20.09.2015
Gegendemonstranten bringen Marsch für das Leben ins Stocken
Mit Sitzblockaden gegen "Lebensschützer" Unerwartet heftigen Protest erlebten in diesem Jahr die Teilnehmer des "Marsches für das Leben" durch das Zentrum Berlins. Sitzblockaden behinderten den Ablauf erheblich. Dennoch wurde ein neuer Teilnehmer-Rekord aufgestellt.
Einen neuen Rekord verzeichnet der Berliner "Marsch für das Leben". Nach Angaben der Veranstalter kamen am Samstag mehr als 7.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland, rund 2.000 mehr als im Vorjahr. Zum elften Mal demonstrierten sie in der Hauptstadt für den Schutz des Lebens "vom Mutterleib bis zum Sterbebett". Erneut erwies sich der Zug durch die Innenstadt aber auch als die christliche Initiative, die alljährlich den größten Widerspruch in Berlin auslöst.
Trillerpfeifen, dröhnende Musik und lautstarke Parolen vom Straßenrand: Am diesem Samstag war der Protest besonders stark. Er kam zumeist von mehreren hundert Jugendlichen aus der links-alternativen Szene. Den Losungen wie "Keine Tötung auf Verlangen" und "Abtreibung ist keine Lösung" hielten sie ihre Forderungen nach "Mehr Analverkehr" und "Nie wieder Keuschheit" entgegen. Mit Sitzblockaden gelang es ihnen, den Zug auf dem Boulevard "Unter den Linden" an die zwei Stunden zum Halten zu bringen.
Erst mehrere Hundertschaften der Polizei brachten mit einem Korridor von Einsatzfahrzeugen die Wende. Sie erreichten es, dass der Marsch der 7.000 Menschen mit Hunderten weißen Kreuzen in Etappen zum geplanten Abschlussgottesdienst vor dem Berliner Dom gelangen konnte.
Dort dankte der Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht (BVL), Martin Lohmann, den Teilnehmern dafür, ruhig geblieben zu sein. "Keiner hat sich provozieren lassen", lobte er. Der leitende Geistliche des Gottesdienstes, der evangelische Pastor Prinz Philip Kiril von Preußen, hieß gar die "hasserfüllten Gegner willkommen".
Unbedingtes Lebensrecht jedes Menschen
In seiner Predigt wandte sich der katholische Weihbischof von Rottenburg-Stuttgart, Thomas Maria Renz, gegen eine abschätzige Rede von "sogenannten Lebensschützern". Christen hätten sich schon von den Anfängen der Kirche an nachdrücklich für den Schutz des Lebens eingesetzt. Auch heute müssten sie "himmelschreiendes Unrecht beim Namen nennen", zugleich aber auch dann helfen, wenn neues Leben im Mutterleib entstehe.
Wie Renz beteiligten sich in diesem Jahr auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie die Weihbischöfe Matthias Heinrich (Berlin) und Andreas Laun (Salzburg) an dem Marsch. Beim Auftakt vor dem Bundeskanzleramt überbrachte Weihbischof Heinrich Grüße vom neuen Berliner Erzbischof Heiner Koch, der am selben Tag sein Amt angetreten hatte. In dem Einführungsgottesdienst habe auch Koch das unbedingte Lebensrecht jedes Menschen verteidigt, sagte Heinrich.
Zugleich betonte er, der Einsatz für das Leben sei nicht teilbar. Er müsse auch den Menschen gelten, "die verfolgt werden und hier Hilfe suchen", erklärte er unter dem Applaus der Zuhörer.
Weihbischof Laun hob hervor, die "Märsche für das Leben" seien eine internationale Bewegung. Deren Anliegen werde auch von vielen Muslimen geteilt. Der evangelische Theologe und Prediger Ulrich Parzany warf den evangelischen Kirchenleitungen vor, sich "nicht eindeutig" hinter den Marsch zu stellen. "Es ist erschreckend, dass wir für den Schutz des Lebens so viel Feindschaft und Hass zu spüren bekommen", so der frühere Generalsekretär des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) weiter. "Wir dürfen uns unser Verhalten nicht von den Gegnern vorschreiben lassen."
(KNA)
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