Wenn in Rom eine der katholischsten Stimmen die des Moskauer Patriarchats ist, sollte das ein Problem sein 23. Oktober 2015 08:16 | Mitteilung an die Redaktion
Metropolit Hilarion (Rom) Wenn in Rom eine der katholischsten Stimmen die des Moskauer Patriarchats ist, sollte das ein Problem sein. Am vergangenen Dienstag überbrachte Metropolit Hilarion von Wolokolamsk dem Papst und der Bischofssynode die Grußbotschaft des Moskauer Patriarchats. Erzbischof Hilarion ist Leiter des Außenamtes der russisch-orthodoxen Kirche. Hier die vollständige Rede des Metropoliten. Die Hervorhebungen stammen von der Redaktion: Heiligkeit, Seligkeiten, Eminenzen und Exzellenzen,
im Namen Seiner Heiligkeit Kyrill, des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus, und der ganzen russischen orthodoxen Kirche richte ich unseren brüderlichen Gruß an euch alle anläßlich der XIV. Generalversammlung der Bischofssynode der katholischen Kirche, die dem Thema der Familie gewidmet ist.
In unserer turbulenten und beunruhigenden Welt, braucht der Mensch solide und unerschütterliche Grundlagen, auf die er sich stützen kann, um auf ihnen voll Vertrauen das eigene Leben aufbauen zu können. Die laizistische Gesellschaft, die in erster Linie auf die Befriedigung der individuellen Wünsche ausgerichtet ist, kann dem Menschen keine moralisch klaren Orientierungen geben. Die Krise der traditionellen Werte, die wir in der Konsumgesellschaft erleben, führt zu einem Widerspruch zwischen den verschiedenen Vorlieben, auch in den familiären Beziehungen. Wenn einerseits der extreme Feminismus in der Mutterschaft ein Hindernis für die Selbstverwirklichung der Frau sieht, wird andererseits der Kinderwunsch immer mehr als Recht betrachtet, das mit jedem Mittel verwirklicht werden kann. Immer häufiger wird die Familie als Verbindung zwischen zwei Personen unabhängig von ihrem Geschlecht gesehen, und man ist der Meinung, daß das Individuum die Zugehörigkeit zum einen oder zum anderen Geschlecht nach seinem persönlichen Geschmack wählen kann.
Andererseits treten neue Probleme auf, die direkt die Fundamente der traditionellen Familie betreffen. Die bewaffneten Konflikte der modernen Welt verursachen einen Massenexodus aus den vom Krieg betroffenen Regionen in Richtung den reicheren Ländern. Die Auswanderung führt häufig zum Bruch der familiären Bindungen und schafft gleichzeitig ein neues soziales Umfeld, in dem Verbindungen entstehen, die häufig interethnischen und interreligiösen Charakter haben.
Diese Herausforderungen und Bedrohungen sind für alle christlichen Kirchen gleich, die die Antworten suchen müssen, indem sie sich auf den ihnen von Christus anvertrauten Auftrag stützen, jenen, den Menschen zum Heil zu führen. Leider hören wir auch in christlichen Kreisen häufig Stimmen, die eine „Modernisierung“ des kirchlichen Gewissens fordern, also die Ablehnung der christlichen, scheinbar obsoleten Lehre über die Familie. Dennoch, wir dürfen die Worte des Apostels Paulus an die Christen in Rom nicht vergessen: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.“
Die Kirche ist gerufen, ein Licht und ein Leuchtturm im Dunkel dieser Welt zu sein, und die Christen sind gerufen, das „Salz der Erde“ und das „Licht der Welt“ zu sein. Wir alle dürfen nicht die erschütternde Ermahnung des Erlösers vergessen: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten“ (vgl. Mt. 5,13-14). Ein solches Salz, das die Kraft des eigenen Geschmacks verloren hat, werden in dieser unserer Zeit einige protestantische Gemeinschaften, die sich christlich nennen, aber moralische Ideale predigen, die mit dem Christentum unvereinbar sind. Wenn eine Gemeinschaft von dieser Art, den Ritus der Segnung homosexueller Verbindungen einführt, und eine lesbische Frau, die sich selbst als „Bischof“ bezeichnet, dazu auffordert, aus den Hafenkirchen die Kreuze zu entfernen und sie durch islamische Halbmonde zu ersetzen, kann eine solche Gemeinschaft als „Kirche“ bezeichnet werden? Vor unseren Augen wird das Christentum verraten von jenen, die bereit sind, das Spiel der säkularisierten, entklerikalisierten und gottlosen Gesellschaft zu spielen.
Die Staatsführungen verschiedener Staaten Europas und Amerikas verfolgen, trotz zahlreicher Proteste, auch durch katholische Gläubige, weiter eine Politik, die mit Absicht auf die Zerstörung des Verständnisses von Familie abzielt. Nicht nur die homosexuellen Verbindungen werden legal der Ehe gleichgestellt. Man geht soweit, jene strafrechtlich zu verfolgen, die wegen ihres christlichen Glaubens es ablehnen, diese Verbindungen zu registrieren. Gleich nach dem Ende des Besuches von Papst Franziskus, hat der amerikanische Präsident Barack Obama offen erklärt, daß die Rechte der Homosexuellen wichtiger sind als die Religionsfreiheit. Das zeigt deutlich die Absicht der säkularisierten Autorität, den Angriff gegen die gesunden Kräfte der Gesellschaft fortzusetzen, die die traditionellen Werte der Familie verteidigen. Die Katholiken stehen in vorderster Linie in diesem Kampf, und gerade gegen die katholische Kirche ist eine regelrechte Kampagne der Diskreditierung und der Lüge im Gange. Daher sind die Kraft im Verteidigen der christlichen Überzeugung und die Treue zur Tradition der Kirche heute besonders notwendig.
Heute wird die Gesellschaft immer ähnlicher dem dummen Mann, „der sein Haus auf Sand baute“ (vgl. Mt 7,26). Es ist Pflicht der Kirche, die Gesellschaft an ihren festen Grund zu erinnern – die Familie als Bund zwischen Mann und Frau, der die Geburt und die Erziehung der Kinder zum Ziel hat. Nur eine solche Familie, vom Herrn zum Zeitpunkt der Erschaffung der Welt selbst festgelegt, ist imstande, das Abgleiten der modernen Gesellschaft in den Abgrund des moralischen Relativismus zu verhindern, oder zumindest zu verlangsamen.
Die orthodoxe Kirche, so wie die katholische, ist in ihrer Lehre über die Familie immer der Heiligen Schrift und der Heiligen Tradition gefolgt und hat das Prinzip der Heiligkeit der Ehe bekräftigt, das auf den Worten des Erlösers selbst gründet (vgl. Mt 19,6; Mk 10,9). In unserer Zeit muß diese Position vereinter und einstimmiger sein. Wir müssen gemeinsam verteidigen im Dialog mit den gesetzgebenden und ausführenden Gewalten der einzelnen Länder und auf der Ebene der internationalen Institutionen, wie der UNO und dem Europarat. Wir können uns nicht nur auf Ermahnungen beschränken. Wir müssen den rechtlichen Schutz der Familie vollkommen sicherstellen.
Die Solidarität der Kirche und aller Menschen guten Willens ist unerläßlich zum Zweck, die Familie vor den Bedrohungen der laizistischen Welt zu schützen und so unsere Zukunft zu sichern. Ich hoffe, daß eine Frucht dieser Synodenversammlung eine Weiterentwicklung der katholisch-orthodoxen Zusammenarbeit in dieser Richtung sein wird.
Ich wünsche euch den Frieden, den Segen Gottes und Erfolg bei eurer Arbeit! Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Il Timone http://www.katholisches.info/2015/10/23/...n-problem-sein/
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