Synodenväter für bessere Ehevorbereitung
Es gibt viele verschiedene Gesprächsthemen bei der Synode - OSS_ROM
08/10/2015 12:05SHARE: „Man muss die Familie heute sozusagen noch einmal neu gründen!“ Das sagt der brasilianische Kardinal Odilo Scherer, Erzbischof von Sao Paolo und einer der Synodenväter. „Die guten Gründe, die die Kirche für das Eingehen einer Ehe und das Gründen einer Familie sieht, ziehen heute bei den Menschen weitgehend nicht mehr. Die Leichtigkeit, mit der man sich heute scheiden lassen kann, macht das Reden von der Unauflöslichkeit der Ehe hohl; dasselbe gilt für die Bekräftigung, dass man nur einen einzigen Partner heiraten kann, wo es doch heute so leicht ist, mehr als eine Beziehung gleichzeitig zu führen. Das wird ja in einigen Ländern von der Gesetzgebung sogar noch gefördert, so dass wir da fast mit einer legalisierten Polygamie konfrontiert sind!“
Auch der Hinweis auf die Fruchtbarkeit einer Ehe, auf ihre Offenheit für das Leben, verfange heute bei vielen nicht mehr, weil sich Kinder ja mittlerweile im Reagenzglas zeugen ließen, so Kardinal Scherer. Traditionelle Werte im Bereich Ehe und Familie lägen damit weitgehend am Boden. „Darum brauchen wir eine neue Form, um Sensibilität und Aufmerksamkeit für diese Werte zu schaffen, damit man sie wieder buchstäblich wert-schätzen kann.“ Und darum ist es nach Ansicht des Kardinals alles andere als hilfreich, die Thematik der Synode engzuführen auf Reizthemen wie wiederverheiratete Geschiedene oder den Umgang mit Homosexuellen. „Die Synode beschäftigt sich mit sehr viel weiteren Fragestellungen, sie versucht, die Realität von Familie aus sehr breitem Blickwinkel zu behandeln. In meiner Sprachgruppe zum Beispiel ging es jetzt sehr intensiv um die Frage des Lebensendes, um die alleingelassenen älteren Menschen, um Drogen. Aber wir haben durchaus auch über den Fall gesprochen, dass ein Familienmitglied homosexuell ist: Wenn ein Sohn der Familie auf einmal seine Homosexualität entdeckt und ihm das zu schaffen machen, wie sollte die Familie damit umgehen?“
„Wir navigieren auf offenem Meer“
Der sizilianische Kardinal Montenegro bestätigt gegenüber Radio Vatikan, dass die Synodenväter nicht in die Falle der Medien laufen. Sie seien keineswegs dabei, sich nur über zwei, drei Reizthemen zu zanken. „Nein – auch von der Diskussion her, mit der wir angefangen haben, zeigt sich: Wir navigieren auf offenem Meer und nicht in einem vorgegebenen Kanal!“
Apropos Kanal: Dass im Kanal von Sizilien weiterhin Flüchtlingsdramen stattfinden (die Insel Lampedusa gehört zu seinem Erzbistum), hat Montenegro auf der Synode schon zum Thema gemacht. „Das Thema Flüchtlinge wird ja auch schon im Instrumentum Laboris (im Grundlagendokument dieser Synode) behandelt. Die Welt der Migration hat tatsächlich sehr viel mit dem Thema Familie zu tun, denn da gehen Familien zu Bruch, weil jemand sich zum Weggang entscheidet und dann hier bei uns landet. Familien, die dann zerbrochen bleiben – da muss die Kirche helfen, damit sich die Familie wieder zusammensetzt und ihren Frieden findet.
Wir kümmern uns in Europa im Moment vor allem um die Erstaufnahme: Ich gebe dir ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Dabei wäre es sehr wichtig, dass man versucht, die übrigen Familienmitglieder nachzuholen, damit sie wieder ein gemeinsames Leben aufnehmen können.“
Viel ist auch bei dieser Synode vom spezifischen Blickwinkel der afrikanischen Teilnehmer die Rede. Einer von ihnen ist Bischof Rafael Nyrabukeye aus Guinea, der im Gespräch mit uns von einem dramatischen Niedergang von Ehe und Familie in Guinea berichtet. „Die Scheidungen sind unser Hauptproblem. Es gibt immer mehr geschiedene Katholiken. Ein spezielles Problem dabei sind die religiös gemischten Ehen – nicht nur zwischen Christen unterschiedlicher Konfession, sondern auch zwischen Muslimen und Katholiken. In der Regel sind es muslimische Männer, die katholische Frauen heiraten; und manchmal nimmt sich so ein muslimischer Mann dann noch eine Nebenfrau, womit seine katholische Ehefrau natürlich nicht einverstanden sein kann. In der Regel ist die Scheidung die Folge.“
Bischof Nyrabukeye und viele Amtskollegen, die er aus anderen Ländern Afrikas kennt, setzen vor allem auf eine verbesserte Ehevorbereitung: intensivere Kurse für künftige Ehepartner.
„Wie ist es möglich, dass man sieben Jahre oder länger studieren muss, um Priester zu werden, aber die Vorbereitung aufs Heiraten braucht nur drei Monate? Man braucht also eine sehr solide Vorbereitung!“ Das betont auch der italienische Kurienkardinal Giuseppe Versaldi – aber aus einer ganz anderen Perspektive. „Heute steigt die Zahl der Verfahren zur Ehe-Annullierung, da kann man die Vorbereitung auf die Ehe nicht so lassen, wie sie bisher ist! Denn diese Paare, die unter Mühen und Leiden um eine Annullierung nachsuchen, sind ja dieselben, die man mal – vielleicht allzu geschwind – zum Sakrament der Ehe zugelassen hat, ohne eine Überprüfung oder einen Weg. Es geht nicht darum, Paare vom Ehesakrament auszuschließen, sondern sie besser vorzubereiten, damit sie sich nicht Lasten aufladen, die sie später kaum wieder loswerden.“ (rv 08.10.2015 sk)
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