[b]Deutschland: Reformdialog in Kirche beendet, Fortsetzung geplant
Dialogprozess erbrachte Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht, Diskussionen über die Rolle der Frau in der Kirche und Überlegungen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen
Würzburg, 13.09.2015 (KAP/KNA) Katholische Bischöfe und Laien haben am Wochenende in Würzburg ihren Gesprächsprozess zur Zukunft der Kirche beendet. Beide Seiten betonten zum Abschluss des fünfjährigen Prozesses, den Dialog fortsetzen zu wollen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Gespräche hätten alle Beteiligten als Gewinn empfunden und sollten verstetigt werden.
Bereits zuvor hatten die Bischöfe sich für Foren in Form von "Konventen" stark gemacht, die alle zwei bis drei Jahre stattfinden könnten. Diese Konvente, so Marx, könnten in Einzelfällen auch einem breiteren Kreis offenstehen, beispielsweise über das Internet. Näheres dazu wollen die Bischöfe im November in einer eigenen Botschaft bekanntgeben.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, würdigte gegenüber der KNA die Gesprächsatmosphäre. "Wichtig fand ich, dass strittige Fragen ohne Scheu und mit Respekt behandelt wurden." Dieses Modell sollte Schule machen. "Denn immer noch haben wir in unserer Kirche Nachholbedarf in offener Kommunikation."
Die deutschen Bischöfe hatten den Gesprächsprozess 2010 kurz nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals gestartet. Die Initiative sollte verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen und Debatten über den künftigen Kurs der Kirche anstoßen. Das sei geglückt, sagten der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sowie sein Osnabrücker Amtsbruder Franz-Josef Bode, die beide vonseiten der Bischofskonferenz die Treffen im Rahmen des Gesprächsprozesses vorbereitet hatten.
Als Früchte des Dialogprozesses gelten unter anderem Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht sowie Diskussionen über die Rolle der Frau in der Kirche. Die Überlegungen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die nach geltender Lehre vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen sind, flossen auch in die Papiere ein, die die deutschen Bischöfe zur Vorbereitung der im Oktober anstehenden Weltbischofssynode in Rom einreichten.
Auf der Abschlussveranstaltung des Gesprächsprozesses in Würzburg verständigten sich die Teilnehmer auf einen 30 Seiten starken Abschlussbericht, der die wesentliche Etappen des Prozesses festhält. Außerdem veröffentlichten sie eine Erklärung zur aktuellen Flüchtlingskrise. Darin erteilen sie Fremdenfeindlichkeit eine klare Absage und rufen zu mehr Anstrengung bei der Integration auf.
Kritik an dem Abschlussbericht kam vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der zum ersten Mal an einem Forum im Rahmen des Gesprächsprozesses teilgenommen hatte. Der Bericht bleibe "in einer Nabelschau stecken, die einer ausgeprägten Innenperspektive geschuldet ist", bemängelte der Bischof. Statt Begeisterung für die Frohe Botschaft herrsche ein "mutloser Grundton" vor, der ihn "an die niedergeschlagene Stimmung der ersten Christen in den drei Tagen zwischen Kreuzestod und Auferstehung" erinnere.
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/72403.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.[/b]
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