Mit einem Gottesdienst im Dom zu Fulda, dem der Prager Kardinal Dominik Jaroslav Duka vorstand, ging der diesjährige Kongress „Freude am Glauben“ des Forums Deutscher Katholiken zu Ende. In seiner Predigt hob Kardinal Duka, auf das Kongress-Motto „Freude am Glauben“ eingehend, hervor, der Glaube entspringe der Verkündigung des Evangeliums, das eine gute und glückliche Botschaft sei. Duka erinnerte an Maria Magdalena, deren Worte „Er lebt! Er ist auferstanden!“ den Aposteln nach biblischem Bericht wieder Hoffnung und Freude gebracht hätten. „Ohne diese Freude“, so Duka, „ist unser Glaube tot. tagespost
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