Eine Woche Synode: Eine Zwischenbilanz
Rund 190 Kardinäle und Bischöfe aus der ganzen Welt in der Synodenaula des Vatikan, am zweiten Sitzungstag der Familiensynode am 07. Oktober 2014.
Konkrete Ergebnisse gibt es erwartungsgemäß noch nicht, doch eines zeichnet sich ab: Bei den meisten Teilnehmern ist die Botschaft des Papstes angekommen - Hintergrundbericht von
VATIKAN 11.10.2015, 15:06 Uhr Vatikan/Kirche/Familie/Bischofssynode
Vatikanstadt, 11.10.2015 (KAP) Die erste Woche der mit Spannung erwarteten Bischofssynode über die Familie ist vorbei. Mit konkreten Ergebnissen war noch nicht zu rechnen. Aber zumindest soviel hat sich bereits gezeigt: Bei den meisten der 270 Bischöfen, Kardinälen und Ordensoberen ist der Papst mit seiner Botschaft offenbar durchgedrungen, dass die Kirche näher an der Wirklichkeit von Familien sein muss, eine allgemein verständlichere Sprache not tut und die helfende Hand vor dem moralischen Zeigefinger kommen sollte. Das geht aus den ersten Zwischenberichten der 13 Arbeitsgruppen hervor, die am Freitag zum Abschluss der ersten Beratungswoche veröffentlicht wurden.
Ob es bei soviel Einmütigkeit bleibt, ist derzeit offen. Denn die kontroversen Themen wie der kirchliche Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder mit Homosexuellen standen bislang noch nicht auf der Tagesordnung. Es ging zunächst einmal um eine Bestandsaufnahme: In welchen Situationen leben Familien heute überhaupt?
Das dürfte auch ein Grund dafür sein, dass der von manchen vorhergesagte "Kampf der Kulturen" bislang nicht eingetreten ist. Nach dieser Prognose sollten sich die "konservativen" afrikanischen Bischöfe unterstützt von ihren osteuropäischen Mitbrüdern und eine reformorientierte Gruppe westlicher Bischöfe gegenüberstehen.
Von großen Gegensätzen und Spannungsverhältnissen sprachen zwar viele Synodenteilnehmer und Beobachter in den vergangenen Tagen. Doch war das Bemühen erkennbar, eine Eskalation zu vermeiden.
Die wiederverheirateten Geschiedenen standen zwar noch nicht auf der Tagesordnung; Thema waren sie dennoch. Der Papst selbst betonte zu Beginn der Beratungen, dass diese Frage nicht im Mittelpunkt der Synode stehe. Die Bischöfe sollten sich nicht unter Druck setzen lassen.
Der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois, einer der vier Präsidenten der Synode, dämpfte die Erwartungen. Wenn wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden sollten, dann nur im Einzelfall; generelle Lösungen werde es nicht geben, sagte er in einer Pressekonferenz.
Offenbar wollten jedoch einige Synodenteilnehmer nicht warten bis das Thema in der dritten Woche der Beratungen ausdrücklich auf der Tagesordnung steht. Bereits am Samstag gab es "kleine Anfänge einer Debatte mit den bekannten Positionen", wie Vatikansprecher Federico Lombardi mitteilte.
Eine Schlüsselrolle in dieser Debatte wie für den Verlauf der Synode überhaupt könnte womöglich die deutschsprachige Arbeitsgruppe der Synode spielen. Mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, der auf eine strikte Anwendung des Unauflöslichkeitsprinzips der Ehe pocht, und den Kardinälen Walter Kasper, Reinhard Marx und Christoph Schönborn, die einen "Weg der Barmherzigkeit" befürworten, sind hier die prominenten Wortführer der Debatte versammelt. Wenn es dieser Gruppe gelingen würde, sich in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen auf eine gemeinsame Position zu einigen, dann könnte dies Signalwirkung für die gesamte Synode haben: Ein "Weg der Barmherzigkeit" mit dem Gütesiegel der Glaubenskongregation, dem könnten sich die anderen Bischöfe nicht leicht entziehen.
Papst Franziskus hat in der ersten Synodenwoche bereits deutliche Signale gesetzt: Auf der Synode soll freimütig debattiert werden, aber Herr des Verfahrens bleibt er. Konservative Kritiker, allen voran der australische Kurienkardinal George Pell hatten bemängelt, dass die Kommission für die Erstellung des Abschlussdokuments mehrheitlich mit reformwilligen Teilnehmern besetzt und dadurch das Ergebnis der Synode vorhersehbar sei. Daraufhin stellte Franziskus in einer unerwarteten Wortmeldung klar, dass er diese Kommission persönlich eingesetzt habe und wies Verschwörungstheorien zurück. Außerdem machte er klar, dass es kein Zurück hinter das bereits bei der Bischofssynode im vergangenen Jahr Erreichte geben könne, wie Pell und seine Mitstreiter dies wollten.
Der Papst will das es weiter voran geht. Wohin genau, wird sich nach dem Ende der Synode zeigen.
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