Immer mehr NÖ-Pfarren betreuen Flüchtlinge
Vernetzungstreffen mit Peter Haslwanter, Caritas-Direktor Friedrich Schuhböck und Christian Köstler
Bei Vernetzungstreffen in Zwettl und Steinakirchen "zeigte sich riesige Hilfsbereitschaft" - Insgesamt in Pfarren der Diözese rund 800 Flüchtlinge betreut oder begleitet - Caritasdirektor Schuhböck: "Fürchtet Euch nicht! Das sind ganz normale Leute"
ST. PÖLTEN 15.10.2015, 14:11 Uhr Österreich/Kirche/Flüchtlinge/Diözese.St.Pölten/Caritas St.Pölten, 15.10.2015 (KAP) Immer mehr Pfarren der Diözese St. Pölten engagieren sich für Flüchtlinge und deren Begleitung bzw. Unterbringung. Bei jüngsten Vernetzungstreffen von Diözese und Caritas in Zwettl und Steinakirchen (NÖ) für solche Pfarrgemeinden "zeigte sich eine riesige Hilfsbereitschaft", heißt es am Donnerstag in einer Aussendung der Diözese. Insgesamt werden in Pfarren der Diözese St. Pölten rund 800 Flüchtlinge betreut oder begleitet - aktuell 364 in pfarrlich vermittelten Privatwohnungen, 342 in Grundversorgungsquartieren in 18 Pfarren, weitere 122 in pfarrlichen Einrichtungen. 30 weitere Flüchtlingsquartiere sind in Vorbereitung.
Die Klöster und Stifte in der Diözese sind ebenfalls aktiv. Als Beispiele werden in der Aussendung genannt: Im Stift Gottweig ist eine syrische Familie untergebracht, weiterer Platz wird geschaffen; im Stift Lilienfeld wohnen drei Familien, das Stift Melk bereitet im Meierhof Quartiere für zwölf Flüchtlinge vor. Im Franziskanerinnenkloster Hainstetten leben ebenfalls Flüchtlinge, die auch von den Schwestern betreut werden.
Bei den beiden Vernetzungstreffen konnten sich Pfarrangehörige umfassend informieren und gegenseitig austauschen. St. Pöltens Caritasdirektor Friedrich Schuhböck und Pfarr-Caritas-Leiter Christian Köstler sehen "viel guten Willen, um die vor Krieg geflüchteten Menschen zu unterstützen". Schuhböck ermutigte zu Unterstützung bei der Integration jener, die in Österreich bleiben: "Fürchtet Euch nicht! Das sind ganz normale Leute." Der Bedarf sei groß: Der Caritasdirektor verwies auf den enormen Anstieg an Asylwerbern, gleichzeitig gebe es eine viel höhere Anerkennungsquote als in den Jahren zuvor.
"Nicht mit Geld überhäuft"
Schuhböck wandte sich gegen Gerüchte, wonach Flüchtlinge "mit Geld überhäuft" werden. Wer Asylwerber betreue, bekomme pro Tag 19 Euro, die Flüchtlinge davon 5,50 Euro. "Davon müssen sie drei Mahlzeiten zahlen - der Staat schenkt also nichts her", so Schuhböck. Weiters rückte er kolportierte Falschmeldungen zurecht. So können anerkannte Flüchtlinge im Rahmen des Familiennachzugs nur die Ehefrau (oder den Ehemann) und die Kinder nachholen - und nicht etwa die ganze Verwandtschaft. Die Caritas bietet in den CARLA-Läden günstige Kleidung für Flüchtlinge, billige Lebensmittel sind in den SOMA-Märkten erhältlich.
Weitere praktische Informationen waren bei den Treffen an Thementischen zu bekommen, etwa Unterstützung für Flüchtlinge beim Deutschlernen und bei Behördengängen, bei Wohnungssuche, Konteneröffnung oder Versicherungsschutz. Als problematisch sehen viele Engagierte an, dass auch hochqualifizierte Asylwerber nicht arbeiten dürfen, das werde in Niederösterreich restriktiv gehandhabt. Klar sei auch, "dass man den Geflüchteten viel erklären müsse: etwa bezüglich Straßenverkehrsordnung, Regeln des Umgangs miteinander und in Erziehungsfragen", teilte die Diözese St. Pölten mit. Der kirchliche Fokus liege in der Integration von Asylberechtigten, was lange Lernprozesse für alle Beteiligte erfordere.
Verantwortliche aus den Pfarren berichten, dass die Bereitschaft dazu bei vielen Flüchtlingen gegeben sei. Hilfreich seien hier etwa Sportvereine, Pfadfinder, Kochkurse oder "Nähcafes", wo sie mit Einheimischen ins Gespräch kommen.
Wichtig: Kommunikation und Transparenz
Wichtig seien weiters leicht zugängliche Kommunikationsschienen. Einerseits könnten sich die Unterstützergruppen rasch untereinander via Facebook oder WhatsApp verständigen. Zugleich sei es wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren: So biete man Transparenz, nehme Ängste und könne andere motivieren, ebenfalls mitzuhelfen.
Der Flüchtlingskoordinator der Diözese St. Pölten ist laufend auf der Suche nach weiteren geeigneten Objekten und Räumlichkeiten, um neu hinzukommenden Flüchtlingen Unterkunft zu geben. Es ist seine Aufgabe, in Zusammenarbeit mit den Pfarren, der Caritas und den zuständigen Einrichtungen von Land und Bund den baulichen und infrastrukturellen Zustand von Objekten zu beurteilen sowie die organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. "Für welche Anzahl von Personen noch Platz gefunden werden kann, ist jedoch schwer abzuschätzen", hieß es abschließend seitens der Diözese. http://www.kathpress.at/goto/meldung/130...en-fluechtlinge
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