Synode: Elf Kardinäle sehen "Auflösungsphase ohnegleichen" Neues "Herder"-Buch gilt als Reaktion auf Reformforderungen durch Kardinal Kasper
29.09.2015, 13:24 Uhr Deutschland/Vatikan/Kirche/Familie/Konflikte/Bischofssynode/Kardinäle/Buchneuerscheinung Rom-Bonn, 29.09.2015 (KAP) Wenige Tage vor Beginn der Familiensynode im Vatikan werden die Diskussionslinien zunehmend klarer: Eine Gruppe von elf dem "konservativen Flügel" zugerechneten Kardinälen spricht sich in einem gleichzeitig in vier Sprachen veröffentlichten Buch gegen weitreichende Änderungen beim traditionellen katholischen Verständnis von Ehe und Familie aus. Abgelehnt wird in den Essays auch eine Öffnung der Kirche in Bezug auf Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene. Die deutsche Ausgabe des Buches ist unter dem Titel "11 Kardinäle zu Ehe und Familie - Essays aus pastoraler Sicht" am Montag im Freiburger "Herder"-Verlag erschienen.
Gemeinsamer Ausgangspunkt der Beiträge ist die Analyse einer "Auflösungsphase ohnegleichen in der Geschichte" für die Familie - und auch für den Begriff der Ehe -, heißt es unter anderem. Probleme der Säkularisierung werden aufgezeigt, dass etwa Liebe und Sexualität "banalisiert und zu einem billigen Vergnügen herabgewürdigt" würden, wie der frühere Kölner Erzbischof Joachim Meisner in seinem Beitrag darlegt. Dementgegen gelte es nun, die Lehre Jesu Christi darzustellen.
Meisner fordert als Reaktion auf hohe Scheidungszahlen und Säkularisierung eine sorgfältigere und längere Ehevorbereitung. Nötig sei dazu eine neue Rahmenordnung für alle Diözesen. Zugleich verweist er auf die kirchliche Ablehnung künstlicher Empfängnisverhütung. "Liebe und Fruchtbarkeit sind zwei Seiten der einen Medaille. Wer die Fruchtbarkeit manipulativ ausschließt, widersetzt sich dem Schöpferwillen Gottes", so Meisner.
Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes kritisiert in seinem Beitrag den Vorschlag einer gegenseitigen Ergänzung von Dogmatik und Seelsorge, den der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, eingebracht hatte, als "weder originell noch hilfreich". Mit Blick auf die Frage, ob und in welchen Fällen wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten der katholischen Kirche zugelassen werde dürfen, zeigt sich Cordes zurückhaltend. Wiederverheiratete Geschiedene seien ein "fortdauernder Schmerz für die Kirche", den zu heilen nicht in kirchlicher Macht stehe.
Der indische Kardinal Baselios Cleemis Thottunkal schreibt der Ehe den Charakter eines "Mysteriums" zu und plädiert für die Annullierung einer kirchlich geschlossenen Ehe, wenn ein Ehepartner homosexuell ist und diese "verkehrte Disposition u.a. mit psychologischer oder psychiatrischer Hilfe" nicht "korrigiert". Der italienische Kardinal Carlo Caffarra warnt im Blick auf eventuelle Veränderungen in der kirchlichen Lehre vor einer Bagatellisierung des Begriffs der göttlichen Barmherzigkeit.
Das Buch ist eine Reaktion auf die "liberale" Linie des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper in Ehe- und Familienfragen. Kasper hatte sich zuletzt für Lockerungen etwa bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ausgesprochen und sich dabei auf das auch von Papst Franziskus hervorgehobene Konzept der Barmherzigkeit bezogen.
Das Buch sei jedoch weder gegen Kasper noch gegen den Papst gerichtet, betonte Herausgeber Winfried Aymans, ein emeritierter Kirchenrechtler aus München. Vielmehr habe man die freie Diskussion über die Familienproblematik in der Kirche fördern und einen Beitrag im Hinblick auf die Debatte in der Synodenaula leisten wollen.
Warnung vor "Grabenkämpfen"
Die zunehmend heftigen Kontroversen zwischen liberalen und konservativen Bischofsgruppen hat den Freiburger Erzbischof Stephan Burger indes zu einem Aufruf zu einer "sachlichen und ruhigen Debatte" bewogen. "Mit Sorge sehe ich, wie Christinnen und Christen sich unversöhnlich vorwerfen, den Glauben und die Tradition der Kirche zu verraten oder das Leben und Gewissen des Einzelnen nicht zu respektieren", schreibt Burger in der Diözesanzeitung "Konradsblatt". Gemeinsames Ziel müsse stattdessen aber eine "glaubwürdige Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu" sein. Weil niemand dem Ideal eines christlichen Lebens ganz gerecht werde, gelte jedem Respekt und Achtsamkeit, so der Erzbischof. Auch bei strittigen Themen dürfe es nicht zu Spaltungen und Grabenkämpfen kommen.
Die Bischofssynode tagt ab Sonntag und bis zum 25. Oktober unter dem Thema "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute". Teilnehmen werden rund 300 Bischöfe und weitere 100 Katholiken aus aller Welt. Themen sind etwa die kirchliche Haltung zu Sexualität, gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder der seelsorgliche Umgang mit Geschiedenen. http://www.kathpress.at/goto/meldung/130...se-ohnegleichen Weitere Beiträge zur Synode unter www.kathpress.at/synode
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