Deutsche Bischöfe und Laien wollen Reformdialog fortsetzen
Kardinal Marx: Initiative brachte Reform des kirchlichen Arbeitsrechts, eine stärkere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Führungspositionen und eine neue Debatte über Ehe, Familie und Sexualität
Würzburg, 12.09.2015 (KAP/KNA) Der Reformdialog zwischen Laien und Bischöfen in der katholischen Kirche in Deutschland soll fortgesetzt werden. Konkrete Vorschläge fehlen allerdings in dem am späten Freitagabend in Würzburg verabschiedeten Abschlusspapier zu dem Gesprächsprozess "Im Heute glauben". Diese sollen am Samstag erörtert werden. Dann endet der vor fünf Jahren gestartete Prozess.
Die Initiative dazu war von der Deutschen Bischofskonferenz ausgegangen. Nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals 2010 sollte der Prozess verloren gegangenes Vertrauen wiedergewinnen helfen und eine Debatte über den künftigen Kurs der Kirche anregen.
An der Zusammenkunft in Würzburg nehmen rund 300 Repräsentanten kirchlichen Lebens in Deutschland teil, darunter mehr als 30 Bischöfe. Das Treffen mit dem Titel "Wo Gott ist, da ist Zukunft", ist das letzte von fünf Foren im Rahmen des Dialogprozesses.
Bereits zum Auftakt hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Dialogprozess als wichtigen Schritt bezeichnet, mit dem die Kirche in einer sich wandelnden Gesellschaft neue Formen des vertrauensvollen Miteinanders erprobt habe.
Zugleich widersprach Marx dem Eindruck, die Initiative sei folgenlos geblieben. Beispielhaft verwies er auf die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts, eine stärkere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Führungspositionen und eine neue Debatte über Ehe, Familie und Sexualität.
Ähnlich äußerte sich auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück. Er dankte unter lang anhaltendem Applaus der Teilnehmer dem emeritierten Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, der in seiner Amtszeit als Bischofskonferenz-Vorsitzender "mit viel Mut und Zähigkeit" den Prozess ins Rollen gebracht habe.
Das Abschlusspapier wurde mit großer Mehrheit bei neun Gegenstimmen und drei Enthaltungen verabschiedet. Darin werden die Bischöfe unter anderem aufgerufen, "Einschränkungen zu beseitigen oder auf deren Beseitigung hinzuwirken, die eine echte Teilnahme wiederverheirateter Geschiedener am Leben der Kirche kaum möglich machen". Mit Blick auf eine schwindende Zahl an Priestern und Gläubigen sowie neue Formen der Seelsorge heißt es in dem Papier: "Mehr denn je ist der Kirche auf allen Ebenen der Mut zum Experiment abgefordert."
Dem während des Gesprächsprozesses mehrfach geäußerten Wunsch nach einer ersten gesamtdeutschen Nationalsynode erteilte Kardinal Marx unterdessen erneut eine Absage. In Würzburg hatte zwischen 1971 und 1975 ein solches Treffen von Vertretern aller westdeutschen Bistümer stattgefunden.
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/72391.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
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