Aktion Leben: Ohne Kinderfreundlichkeit viele Abtreibungen
Angaben über Abtreibungen in Salzburg laut Vereinssprecherin "reine Zahlenspekulationen", da weiterhin keine offizielle Statistik - "Frauen treiben meist dann ab, wenn sie sich das Leben mit dem Kind nicht zutrauen"
12.08.2015 Wien, 12.08.2015 (KAP) Eine hohe Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen weist vor allem auf fehlende Kinderfreundlichkeit in der Gesellschaft: So hat die "Aktion Leben" Angaben über Abtreibungen in Salzburg kommentiert, die am Dienstag in den "Salzburger Nachrichten" unter Bezugnahme auf die Abtreibungsambulanzen "Gynmed" veröffentlicht wurden. Aussagekräftig seien die Zahlen, die sich alleine auf die Salzburger Landeskliniken beziehen, nicht. "Es fehlt dazu weiterhin eine Statistik sowie die Motivforschung, die es in Österreich nicht gibt", erklärte Helene Göschka, die Pressesprecherin des überkonfessionellen Vereins, am Mittwoch gegenüber "Kathpress".
Einen "sehr hohen Wert" von 800 bis 900 Abtreibungen pro Jahr führe "Gynmed" in den Salzburger Landesklinken jährlich durch, hieß es in dem SN-Bericht. Schätzungen zufolge würden im Land Salzburg - also in Spitälern, jedoch auch bei niedergelassenen Ärzten oder Ambulanzen - insgesamt sogar 3.000 Schwangerschaften pro Jahr abgebrochen. Treffe laut SN die "vorsichtigste" Annahme zu, dass "Gynmed" zwischen 50 und 65 Prozent aller Salzburger Abbrüche durchführt, von denen wiederum 30 Prozent Frauen aus Nachbarregionen betreffen dürften, ergäbe dies eine Rate von einer Abtreibung pro 380 bis 600 Salzburgerinnen im gebärfähigen Alter. Das sei zwei- bis dreimal mehr als im angrenzenden Bayern, wo es genaue Statistiken gibt.
Für die Sprecherin der "Aktion Leben", die mit der noch bis Herbst laufenden parlamentarischen Bürgerinitiative "Fakten helfen!" auf die Erfassung und Veröffentlichung der österreichischen Abtreibungszahlen pocht, sind die Angaben "reine Zahlenspekulationen". Als "überheblich" bezeichnete sie zudem die Aussage von "Gynmed"-Betreiber Christian Fiala, es sei ein "fundamentaler Irrtum", dass Frauen bei entsprechender Hilfe in sozialer Not nicht abtreiben würden, gäbe doch vielmehr der eigene Lebensentwurf den Ausschlag: Auch für viele ältere Frauen, die schon Kinder haben, sei es "alles andere als leicht, noch ein Kind zu finanzieren", so Göschka.
Abtreiben würden Frauen meist dann, wenn sie sich das Leben mit dem Kind nicht zutrauten, betonte die "Aktion Leben"-Sprecherin. "Wenn sie das Gefühl haben, das Kind ist willkommen und sie können mit Unterstützung ihres Umfeldes rechnen, entscheiden sie sich eher für das Kind, auch wenn die Schwangerschaft ursprünglich ungewollt war." Kinderfreundlichkeit sei daher Auftrag nicht nur für die Politik, sondern auch für jeden - "auch als Partner, Großmutter und Großvater, Nachbar und Freund", so Göschka.
Fehl am Platz seien zudem die in dem SN-Artikel berichteten Angaben Fialas zur Verhütung: Diese werde in Bayern nicht grundsätzlich von der Krankenkasse übernommen, sondern nur auf ärztliche Verordnung bis zum 20. Lebensjahr oder bei sozialer Bedürftigkeit. Laut der "Aktion Leben"-Sprecherin sei Verhütung zudem selten eine Kostenfrage: "Zum Teil fehlt es an Verhütungswissen, doch wird auch vielfach unterschätzt, dass auch ein ambivalenter Kinderwunsch hinter einer ungeplanten Schwangerschaft stecken kann." Viele Frauen würden dann nicht zuverlässig verhüten, wenn sie eine Schwangerschaft unbewusst doch zulassen oder zumindest nicht ganz ausschließen wollten. Spreche dann viel gegen das Kind und sei die Angst zu groß und die Unterstützung des Umfeldes zu gering, würden diese Schwangerschaften trotzdem abgebrochen.
Von Österreichs Politik forderte Göschka ein klares Bekenntnis, die Zahl der Abbrüche möglichst senken zu wollen. "Das ist kaum mehr spürbar. Erst dieses Jahr wurde das öffentliche Budget zur Bewerbung von Schwangerenberatung radikal gekürzt. Wie sollen Frauen dann noch in die Beratung finden?" Jede schwangere Frau, die ihr Kind behalten möchte, müsse jede erdenkliche Hilfe bekommen - etwa über einen Hilfsfonds für Schwangere in Not, qualitätsvolle Kinderbetreuungseinrichtungen, Anerkennung der Erziehungsleistungen auch in der Pension sowie Maßnahmen für mehr Sicherheit, damit jungen Menschen ein Kinderbekommen auch während der Ausbildungszeiten und in jungen Jahren möglich werde.
"Insgesamt darf das Verdikt 'Es ist deine Entscheidung' nicht als Blankoscheck für völliges Unbeteiligtsein oder Nicht-Helfen-Müssen verstanden werden", so Göschka. In der "Aktion Leben"-Schwangerenberatung zeige sich, dass Frauen dies oft als Verweigerung jeglicher Unterstützung empfänden.
(Info: Link zur Bürgerinitiative "Fakten helfen!": www.fakten-helfen.at)
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/71748.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.[/b]
Beliebteste Blog-Artikel:
|