Tagespost: „Parallelsynode“ des Papstes in Santa Marta – Kritiker strukturell im Nachteil 14. Oktober 2015 19:30 | Mitteilung an die Redaktion
Der Geist der Synode. Offizielles Logo zum 50-Jahrfeier der Bischofssynoden am 17. Oktober 2015
(Rom) Der Vatikanist der deutschen Tagespost, Guido Horst, bietet in seinem Artikel „Keine vollkommene Klarheit“1 einen kleinen Einblick, wie Papst Franziskus die Synode erlebt. Horst schreibt sogar über eine „Parallelsynode“, die in Santa Marta stattfinde, und daß der Hauptakteur dieser Synode hinter der Synode der Papst selbst sei.
Gleichzeitig erweisen sich mehrere Kardinäle und Bischöfe als unerwartet tapfere und hartnäckige Verteidiger der katholischen Glaubens- und Morallehre. Sie wachsen dabei in eine neue, für sie ganz ungewohnte Rolle hinein.
Die Analyse von Guido Horst in der Tagespost
Wörtlich schreibt Horst: „Wer was sagt, wie sehr die Fronten gegeneinanderprallen – und dass es diese gibt, hat bisher niemand in Frage gestellt –, was in der Synodenaula inhaltlich geschieht, das alles wird nicht öffentlich.“
Und weiter: „Erst in den kommenden Tagen wird sich herausstellen, wie viele Synodenväter sich welche Änderungen der kirchlichen Praxis wünschen. Wie Kardinal Luis Antonio Tagle aus Manila, der einer der vier delegierten Präsidenten der Synode ist, vergangene Woche vor den Journalisten sagte, seien an die dreihundert Bischöfe nicht deswegen zusammengekommen, um gar nichts zu beschließen.“
Dann wird Horst deutlicher: „Die Unsicherheit über den Ausgang der dreiwöchigen Beratungen wird dadurch erhöht, dass im vatikanischen Gästehaus Santa Marta eine Art ‚Parallel-Synode‘ stattfindet: Papst Franziskus empfängt Synodenteilnehmer und auswärtige Besucher zu Einzelgesprächen. Dem Papst kommt es am Ende zu, offene Fragen zu entscheiden und in einem abschließenden Text der gesamten Kirche mitzuteilen. Das allerdings ist das bisher größte Rätsel, das über der ganzen Synode liegt.“
Papst als Hauptakteur und Regisseur der „neuen Barmherzigkeit“
Papst Franziskus in Santa Marta
Horst sieht den Papst selbst als Hauptakteur und Regisseur einer Synode, mit der er offensichtlich ein bestimmtes Ziel verfolgt, das über das hinausgeht, was in offiziellen Erklärung gesagt wird. Damit befinden sich die Verteidiger der katholischen Glaubens- und Morallehre in einer undankbaren Position. Sie sind strukturell im Nachteil, weil sie – im Gegensatz zum Papst – keinen Einfluß auf die Spielregeln haben. Jene Spielregeln, worauf auch Horst hinweist, die Papst Franziskus ohne zu Zögern wie schon 2014 bereit ist mitten in der Synode zu ändern. Im Alleingang.
Was den beschwerdeführenden Kardinälen unter den Synodenvätern sauer aufstößt und ihnen gleichzeitig erhebliches Kopfzerbrechen macht, ist die Insistenz, mit der Papst Franziskus die Kirche auf einen anderen Kurs umlenken will. Wiederum befinden sie sich in der Defensive, denn offen auszusprechen, daß man weniger den beschworenen Heiligen Geist am Werk sieht, sondern vielmehr handfeste Intrigen, würde offene Kritik am Papst verlangen. Das aber gilt unter Kardinälen als faktisches Tabu.
Mutiges Handeln der Verteidiger der katholischen Glaubens- und Morallehre
Die Kardinäle müßten sich gegen ihre eigenen Bauchschmerzen zu einer solchen Kritik aufraffen, die ihnen zudem, selbst von wohlwollenden Kirchenkreisen als Majestätsbeleidigung und unstatthafte Nestbeschmutzung angekreidet würde.
Da Papst Franziskus offiziell Neutralität mimt und mit unterirdischen Weichenstellungen vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen, ist die eigentliche und ganze Tragweite nur für aufmerksame Beobachter offenkundig. Wer tut, aber gleichzeitig behauptet, nicht zu tun, was er tut, hat die bequeme, wenn auch wenig redliche Möglichkeit, jede berechtigte Kritik als Unterstellung von sich zu weisen und dies sogar noch höchst empört.
Kardinal Kasper spielt bei dieser Synode längst nicht mehr jene Rolle, die er vor allem am Beginn der „neuen Barmherzigkeit“ spielte. Seine Rolle war es, den Anstoß zu geben. Doch die Möglichkeit und den Auftrag dazu, kam von Papst Franziskus. Beleg dafür, daß die Bezeichnung „Kasperianer“ nur eine Notlösung war, um nicht „Bergoglianer“ sagen zu müssen und sich damit nicht ständigen, ermüdenden Erklärungszwang aufzulasten.
Angesichts dieser schwierigen Lage verhalten sich zahlreiche Kardinäle und Bischöfe, mehr als erwartet, geradezu heroisch und unerschrocken. Dies um so mehr, da die ihnen zufallende Rolle völlig neu und bis zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI. geradezu undenkbar schien. Sich plötzlich in der Position des Papst-Kritikers wiederzufinden, einer Rolle, die durch Jahrzehnte randständige Gestalten wie Hans Küng, Jürgen Drewermann, Leonardo Boff und Konsorten eingenommen hatten, verlangt schon etwas ab gerade von Kardinälen und Bischöfen der westlichen Hemisphäre, die ziemlich konfliktscheu sind. http://www.katholisches.info/2015/10/14/...ll-im-nachteil/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Vatican.va (Screenshot)
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