Papst-Sekretär Gänswein: Christen müssen sich der Welt stellen
Zum Abschluss einer Tagung über die politischen Ansprachen von Papst Benedikt XVI. hat Erzbischof Georg Gänswein die Christen zum öffentlichen Bekenntnis ihres Glaubens aufgerufen. "Zieht nicht ängstlich eure Köpfe ein", mahnte er am Donnerstag bei einem Gottesdienst in Berlin. "Stellen wir uns der Welt", so der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Papstes.
Das Symposium fand auf Einladung der "Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung" statt. Der Auftakt fand im Reichstagsgebäude statt, wo Benedikt XVI. vor gut vier Jahren vor dem Bundestag gesprochen hatte. Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer sagte, die "epochale Rede" sei für Politiker "ein immerwährender Spiegel für verantwortungsbewusstes Handeln". Auch der Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU) würdigte die Ansprache als "grundlegend".
Gänswein betonte in seinen Ausführungen zu den großen gesellschaftspolitischen Themen von Benedikt XVI., dass für den Theologen Ratzinger die Wahrheit vor der Ethik komme. Dies müsse auch die Grundlage des politischen Handelns sein. Er erinnerte zugleich daran, dass die katholische Soziallehre kein unmittelbar anzuwendendes Programm sei.
Die Kirche übe einen Dienst der Vermittlung aus, so Gänswein. Dabei hob er die besondere Verantwortung der christlichen Laien in der Politik hervor. Die Kirche selbst mache Politik möglich, übe sie aber nicht aus. Deshalb gebe sie auch keine politischen Direktiven, sondern orientiere durch Prinzipien.
Zugleich betonte Gänswein die Bedeutung von Glaube und Vernunft im Denken von Benedikt XVI. Die kirchliche Lehre bewahre die Vernunft vor Verengung und Ideologie. Andererseits bewahre die kritische Vernunft den Glauben vor Fundamentalismus.
Der Philosoph Berthold Wald (Paderborn) bezeichnete es als zentrales Thema in den großen Reden des Theologieprofessors und Papstes, inwieweit christlicher Glaube und säkulare Vernunft in einen fruchtbaren Dialog treten. Dies sei eine Voraussetzung dafür, auch andere Kulturen und Religionen in das Gespräch einzubeziehen. Der Philosoph Martin Rhonheimer (Rom/Wien) betonte, Benedikt XVI. habe in seiner Bundestagsrede die Autonomie der Demokratie nicht in Frage gestellt. Er habe ihr jedoch das Naturrecht als ethischen Maßstab für Recht und Unrecht empfohlen.
Die Rechtshistorikerin Nadja El Beheiri (Budapest) wertete die Ansprache vor dem Bundestag als Zusammenfassung der gesellschaftspolitischen Lehren des Papstes. Ihm gehe es dabei um einen Begriff des Naturrechts, der auch für den Dialog mit Nichtgläubigen geeignet sei. Die Religionsphilosophin Barbara Gerl-Falkovitz (Heiligenkreuz) sagte, die von der Gendertheorie aufgeworfene Debatte über die Unterschieden zwischen Mann und Frau sei derzeit eine der drängendsten Fragen zum Menschsein. Die Denkansätze Benedikt XVI. seien hilfreich, dabei Erprobtes und Neues sinnvoll zu vereinen.
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