23.11.2015 15:30 Leitartikel: Die Stunde der Bischöfe Von Guido Horst ANZEIGE: Guido Horst.
Leitartikel: Die Stunde der Bischöfe . Die pastorale Neuausrichtung, um die Franziskus die deutschen Bischöfe gebeten hat und die in ihren Diözesen „das Gebot der Stunde“ sei, setzt genau da wieder an, wo Benedikt XVI. in seiner Freiburger Konzerthaus-Rede über die Entweltlichung aufgehört hat. Was heißt „aufgehört“?
Die Geschichte ist bekannt: Im kirchlichen Apparat wurde damals der Daumen gesenkt, man streute den Verdacht, Papst Ratzinger habe die Abschaffung der Kirchensteuer gemeint. Entweltlichung wurde geradezu zum Unwort, die eigentliche Intention Benedikts in ihr Gegenteil verkehrt, Erneuerung und Aufbruch in der Kirche in deutschen Landen blieben aus.
Die Stichworte von Franziskus zum Abschluss des Ad limina-Besuchs der Bischöfe am Freitag kennzeichneten einen traurigen Ist-Stand: eine übertriebene Zentralisierung, die nur hemmt und nicht hilft, das Verschwinden der Beichte, ein starker Rückgang beim Messbesuch, kaum Berufungen, eine Vorliebe für „Strukturen“, denen aber die Gläubigen fehlen, die ihnen einen christlichen Geist einhauchen könnten.
„Es handelt sich um eine Art neuer Pelagianismus, der dazu führt, unser Vertrauen auf die Verwaltung zu setzen, auf den perfekten Apparat“, fasst der Papst zusammen. Seine an die deutschen Bischöfe ausgeteilte Schlussansprache zeichnete ein erstaunlich kenntnisreiches Bild von der reichen deutschen Kirche, wie man sie kennt: Bürokratisch organisiert und bestens ausgestattet. Allein es fehlt an Glauben.
Der Papst machte keinen Hehl daraus, dass die Rahmenbedingungen für die Neuevangelisierung in der heutigen Gesellschaft nicht günstig sind. Vorherrschend sei eine Weltlichkeit, die die Seelen verforme und das Bewusstsein für die Wirklichkeit ersticke. Franziskus sagte aber auch klar, wer in dieser Lage vorangehen und neue Furchen ziehen müsse: die Bischöfe als treue Lehrer der Kirche.
„Wie ein treu sorgender Vater“ müssten sie allen Multiplikatoren des Glaubens helfen, die Treue zur Kirche und zum Lehramt zu bewahren. Würde man das jetzt wörtlich nehmen, hätte das zu bedeuten, dass die Bischöfe wahnsinnig viel zu tun hätten. Denn den Strukturen und Trägern kirchlicher Einrichtungen, den Akademien und Bildungshäusern, den katholischen Verbänden und Dachorganisationen wieder die Treue zum Lehramt beizubringen, hieße, den kirchlichen Apparat in Deutschland zu revolutionieren. Aber wer sagt eigentlich, dass man den Papst nicht auch wörtlich nehmen darf?
Eine der Perlen kirchlicher Werke nördlich der Alpen, die in die Gesellschaft ausstrahlen könnten, ist die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Keine Wunder also, dass Franziskus sie beim Namen nannte. Ein weiterer Hinweis, dass man den Papst durchaus wörtlich nehmen muss. Franziskus legte diese einzigartige Institution, die zu einem „katholischen Oxford“ in der postchristlichen Wüste werden könnte, der gesamten Bischofskonferenz ans Herz. Und den Bischöfen als den ersten Lehrern des Glaubens eine zweite Aufgabe, auf die sie sich konzentrieren müssten: das sakramentale Leben, besonders Beichte und Eucharistie. Der Augenblick ist günstig: Jetzt beginnt ein Heiliges Jahr. Genau der richtige Moment, um nach dem Bischofsbesuch bei Franziskus mit einer Glaubensoffensive in Deutschland zu starten. http://www.die-tagespost.de/Leitartikel-...e;art456,165275
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