Alles läuft auf den Papst zu Publiziert 16. Oktober 2015 | Von admin Am Ende sprach die Synode auch über die Wiederverheirateten – Neue Mehrheiten gibt es nicht
Vatikan Messe auf dem PetersplatzVon Guido Hors
Rau und stürmisch geht es in Rom derzeit zu. Eine klare Ansage von Papst Franziskus könnte die Grosswetterlage in der Ewigen Stadt beruhigen.
Rom, Die Tagespost, 16. Oktober 2015
Was zu sagen war, ist gesagt: In der Synodenaula des Vatikans ist die dreiphasige Aussprache zu den drei Hauptkapiteln des “Instrumentum laboris” beendet und die “Redakteure” der Versammlung haben die Aufgabe, aus den Wortbeiträgen der Synodenväter und den Beratungen in den dreizehn Sprachzirkeln ein halbwegs brauchbares Abschlussdokument zu fabrizieren, das dem Papst als Ergebnis des zweijährigen synodalen Prozesses übergeben werden kann.
Gestern erhielten im Plenum die Delegierten der anderen christlichen Konfessionen sowie die “Uditori“ das Wort, letztere als Beobachter der Synode, die eingestreut in den Verlauf der Synodenarbeit immer wieder über ihre Erfahrungen – in der Regel als Laien und Eltern – mit Ehe und Familie berichteten. Und die Wortbeiträge der Gäste aus der Ökumene können anregend sein und werden geschätzt, da schliesslich auch Orthodoxe, Anglikaner und Evangelikale Familien- und Ehefragen im christlichen Geist zu beantworten versuchen.
Heute hört die Versammlung bei einer Feierstunde den Vortrag des Wiener Kardinals Christoph Schönborn zum fünfzigjährigen Bestehen der Institution der römischen Bischofssynode, am Nachmittag kommen nochmals die Sprachzirkel zusammen.
Morgen dann die Heiligsprechungsfeier für das Ehepaar Marie Zélie Guérin und Louis Martin, die Eltern der heiligen Thérese von Lisieux, sowie den italienischen Priester und Ordensgründer Vincenzo Grossi und die spanische Ordensfrau María Isabel Salvat Romero. Am Dienstag befasst sich das Plenum mit den Ergebnissen der bis dahin zum dritten Teil des “Instrumentum laboris“ tagenden Sprachzirkel, der Mittwoch ist frei und ab Donnerstag steht in der Synodenaula schon das Abschlussdokument mit den entsprechenden Abstimmungen zur Diskussion.
Was haben die Synodenväter zum dritten Teil des Arbeitspapiers, der auch den Umgang mit den zivil Wiederverheirateten umfasst, zu Protokoll gegeben? Die Informationen sind spärlich, die, gefiltert durch Vatikansprecher Federico Lombardi und seine vier Mitarbeiter, schliesslich in den Pressesaal zu den Journalisten gelangen
. Einzelne Zitate aus der Aula werden nie dem betreffenden Redner zugeordnet. Lombardi teilte am Donnerstag mit, dass zuletzt 93 Synodalen zum dritten Teil des “Instrumentum laboris“ gesprochen hätten. Viele hätten dabei die Notwendigkeit hervorgehoben, strikt an der katholischen Lehre festzuhalten, wonach wiederverheiratete Geschiedene vom Kommunionempfang und den weiteren Sakramenten ausgeschlossen seien,
sagte dazu Pater Bernd Hagenkord SJ als weiterer Synodensprecher. Die Kirche habe weder die Autorität noch die Macht, das Wort Gottes zu verändern, zitierte er einen Synodalen.
Andere Teilnehmer hätten bemerkt, die Kirche dürfe keinen Gläubigen dauerhaft von den Sakramenten ausschliessen. Zahlreiche Wortmeldungen im Plenum sollen in diesem Zusammenhang für einen “glaubhaften Umgang“ mit den Betroffenen geworben haben.
So seien die Einführung eines Katechumenats und eines Busswegs für wiederverheiratete Geschiedene vorgeschlagen worden, an dessen Ende unter bestimmten Voraussetzungen eine Wiederzulassung zu den Sakramenten stehen könne. Mehrere Redner hätten eine genaue Einzelfallprüfung vorgeschlagen. Am Rande der Synode machten mehrere Bischöfe darauf aufmerksam, dass das Thema der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen zumindest in den – für den Abschlussbericht entscheidenden – Sprachzirkeln ein Randthema sei.
Bischöfe, die im Plenum dafür einträten, seien auf der Synode klar in der Minderheit. Als Mantra ist von Synodalen immer wieder zu hören, die Stimmung in der Aula sei entspannt und gut, man vertraue auf den Heiligen Geist, alle seien gewillt, “cum Petro et sub Petro“ zu arbeiten, es gebe keine Spaltung unter den teilnehmenden Kardinälen und Bischöfen, aber unvereinbare Positionen.
Allen ist bewusst: Unaufhaltsam rollt die Aufgabe, das Schlusswort nach zwei Jahren synodalen Prozesses zu sprechen, auf Papst Franziskus zu. Er wird am Ende sagen müssen, ob es auch in den umstrittenen Fragen eine Entscheidung gibt und wie diese aussieht.
Die Debattenbeiträge in der Synodenaula sind nicht immer von theologischer Schärfe, sondern auch von Emotionen und Leidenschaften getragen. So berichtete der spanischsprachige Mitarbeiter Pater Lombardis von der Intervention eines Bischofs derselben Sprache, der den Teilnehmern von einer Erstkommunionfeier erzählte, bei der ein Kommunionkind beim Empfang der Eucharistie seine Hostie in zwei Teile gebrochen und einen Teil seinem zivil wiederverheirateten Vater zur Kommunion gebracht haben soll. Viele Synodale reagieren mit gerührter Betroffenheit auf solche Berichte – einen Einfluss auf den Synodenausgang haben sie wohl nicht.
Der Erzbischof von Posen und Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Stanislaw Gadecki, bekräftigte vor den Journalisten nochmals die Haltung des Episkopats seines Landes. Nach der Kommunionzulassung der Wiederverheirateten befragt, schloss er diese Möglichkeit kategorisch aus. “Wir haben immer auf die Möglichkeit von Ehe-Annullierungen hingewiesen und darauf, dass Geschiedene an zahlreichen kirchlichen Aktivitäten teilnehmen können, in der Bildungsarbeit, der Caritas, beim Hören auf das Wort Gottes, auch durch die Teilnahme an der Messe. Auf allen Gebieten sind diese Betroffenen auch gültige Zeugen für die Schwierigkeiten des Familienlebens; vielleicht können sie sogar besser Paare, die vor der Ehe stehen, vorbereiten als jemand, der diese Erfahrung nicht hat. Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten für wiederverheiratete Geschiedene, am Leben der Kirche teilzunehmen, und sie sind auf keine Weise aus der Kirche ausgeschlossen oder exkommuniziert.“ Ziel der Synode sei es, so Gadecki, diese und andere “verwundete“ Menschen “aufzunehmen und in Liebe zu begleiten“. Der Erzbischof von Posen fügte noch hinzu, dass Ehe und Familie aus seiner Sicht weiterhin sehr attraktiv seien für die Menschen von heute. “Wenn wir auf die Statistiken sehen, dann ergibt sich normalerweise immer dasselbe Bild: Junge Menschen von heute wünschen sich als allererstes eine glückliche Familie. Fast alle Jugendlichen haben diesen Traum. Doch dann kommt die grausame Wirklichkeit; wenn man auf die Ehe nicht richtig vorbereitet ist, dann macht man sich Illusionen.“
Auffallend wenige Äusserungen von Synodalen dringen zum Motu proprio des Papstes zur Beschleunigung der Verfahren der Eheannullierungen nach aussen. Von handfester Kritik ist nichts zu hören. Der eine oder andere hat wohl die bessere Ausbildung der Eherichter angemahnt. Relativ ungnädige Worte vor den Berichterstattern fand der ehemalige Vorsitzende des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM, Erzbischof Carlos Aguiar Retes im mexikanischen Tlalnepantla, zum Arbeitspapier der Synode, dem “Instrumentum laboris“: Es sei ja nur ein Arbeitsdokument und kein “organisches Gebilde“. Aber auch er berührte den wichtigsten Aspekt bei den nun bald endenden Beratungen: “Ich glaube, man muss daran erinnern, dass die Synode nie vorgegeben hat noch vorgibt, schon auf der Synode selbst zu Entscheidungen zu kommen. Unsere Reflexionen und Standpunkte bleiben offen, sie liegen in den Händen des Heiligen Vaters.” Am Ende eben entscheidet der Papst – und dieser Augenblick rückt immer näher.
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