Sierra Leone erneut von Ebola betroffen
Salesianer Wagner: Heftige Kritik an UNO und "Ebola-Profiteuren" - Viele Hilfsgelder sind nicht angekommen
Freetown, 31.08.2015 (KAP) Die Jubelmeldung aus der Vorwoche, Sierra Leone sei endlich Ebola-frei, hat sich als voreilig erwiesen: Am Sonntag sei ein neuerlicher Infektionsfall gemeldet worden, berichtet das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" am Montag. Sehr wahrscheinlich würde es sich dabei um ein "Überschwappen" des Virus aus der Nachbarregion Forecariah in Guinea auf den Distrikt Kambia in Sierra Leone handeln, erklärte Salesianerbruder Lothar Wagner in der Aussendung. Im Grenzgebiet gebe es regen Handel, doch fehle die länderübergreifende Zusammenarbeit sowie jenseits der Grenze die notwendige Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit.
Entwarnungen seien somit noch zu früh und erhöhte Aufmerksamkeit sowie konsequentes Handeln aller Beteiligten weiters geboten. "Die Anstrengungen, die Krankheit zu besiegen, dürfen nicht nachlassen!", forderte der Salesianerbruder, der sich mit seinem Ordensprojekt in der Hauptstadt Freetown um traumatisierte Ebola-Waisenkinder, Straßenkinder und jugendliche Gefangene kümmert und dabei u.a. von "Jugend Eine Welt" aus Österreich unterstützt wird.
Wagner übte gleichzeitig scharfe Kritik an der UNO und den "Ebola-Profiteuren", zumal Unsummen an ausgegebenen Hilfsgelder nie die hauptbetroffenen Menschen erreicht hätten. "Große Gewinner dieser Pandemie sind Autohersteller, Regierungsbeamte, Hoteliers und aus der ganzen Welt eingeflogene so genannte 'Protection Officers' mit horrenden Gehältern", so der Ordensmann.
Hilfe sei jedoch nach wie vor überaus nötig, betonte Wagner. Hunderte von Ebola-Überlebenden würden als Folge ihrer Erkrankung an Haarausfall, Schmerzen in der Brust, extremer Müdigkeit und Sehstörungen leiden - sogar Erblindungen kämen vor. Zahlreiche Familien seien durch die Ebola-Krise verarmt und könnten sich das Schulgeld für ihre Kinder nicht mehr leisten, zudem seien angekündigte Hilfsgelder bei den Schülern nie angekommen.
Als "PR-Aktion" bezeichnete Wagner die UNICEF-Ankündigung, 1,9 Millionen gefüllte Schulrucksäcke mit Lernmaterialien an alle Schüler zu verteilen: "Das waren am Ende Plastiktüten mit einem dicken Unicef-Logo und ein paar Schreibheften drin. Diese Hilfsmaßnahme war für mich symptomatisch für viele andere Aktivitäten: Es geht nicht um nachhaltige Entwicklungshilfe, sondern um große Zahlen und PR!"
(Spendeninformation: Spendenkonto Jugend Eine Welt, Stichwort "Don Bosco Fambul", Raiffeisen Landesbank Tirol, IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000, BIC/SWIFT: RZTIAT22 bzw. Online spenden auf www.jugendeinewelt.at)
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/72099.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
Beliebteste Blog-Artikel:
|