Kuba: Papst soll Jugend zum Bleiben animieren
Papst Franziskus besucht am Sonntag (Ortszeit) das Kulturzentrum P. Felix Varela in Havanna - AFP
20/09/2015 08:00SHARE: Papst Franziskus ist wieder unterwegs und wieder ist es der amerikanische Kontinent: Erst vergangenen Juli besuchte Franziskus Ecuador, Bolivien und Paraguay. Jetzt ist das kirchliche Oberhaupt in Kuba angekommen und verbindet in einer Reise den Besuch von zwei ehemaligen Feinden: Amerika und Kuba. Zwei Staaten, die nach 50-jähriger Eiszeit - dank der Hilfe von Papst Franziskus persönlich - die diplomatische Beziehungen wieder aufgenommen haben. Was für ein Land ist Kuba heute? Radio Vatikan hat mit Antonio Maria Baggio, den Präsidenten des Kulturzentrums „Centro Cultural Padre Félix Varela“ in Havanna gesprochen.
„Kuba ist ein Land auf der Suche nach Veränderung. Es gibt jedoch im inneren Kern der Gesellschaft Widersprüche. Einerseits haben wir Raoul Castro, der Kuba zu einer Veränderung führen will, wenn auch kontrolliert. Und auf der anderen Seite, sind da die Institutionen, die um einiges strenger sind. Außerdem haben wir hier das Phänomen der freiwilligen Emigration der Kubaner, nämlich dass sie das Land verlassen wollen und wenn immer mehr Leute kontinuierlich das Land verlassen wollen, heißt es, dass sie kein Vertrauen in das Land haben. Das tägliche Leben hat sich verändert, denn der Handel wuchert, sowie die täglichen Aktivitäten. Aber bis zu welchem Punkt hat das nun die Struktur des Landes verändert? Noch sehr wenig. Deswegen ist die Erwartung und die Hoffnung auf Papst Franziskus sehr groß, man hofft auf eine letzte Wende.“
Von 1975 bis 1992 definierte sich Kuba als atheistischer Staat. Johannes Paul II. forderte bei seinem Kuba-Besuch 1998 das sozialistische Kuba auf, sich der Welt zu öffnen. Die Rolle der Kirche habe sich seit diesem Besuch natürlich verändert, betont Baggio. Nicht nur mehr Raum – also mehr Grund, die der Kirche zurückgegeben wurde, sondern auch mehr Redefreiheit – mehr Raum für Kommunikation und dies sei wiederum hilfreich für die Gesellschaft, die somit auch mehr Raum bekommen habe. Mittlerweile spiele die Katholische Kirche eine wichtige Vermittlerrolle. Das Grundproblem der Gesellschaft sei der Wunsch der jungen Bevölkerung Kuba zu verlassen. Ihre Unzufriedenheit sei traurig und der Papst könnte hier eine wichtige Rolle übernehmen, so Baggio.
„Der Besuch des Papstes könnte eine Wende bedeuten: Der Papst wird zu den jungen Menschen sprechen, ein spontaner Dialog steht auf dem Programm und das könnte ein Moment der Erhörung sein, also ein Moment in dem die jungen verstehen, dass es sich rentiert in Kuba zu bleiben um es zu verbessern.“
Als zentraler Termin bei dieser Reise gilt am Sonntagabend (Ortszeit) das Treffen des Papstes mit den Jugendlichen im Kulturzentrum P.Felix Varela. Es sei vor allem die Perspektivlosigkeit, die die jungen Menschen aus dem Land treibe und die vorsichtige Öffnung Kubas erleichtere diese Entwicklung: „Der Fall des Embargos wäre äußerst wichtig, denn das Embargo ist eine ideologische Waffe: die Reichen, können auch in Kuba haben was sie wollen….es ist notwendig die Extremismen zu entfernen, auf beiden Seiten.“ Kuba solle natürlich kein Mc-Donalds Imperium werden, betonte Baggio, aber es könnte endlich eine Freiheit für die Unternehmer bedeuten und so könnten die Kubaner selbst Protagonisten ihrer Entwicklung werden.
„Papst Franziskus entwickelt eine Vision der Systemveränderung, und er tut dies in dem er zu den westlichen Ländern spricht, zu den reichen Ländern. Deswegen ist der Papst ein Überbringer einer systematischen Vision die auf der katholischen Soziallehre basiert, die in sich auch alle notwendigen Gerechtigkeiten aufzählt, die auch die kubanische Revolution inne hatte, aber sie tut dies in einem Gleichgewicht des Respekts zum Menschen. Könnte dann nicht der Besuch auch eine Gelegenheit dafür sein, nicht nur ein vietnameisches oder chinesisches Modell zu übernehmen, sondern das menschliche von Papst Franziskus?
Papst Franziskus ist der dritte Papst auf Kuba in nur kurzer Zeit. Johannes Paul II. besuchte 1998 Kuba und Benedikt XVI. 2012. (rv 19.09.2015 no)
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