Kardinal Sarah: „Ob man uns hören will oder nicht, wir werden sprechen“ – Afrika macht Front gegen „Strategie der Deutschen“
15. Juni 2015 11:20 | Mitteilung an die Redaktion
Kardinal Sarah, Wortführer der afrikanischen Front gegen die „Kasperianer“
(Rom) Schlägt zur Bischofssynode über die Familie „die Stunde Afrikas“? So sieht es zumindest der Vatikanist Sandro Magister. In Accra, der Hauptstadt von Ghana, versammelten sich die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Afrikas mit Kardinal Robert Sarah und weiteren vier Kardinälen. Alle waren sich darin einig, sich der „Strategie der Deutschen“ zu Ehebrechern und Homosexuellen zu widersetzen.
Fünf Kardinäle und 45 Erzbischöfe aus ebenso vielen afrikanischen Staaten hatten sich vom 8. – 11. Juni in Accra zusammengefunden. Alles geschah „unter dem Licht der Sonne und doch fast geheim“. Tatsächlich geheim hatten sich am Pfingstmontag die Vorsitzenden der deutschen, schweizerischen und französischen Bischofskonferenz mit Theologen und Journalisten in Rom getroffen. Gewollt geheim. Wenn das Treffen der afrikanischen Bischöfe „fast geheim“ stattfand, dann nur deshalb, weil aufgrund der westlichen Arroganz Afrika nach wie vor als vernachlässigbare Dritte Welt gehalten wird und die Tragweite des Treffens von Accra nicht erkannt wurde. Dabei versammelte sich in Ghanas Hauptstadt die Kirche eines ganzen Kontinents und zwar des am schnellsten wachsenden Teils der katholischen Kirche. „Familie vor zerstörerischen Ideologien schützen, auch jenen internationaler Institutionen“
War es das erklärte Ziel des deutsch-französischen Geheimtreffens an der Gregoriana in Rom, katholische Ehe- und Morallehre zu Scheidung und Homosexualität zu ändern, versammelten sich die afrikanischen Erzbischöfe und Kardinäle mit der genau entgegengesetzten Absicht.
Treibende Kraft hinter dem Treffen war Robert Kardinal Sarah. Der aus Guinea stammende ist seit Herbst 2014 Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Seither profiliert sich der ranghöchste Vertreter Afrikas an der Römischen Kurie als Verteidiger der katholischen Glaubenslehre. Er war es auch, der vom ersten Augenblick an die Linie beim Treffen von Accra vorgab.
„Keine Angst haben, die Lehre Christi über die Ehe in Erinnerung zu rufen“; „Bei der Synode mit Klarheit und einer Stimme sprechen mit kindlicher Liebe für die Kirche“; „Die Familie vor allen Ideologien schützen, die sie zerstören wollen und daher auch vor der nationalen und internationalen Politik, die es verhindern will, die positiven Werte zu fördern.“ Das sind einige Kernaussagen von Kardinal Sarah, mit denen er die „afrikanische Strategie“ für die Bischofssynode umriß. Die Anwesenden stimmten dem Kardinalpräfekten darin in vollem Umfang zu.
Treffen der afrikanischen Kirche fand gezielt in Accra statt
Afrikas Bischöfe machen mobil
Der einzige schwarzafrikanische Bischof, der sich in den vergangenen Monaten für eine kasperianische „Öffnung“ ausgesprochen hatte, Msgr. Gabriel Charles Palmer-Buckle, ist ausgerechnet Erzbischof von Accra. Das sei der Hauptgrund gewesen, das Treffen des afrikanischen Kontinents genau dort abzuhalten. Erzbischof Palmer-Buckle wurde von Kasper nahestehenden katholischen Medien herumgereicht mit der Absicht, zu zeigen, daß Schwarzafrika nicht nur aus „Konservativen“ bestehe.
Der Erzbischof von Accra war jedoch beim Treffen von Accra gar nicht anwesend. Auch das stand bereits von vorneherein fest. Nicht Palmer-Buckle ist nämlich Vorsitzender der Ghanaer Bischofskonferenz, sondern Bischof Joseph Osei-Bonsu von Konongo-Mampong. Neben Kardinal Sarah waren noch die afrikanischen Kardinäle Christian Tumo aus Kamerun, John Njue aus Kenia, Polycarp Pengo aus Tansania und Berhaneyesus Souraphiel aus Äthiopien anwesend. Letzterer wurde beim jüngsten außerordentlichen Konsistorium von Papst Franziskus kreiert.
Das Treffen, offiziell vom Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECEAM) organisiert, stand unter dem Thema: „Die Familie in Afrika. Welche Erfahrungen und welche Beiträge für die XIV. Ordentliche Bischofssynode?“
Am ersten Tag wurden vier thematische Einführungen gegeben, die Diskussionsgrundlage in Arbeitsgruppen waren. Am zweiten Tag gab es fünf Einführungen bei gleicher Vorgangsweise. Scharfe Kritik an der „Strategie der Deutschen“
Eine dieser Einführungen stammte vom Theologen und Anthropologen Edouard Ade, dem Generalsekretär der Katholischen Universität von Westafrika mit Sitzen in Benin und Elfenbeinküste. Unter dem Titel „Die Erwartungen der Synode“ übte Ade scharfe Kritik am Gewicht, das die deutsche Kirche beim bisherigen Verlauf der Synode und in der Gesamtdiskussion auf Weltebene hat.
Ade beschrieb ein „präzedenzloses Verdampfen des christlichen Glaubens“, das sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland ereignete und das von unverhältnismäßigen Erwartungen an eine Änderung der kirchlichen Lehre und Praxis begleitet werde. Eine Haltung, die von der kirchlichen Hierarchie Deutschlands unterstützt werde. Im Zusammenhang damit skizzierte Professor Ade das, was er „die Strategie der Deutschen“ nannte.
Da die eigentlichen Ziele einer grundlegenden Änderung der katholischen Doktrin nicht erreichbar scheinen, bestehe die „Strategie“ darin, durch kontinuierliches Bohren Breschen zu schlagen, die dann schrittweise ausgeweitet werden sollen. Die gleichzeitige Betonung, daß man nichts an der Glaubenslehre ändern wolle, sei Teil dieser „Strategie“, um Gutmeinende in die Irre zu führen, so Ade.
Die „Breschen“, die die „Kasperianer“ schlagen wollen
Kardinal Walter Kasper: Stichwortgeber der „Kasperianer“ „Breschen“ seien zum Beispiel die „besonderen Fälle“, von denen Kardinal Walter Kasper in seiner Konsistoriumsrede vom Februar 2014 gesprochen habe, wohl wissend, so Ade, daß es natürlich nicht bei Einzelfällen bleiben würde.
Eine andere List sei es, die Veränderungen als Lösung der „Ausgewogenheit“ zu präsentieren zwischen ungeduldigen Erwartungen jener, die sofort die Anerkennung von Zweitehe und „Homo-Ehe“ fordern, und derer, die die gültige katholische Lehre aller Zeiten verteidigen. Kardinal Kasper habe die Haltung Letzterer als „Strenge ohne Barmherzigkeit“ zu diskreditieren versucht.
Eine weitere „Bresche“ sei es, wie bereits an etlichen Orten, vor allem im Westen praktiziert, den wiederverheirateten Geschiedenen einfach die Kommunion zu gewähren, ebenso allen irgendwie zusammenlebenden Paaren, ohne erst irgendeine Entscheidung Roms, durch die Synode und den Papst abzuwarten. Diese „schlechte Praxis“, sei Ausdruck einer „schlechten Seelsorge“ und lege offen, welcher Geist jene bewege, die auf eine Änderung der Lehre Christi drängen.
Warnung vor „Trojanischen Pferden“
Schließlich warnte Professor Ade vor „Trojanischen Pferden“, die von den Kasperianern eingesetzt würden. Ein solches Trojanisches Pferd sei es, allen Beziehungen des Zuammenlebens zwischen zwei Menschen einen positiven Wert zuzumessen, auch jenen außerhalb der Ehe und implizit auch den homosexuellen.
Ein weiteres Trojanisches Pferd stelle die Behauptung dar, die Unauflöslichkeit der Ehe sei ein „Ideal“, aber nur für wenige erreichbar. Ebenso der Gebrauch einer neuen Sprache, darunter jener, die für die UNO typisch sei, mit der die Realität auf den Kopf gestellt werden solle. Die Rede von Professor Ade fand große Zustimmung bei den anwesenden Kardinälen und Bischöfen. Gedanken flossen sogar in die Schlußerklärung des Treffens ein. Dort heißt es, Ausgangspunkt müsse „der Glauben sein, der bekräftigt und gelebt werden muß mit dem Ziel, die Kulturen gründlich zu evangelisieren“, wobei darauf zu achten sei, „die Sprache der Bewegungen, die für die Zerstörung der Familie kämpfen“, weder zu gebrauchen noch zu legitimieren. Kardinal Sarah: „Ob man uns hören will oder nicht, wir werden sprechen“
Im Interview „Qu‘on nous écoute ou pas, nous parlerons“ (Ob man uns hören will oder nicht, wir werden sprechen), das gleichzeitig zum Treffen in Accra in der katholischen Wochenzeitung Famille Chrétienne in Frankreich erschien, sagte Kardinal Sarah:
„Bei der Bischofssynode im kommenden Oktober werden wir, so hoffe ich, die Frage der Ehe auf ganz positive Weise angehen, indem wir versuchen, die Familie und die Werte, die mit ihr verbunden sind, zu fördern. Die afrikanischen Bischöfe werden das unterstützen, was Gott vom Menschen zur Familie verlangt und das annehmen, was die Kirche immer gelehrt hat.“ Und weiter: „Warum denken, daß nur die westliche Sichtweise des Menschen der Welt, der Gesellschaft gut, gerecht und universell sein soll? Die Kirche muß dafür kämpfen, Nein zu dieser neuen Kolonialisierung zu sagen.“
Im Zusammenhang mit dem Treffen von Accra ist die von zahlreichen Medien ausgebreitete Meldung zu sehen, die Bischöfe des schwarzen Kontinents beschuldigt, sich Frauenklöster zur sexuellen Belustigung zu halten. Kardinal Kaspers rassistische Entgleisung am Rande der Bischofssynode 2014 war trotz aller Dementis zu kontraproduktiv. Es gibt subtilere Formen der Diskreditierung. http://www.katholisches.info/2015/06/15/...-der-deutschen/ Text: Giuseppe Nardi Bild: RV/MiL/
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