Merkel: „Christsein leben statt Muslime fürchten"
Angela Merkel, deutsche Kanzlerin, Tochter eines evangelischen Pastoren - EPA
08/09/2015 15:28SHARE: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Christen dazu ermutigt, ihren eigenen Glauben zu bekennen statt Angst vor gläubigen Muslimen zu haben. „Wir haben doch alle Chancen und alle Freiheiten, uns zu unserer Religion, sofern wir sie ausüben und an sie glauben, zu bekennen“, sagte Merkel, die sich derzeit auf Staatsbesuch in der Schweiz aufhält.
Bei einer Veranstaltung, die im Schweizer Fernsehen übertragen wurde, stellte eine Frau aus dem Publikum der Politikerin die Frage: „Wie wollen Sie Europa und unsere Kultur vor der Islamisierung schützen?“
Merkel antwortete, am islamistischen Terror seien auch – meist junge – Menschen aus der Europäischen Union beteiligt. Allgemein sei Angst im persönlichen und gesellschaftlichen Leben kein guter Berater. Von Angst geprägte Kulturen und Gesellschaften würden „mit Sicherheit die Zukunft nicht meistern“.
„Mal wieder in den Gottesdienst gehen“
Die Bundeskanzlerin sagte, sie werfe es niemandem vor, wenn er sich zu seinem muslimischen Glauben bekennt. Gleichzeitig plädierte sie dafür, dass sich westliche Bürger mit der eigenen christlichen Kultur auseinandersetzen: „Haben wir doch bitteschön auch die Tradition, mal wieder in den Gottesdienst zu gehen oder ein bisschen bibelfest zu sein oder vielleicht auch mal ein Bild in der Kirche erklären zu können.“
Merkel beklagte, viele Menschen in Deutschland wüssten oft nicht mehr über christliche Feiertage Bescheid: „Wenn Sie mal Aufsätze in Deutschland schreiben lassen würden, was Pfingsten bedeutet, [...] dann ist es mit der Kenntnis über das christliche Abendland nicht so weit her.“ Sich anschließend zu beklagen, dass Muslime den Koran besser kennen, empfindet Merkel als „irgendwie komisch“.
Flüchtlingsdebatte nutzen, um sich mit eigenen Wurzeln zu befassen
Die Debatte um Flüchtlinge, die zu einem großen Teil aus islamisch geprägten Staaten kommen, könne auch dazu führen, „dass wir uns mit unseren eigenen Wurzeln befassen“ und „ein bisschen mehr Kenntnis darüber“ gewinnen. Merkel sagte, sie empfinde diese Debatte als sehr defensiv gegenüber dem Islam. Gegen terroristische Gefahr müsse man sich wappnen. „Ansonsten ist die europäische Geschichte so reich an so dramatischen und gruseligen
Auseinandersetzungen, dass wir sehr vorsichtig sein sollten, uns sofort zu beklagen, wenn woanders etwas Schlimmes passiert. Wir haben überhaupt keinen Grund zu größerem Hochmut, [...] das sage ich als deutsche Bundeskanzlerin.“
Bereits Anfang des Jahres sagte Merkel, es gebe keine Islamisierung Deutschlands. Gleichzeitig sei aber erkennbar, dass die Menschen immer weniger über das Christentum wüssten, was auch der „fortschreitenden Säkularisierung“ geschuldet sei.
(mk/christliches medienmagazin pro 08.09.2015 gs)
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