Papst warnt Bischofssynode vor moralischem Rigorismus
Papst Franziskus
Franziskus bei Gebetsvigil auf dem Petersplatz: "Wenn wir nicht verstehen, die Gerechtigkeit mit dem Mitleid zu verbinden, werden wir schließlich unnötig streng und zutiefst ungerecht t SYNODE 04.10.2015, 10:13 Uhr Vatikan/Papst/Familie/Synode
Vatikanstadt, 04.10.2015 (KAP) Papst Franziskus hat die katholische Kirche vor moralischem Rigorismus gewarnt. "Wenn wir nicht verstehen, die Gerechtigkeit mit dem Mitleid zu verbinden, werden wir schließlich unnötig streng und zutiefst ungerecht sein", sagte Franziskus am Samstagabend auf dem Petersplatz in Rom. Bei der Behandlung des Themas Familie müsse "das Kriterium für die Interpretation von allem" stets Jesus sein, forderte der Papst am Vorabend der Weltbischofssynode über Ehe und Familie bei einer "Gebetsvigil" vor mehreren zehntausend Menschen.
Aufgabe der Synode sei es, Familien, die unter Armut, Krieg, Krankheit, Trauer oder "zerrissenen Beziehungen" litten, daran zu erinnern, dass das Evangelium die "Frohe Botschaft" bleibe, von der aus man neu beginnen könne, erklärte der Papst. Dafür müsse sie "aus dem Schatz der lebendigen Überlieferung Worte des Trostes und Orientierungen der Hoffnung" für Familien schöpfen.
Weiter forderte Franziskus, dass die Kirche stets ein "offenes Haus" ohne "Prunksucht" sein müsse. Sie müsse auch jene aufnehmen, "deren Herz durch die Prüfungen des Lebens verletzt und leidend ist".
Zugleich rief er die Teilnehmer der Synode zum Dialog auf. Sie müssten fähig sein, "hinzuhören und sich miteinander auszutauschen", so Franziskus.
Die Kirche, führte der Papst in seiner Predigt aus, müsse selbst wie eine Familie sein, und mit der Liebe und der Nähe eines Vaters handeln, "der beschützt ohne zu bevormunden, der korrigiert, ohne zu demütigen, der erzieht mit dem guten Vorbild und mit Geduld". Hinzukommen müsse eine Begleitung der Menschen wie eine Mutter mit "Hingabe und Zärtlichkeit und moralischer Kraft".
Zugleich mahnte er eine Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes während der Synode an. Andernfalls verwandele sich christliches Handeln in eine "Sklavenmoral", Autorität in Herrschaft und Mission in Propaganda.
Franziskus verlangte zudem einen realistischen Blick auf die Situation heutiger Familien. Um die Familien von heute zu verstehen, müsse man auf das alltägliche und gewöhnliche Leben der Familie Jesu blicken, das mit seinen Mühen und einfachen Freuden dem der Mehrheit der Familien von heute entspreche. Es sei von "gelassener Geduld gegenüber Widerwärtigkeiten und von der "Achtung gegenüber der Situation jedes Einzelnen" geprägt.
Beliebteste Blog-Artikel:
|