Kenia: Papst fordert einen Kampf gegen „die Feinde von Frieden und Wohlstand“
Während der Begrüßungsrede im Präsidentenpalast in Nairobi sprach Franziskus seine Hoffnung für eine „Heilung der Herzen“ aus, um alle „ethnischen, religiösen und wirtschaftlichen Spaltungen“ zu überwinden
Nairobi, 25. November 2015 (ZENIT.org) Luca Marcolivio | 126 klicks
Einundzwanzig Kanonensalven begrüßten Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Kenia zur ersten Etappe seiner elften apostolischen Reise nach Afrika. Unter Tänzen und Gesang – typische Freudenkundgebungen für ein afrikanisches Land – wurde der Heilige Vater um 18 Uhr vom Präsidenten der Republik, Uhuru Kenyatta, empfangen und zum Podium begleitet.
Nach der Aufführung der Nationalhymnen, den militärischen Ehrungen und der Vorstellung der jeweiligen Delegationen begab der Papst sich in den Präsidentenpalast. Hier fand der Eintrag in das Besucherbuch und die amtliche Begegnung mit dem Staatsoberhaupt statt, in dessen Büro ein privates Gespräch geführt wurde.
Eine halbe Stunde später traf Franziskus in den Gärten des „State House“ in Nairobi die Regierungsvertreter Kenias und die Mitglieder des diplomatischen Korps, zusammen mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
In seiner Ansprache sagte der Heilige Vater, er wende sich an eine „junge und kräftige Nation“, die von einer „reichhaltig differenzierten Gesellschaft“ belebt sei, welche „eine bedeutende Rolle in dieser Region spielt.“
Die Erfahrungen, die Kenia im „Aufbau einer Demokratie“ gemacht habe, so der Papst weiter, seien „mit leichten lokalen Unterschieden eine Gemeinsamkeit vieler afrikanischer Länder“, in denen man sich darum bemühe, „auf der soliden Basis der gegenseitigen Achtung, des Dialogs und der Kooperation eine multiethnische Gesellschaft aufzubauen, die wahrhaft harmonisch und gerecht sei und niemanden ausschließe.“
Kenia, so der Papst weiter, sei auch ein „Land junger Leute“; der Heilige Vater bezeichnete die Jugend als „kostbarste Ressource des Landes“, in die man investieren müsse, um dem Land „eine Zukunft garantieren zu können, die der Weisheit und den geistigen Werten gerecht wird, die der alten Generation so sehr am Herzen liegen; Werte, die das Herz und die Seele eines Volkes bilden.“
Als Nächstes erwähnte Franziskus die „unglaubliche Schönheit“ der Natur des afrikanischen Landes: seine Berge, Flüsse und Seen, die Savannen und Halbwüsten, mit all ihrem Reichtum an natürlichen Ressourcen. „Die schwere Umweltkrise, die wir erleben“, so der Papst weiter, „erfordert ein wachsendes Bewusstsein der Beziehungen zwischen Mensch und Natur.“
Der Heilige Vater betonte, die Weitergabe der „Naturschönheiten in ihrer Ganzheit an die zukünftigen Generationen“ sei Teil jener Werte, die „tief in der afrikanischen Seele verwurzelt“ seien. In einer Welt, die „das gemeinsame Haus eher ausbeutet als schützt“, müssten diese Werte „die Bemühungen der Regierenden beseelen und verantwortungsvolle Modelle für das wirtschaftliche Wachstum bieten.“
Mit Bezug auf seine Enzyklika Laudato si‘ erinnerte der Papst daran, dass es „keine neue Beziehung zur Natur geben kann, ohne einen neuen Menschen“ (vgl. Nr. 118).
Angesichts der gesellschaftlichen Spaltungen „ethnischer, religiöser oder wirtschaftlicher Natur sind alle Männer und Frauen guten Willens aufgerufen, für die Aussöhnung und den Frieden, für die Vergebung und die Heilung der Herzen zu arbeiten“, damit eine „solide demokratische Ordnung“ geschaffen werden kann, in der „das Wohl aller eines der obersten Ziele sein muss.“
Desweiteren erinnerte der Papst daran, dass „Gewalt, Krieg und Terrorismus ihren Nährboden in der Angst, Perspektivlosigkeit und Verzweiflung finden, die aus Armut und Frustration entstehen“ und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass der Kampf gegen diese Feinde des Friedens und des Wohlstands von Menschen geführt werde, „die ohne Furcht an die großen geistigen und politischen Werte glauben, die die Geburt dieses Landes inspiriert haben und auf konsequente Weise von diesen Zeugnis ablegen.“
Die Verantwortung, die den Eliten des Landes zukomme, sei daher „eine echte Berufung zum Dienst am gesamten Volk“, erklärte Franziskus und forderte die anwesenden Regierungsvertreter dazu auf, „mit Ehrlichkeit und Transparenz für das Allgemeinwohl zu arbeiten“ und vor allem „ein echtes Interesse für die Bedürfnisse der Armen, die Wünsche der Jugend und eine gerechte Verteilung der menschlichen und natürlichen Ressourcen aufzubringen.“
In diesem Zusammenhang beteuerte der Heilige Vater „den fortwährenden Einsatz der katholischen Gemeinde“, die durch ihre Schulen und karitativen Werke „ihren Beitrag auf diesen Gebieten“ leiste.
Anschließend pflanzte Papst Franziskus im Garten des Präsidentenpalastes einen Ölbaum, womit er einer kenianischen Tradition folgte, wonach jeder Mensch einen Baum für die künftigen Generationen setzen sollte. „Dieses beredte Zeichen der Hoffnung in die Zukunft und Zuversicht in das von Gott geschenkte Wachstum“, schloss der Papst seine Ansprache, „möge das kenianischen Volk in seinen Bemühungen unterstützen, eine solidarische, gerechte und friedliche Gesellschaft aufzubauen, auf dem Boden dieses Landes wie im ganzen großen afrikanischen Kontinent.“
Der Volltext der Papstrede ist hier abrufbar.
(25. November 2015) © Innovative Media Inc
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