Ermahnung des Papstes: „Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen, nicht der Gott des Geldes“
Im Rahmen seiner Ansprache an die Leiter und Angestellten der „Banca del Credito Cooperativo“ legte der Papst einen besonderen Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit
Von Federico Cenci Vatikanstadt, 14. September 2015 (ZENIT.org)
Das Thema, das Papst Franziskus am Samstagvormittag während seiner Begegnung mit den Führungskräften und Mitarbeitern der „Banca del Credito Cooperativo“ behandelte, war die Beziehung zwischen Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit. Diese auch unter dem Namen „ländliche Sparkassen“ bekannte besondere Art von Kreditinstitut entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Europa und konnte in Italien dank der Bemühungen des Priesters Don Luigi Cerutti im Jahre 1890 Fuß fassen.
Der Heilige Vater hob die Verbindung zur Kirche folgendermaßen hervor: „Der Kirche ist der Wert der Genossenschaften gut bekannt.“ Er erinnerte daran, dass „deren Grundstein oft von Geistlichen, engagierten Laiengläubigen sowie von durch den Geist christlicher Solidarität belebten Gemeinden gelegt wurde.“
Der Bezug zur christlichen Soziallehre der Kirche zeigt sich auch in den häufigen Bezugnahmen auf die Genossenschaften in kirchlichen Dokumenten. Diesen Aspekt thematisierte der Papst folgendermaßen: „Auch in der Enzyklika Laudato si‘ habe ich auf ihre Bedeutung im Bereich der erneuerbaren Energien und der Landwirtschaft hingewiesen“ (vgl. Nr. 179-180). In diesem Zusammenhang rief der Heilige Vater die Anwesenden dazu auf, „ein Motor für die Entwicklung der schwächsten Glieder der lokalen Gemeinschaften und der Zivilgesellschaft zu sein, den Blick dabei vor allem auf arbeitslose junge Menschen zu richten und den Schwerpunkt auf die Schaffung neuer genossenschaftlicher Betriebe zu legen.“
Anschließend legte der Papst besonderen Nachdruck auf die Verwirklichung „neuer Wohlfahrtslösungen“, beginnend mit dem Gesundheitswesen, und auf die Beziehung „zwischen Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit.“ Dabei erinnerte er daran, dass „im Mittelpunkt der Mensch und nicht der Gott des Geldes“ zu stehen habe. Desweiteren unterstrich Franziskus die Wichtigkeit von „Erleichterungen und Ermutigungen für das Familienleben“ und von „Vorschlägen zu kooperativen und genossenschaftlichen Lösungen für den Umgang mit dem Gemeingut, das nicht zum Eigentum Weniger oder zum Gegenstand von Spekulationen werden darf.“
Eine Umsetzung dieser Vorgehensweise impliziere „die Förderung einer solidarischen und sozialen Verwendung des Geldes entsprechend dem Stil einer wahren Genossenschaft“, so Franziskus. Er fügte hinzu: „In dieser Zeit der allerorts spürbaren Korruption werdet ihr darum gebeten, Aufrichtigkeit nicht nur selbst zu leben, sondern diese auch zu verbreiten und zu verankern.“
Der Heilige Vater erinnerte die Bänker erneut daran, dass „die wichtigste Herausforderung“ nicht darin bestehe, „ein großer Betrieb“ zu werden, sondern „zu wachsen und dabei eine wahre Genossenschaft zu bleiben und dies gleichsam noch mehr zu werden. Das bedingt eine Förderung der aktiven Teilnahme der Mitglieder; gemeinsam und zugunsten anderer zu handeln.“ Der Papst bezeichnete in diesem Zusammenhang die Arbeit einer Bank als „sensibles Handwerk, das große Strenge erfordert. Allerdings muss eine genossenschaftliche Bank darüber hinaus noch die folgende Aufgabe erfüllen: Sie muss versuchen, die Wirtschaft zu vermenschlichen und Effizienz mit Solidarität zu verbinden.“
Abschließend fasste der Bischof von Rom den Wert der Genossenschaft mit einem zu den Kernpunkten der katholischen Soziallehre zählenden Begriff zusammen: der „Subsidiarität“. Franziskus bekannte sich dazu, dass die genossenschaftlichen Kreditbanken diesen Gedanken durch den Einsatz eigener Mittel – mit vereinten Kräften und nicht auf Kosten anderer – zur Bewältigung von Schwierigkeiten „in die Praxis umgesetzt“ hätten. „Dies ist Subsidiarität – nicht eine Belastung von Institutionen und daher des Landes, wenn Probleme aus eigener Kraft verantwortungsbewusst angegangen werden können. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ihr euren Weg der Integration der genossenschaftlichen Kreditbanken in Italien fortsetzt“, so der Papst.
Darüber hinaus ermutigte der Heilige Vater zur Überprüfung der „Art und Weise, wie Einkommen erwirtschaftet wird“. Vor der Erteilung des Segens führte Franziskus diesen Aspekt folgendermaßen aus: „Die BCC kann ein Zentrum darstellen, von dem der Bau eines großen Netzwerks zur Einrichtung von Betrieben ausgeht, die Arbeitsmöglichkeiten für die Erhaltung der Familien, die Vergabe von Mikrokrediten und weitere Formen zur Humanisierung der Wirtschaft schaffen.“ Letztendlich richtete sich der Papst mit einem für ihn schon typischen Wunsch an die Anwesenden: „Selbstverständlich bitte euch nicht um Geld, ich bitte euch um Gebete…
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