25.09.2015 16:00 Franziskus fordert die Politiker zur Gewissenserforschung auf
Vor den Vereinten Nationen kritisiert der Papst Gender-Ideologie, Abtreibung und Ausbeutung – Vorrangiges Erziehungsrecht der Familie ANZEIGE:
Pope Francis speaks to United Nations staff before addressing world leaders at the U.N. in New York Deutliche Mahnworte richtete Papst Franziskus am Freitag bei seinem Besuch im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York an die Staatengemeinschaft. Zuvor gab es viel Lob für die UN-Mitarbeiter. Foto: Reuters
New York (DT) Mit klaren und konkreten Forderungen hat Papst Franziskus am Freitag die Politiker und Staatsmänner der Welt zu einer Gewissenserforschung aufgerufen. In seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen in New York machte sich der Papst zum Anwalt „der Armen, der Alten, der Kinder, der Kranken, der Ungeborenen, der Arbeitslosen, der Verlassenen und derer, die man meint 'wegwerfen' zu können“. Das „gemeinsame Haus aller Menschen“ müsse auf dem Verständnis der Unantastbarkeit der geschaffenen Natur errichtet werden, so Franziskus. Dieses Verständnis erfordere „eine höhere Stufe der Weisheit, welche die Transzendenz akzeptiert“.
Ohne sie beim Namen zu nennen, kritisierte der Papst unter Berufung auf das Naturrecht die Gender-Ideologie sowie die Praxis der Abtreibung: Franziskus zitierte in seiner Rede die Ansprache seines Vorgängers Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag und forderte „die Anerkennung eines Sittengesetzes, das in die menschliche Natur selbst eingeschrieben ist“. Dieses Gesetz schließe „die natürliche Unterscheidung zwischen Mann und Frau ein sowie die uneingeschränkte Achtung vor dem Leben in allen seinen Stadien und Dimensionen“. Franziskus wandte sich gegen „eine ideologische Kolonialisierung“, die „abnorme Lebensmodelle und -stile durchsetzt“ und der Identität der Völker fremd, ja letztlich unverantwortlich sei.
Papst verurteilt Ausbeutung und Prostitution
Stattdessen warb der Papst in New York für eine ganzheitliche menschliche Entwicklung und „die volle Geltendmachung der Menschenwürde“. Das Recht auf Bildung, insbesondere auch für Mädchen, setze den Respekt für „das vorrangige Erziehungsrecht der Familie und das Recht der Kirchen und sozialer Gruppierungen, die Familien bei der Ausbildung ihrer Kinder zu unterstützen“, voraus. Die Regierenden müssten alles tun, damit alle menschenwürdig leben sowie eine Familie gründen und erhalten können.
Franziskus forderte den „effektiven, praktischen und unverzüglichen Zugang aller zu den unentbehrlichen materiellen und geistigen Gütern“. Zu den materiellen zählte er die eigene Wohnung, eine würdige Arbeit sowie ausreichend Essen und Trinkwasser; zu den geistigen Gütern die Religions- und die Bildungsfreiheit.
Der Papst nahm vor den Vereinten Nationen auch zum politischen Zeitgeschehen Stellung. So geißelte er die Verbreitung von Waffen und warb für „eine Welt ohne Atomwaffen“. Ausdrücklich begrüßte er das Abkommen mit dem Iran als „Beweis für die Möglichkeiten des politischen guten Willens und des Rechtes“. Franziskus kritisierte den Zinswucher gegenüber Entwicklungsländern, deren Unterwerfung durch Kreditsysteme, den Menschenhandel, den Handel mit Organen und Geweben, die sexuelle Ausbeutung von Kindern, die „Sklavenarbeit einschließlich Prostitution“, den Drogen- und Waffenhandel sowie Terrorismus und die internationale organisierte Kriminalität.
Ein „egoistisches und grenzenloses Streben nach Macht und materiellem Wohlstand“ führe zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und zum ungerechten Ausschluss vieler Menschen. Der Papst forderte die Vereinten Nationen und ihre Mitgliedstaaten zum effektiven „Kampf gegen all diese Plagen“ und zur Sicherstellung der „unangefochtenen Herrschaft des Rechtes“ auf.
Auch zur Christenverfolgung im Nahen Osten und in Teilen Afrikas nahm der Papst Stellung. Verantwortlich dafür machte er in deutlicher Anspielung auf den Irak-Krieg von 2003 auch „politische und militärische Interventionen, die unter den Mitgliedern der Internationalen Gemeinschaft nicht abgestimmt wurden“. Die Christen und andere Gruppen seien heute vielfach „Zeugen der Zerstörung ihrer Kultstätten, ihres kulturellen und religiösen Erbes, ihrer Häuser und ihrer Habe geworden“. Sie stünden hier vor der Wahl, „zu fliehen oder ihr Festhalten am Guten und am Frieden mit dem Leben oder der Sklaverei zu bezahlen“.
Im Vorfeld der UN-Versammlung in New York hatten sich Bischöfe Afrikas mit einem dramatischen Appell an die Staats-und Regierungschefs der westlichen Länder sowie an die Verantwortlichen internationaler Institutionen gewandt. In ihrem Schreiben üben sie heftige Kritik an der westlichen Einmischung auf dem afrikanischen Kontinent. Sie werfen dem Westen vor, unter der Bezeichnung „sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte“ eine Kultur des Todes auf ihrem Kontinent zu verbreiten. Die Bischöfe Afrikas fordern die westliche Welt auf, ihre Kampagne zur Verbreitung einer „Kultur des Todes“ auf ihrem Kontinent zu beenden. Die gemeinsame Erklärung der Bischöfe von Afrika und Madagaskar wurde bereits im Juni bei einem Treffen der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar in Accra (Ghana) verfasst, aber erst unlängst veröffentlicht.
Afrikas Bischöfe warnen vor „neuer Form der Sklaverei“
Die Bischöfe fordern dazu auf, Afrika Respekt zu erweisen und dem Kontinent mit Aufrichtigkeit zu begegnen. Dabei kritisieren sie zwischen westlichen und afrikanischen Ländern geschlossene Abkommen, in denen sie eine neue Form der Sklaverei sehen. „Im innersten unseres Herzens fühlen wir uns verletzt durch die Angriffe auf das Leben, auf die Familie, auf die gesunde menschliche Entwicklung unserer jungen Generation sowie auf die freie Entfaltung der Frau.“
Mit nicht zu bremsender Geschwindigkeit sehe man sich fremdbestimmt von „egoistischen und perversen Interessen“, die innerhalb der afrikanischen Gesellschaften einen organisierten Individualismus und Hedonismus förderten, der allem widerspreche, wofür der Kontinent stehe. Insbesondere den zunehmenden Einfluss der Finanz- und Pharmaindustrie erachten sie als ernst zu nehmende Bedrohung der Souveränität der afrikanischen Länder und deren Kultur und Wertvorstellungen. „Afrika ist kein riesiger potenzieller Markt für Pharmaunternehmen, um Verhütungsmittel zu verbreiten“, betonen die Bischöfe. Der politische wie auch wirtschaftliche Druck, den man auf Afrika ausübe, verfolge das Ziel, die Größe der afrikanischen Bevölkerung zu kontrollieren und sogar drastisch zu reduzieren.
„Die Milliarden, die der Verbreitung von Verhütungsmitteln und einer Sexualerziehung gewidmet sind, die universelle moralische Normen missachtet, sind ein Skandal, eine neue Form der Sklaverei und eine Huldigung des Geldes!“ Primärer Zweck sei es, dem afrikanischen Kontinent ein westliches Wachstumsmodell aufzuzwingen, so die Bischöfe. Unter Bezugnahme auf Papst Franziskus rufen sie dazu auf, auf neue Formen der ideologischen Kolonialisierung Acht zu geben. „Es herrschen ideologische Kolonialisierungsströmungen vor, die in Wahrheit versuchen, die Institution der Familie zu zerstören.“ Solchen Strömungen müsse man entschieden entgegentreten, um die „göttliche Mission, die Mission der Familie“, zu erfüllen.
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