Bereit zur Umkehr? Impuls zum Zweiten Adventssonntag im Jahreskreis C -- 6. Dezember 2015
Münster, 5. Dezember 2015 (ZENIT.org) Msgr. Dr. Peter von Steinitz | 224 klicks
Endlich am 2. Adventssonntag werden im Evangelium die Dinge angesprochen, die wir im Zusammenhang mit der Vorweihnachtszeit erwarten, nachdem der 1. Advent in Gedanken immer noch in den Schrecknissen des Weltendes befangen war.
Es ist die Rede von dem großen Vorläufer Christi, der sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinn dem Herrn den Weg bereitet. Wie so oft ist das ganze Geschehen Jahrhunderte vorher beim Propheten Jesaja angekündigt worden. Von ihm stammt das Wort: „Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg!“ Damit sollten sich nicht nur die Zeitgenossen Jesu oder die des Propheten Jesaja angesprochen fühlen, sondern die Gläubigen aller Zeiten und überall.
Wie aber sieht heute unsere Vorbereitung auf Weihnachten aus? Wie bereite ich den Weg des Herrn?
Ich möchte jetzt gar nicht von der hedonistischen ‚Vorbereitung’ reden, die viele Christen veranlasst, in der Adventszeit eine besondere Zeit des Feierns, der Weihnachtsmärkte, kurz des Vergnügens sehen, wobei die Weihnachtstage selbst lediglich der Höhepunkt einer Reihe von Tagen sein sollen, wo man es sich besonders gut gehen lässt.
Diese Art und Weise, die Adventszeit zu verbringen, ist nicht das, was der Herr für uns überlegt hat. Um es deutlich zu sagen: eine solche Vorweihnachtszeit verdient diesen Namen nicht, und es ist wirklich nur eine Frage der Zeit, bis es eine Verordnung von der EU oder der UNO gibt, die im Sinne der Gleichstellung nicht mehr von Weihnachten spricht, sondern von einem „Winterfest“.
Johannes der Täufer dagegen, von dem uns das Evangelium berichtet, schlägt ganz andere Töne an. Er hält sich nicht damit auf, durch sanfte Reden das Wohlwollen der Zuhörer zu gewinnen. Er geht sofort in die Offensive. „Er verkündigte überall Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden“ (Lk 3,4). Und da passiert das, was immer geschieht, wenn ein Prediger von Sünde und Umkehr spricht. Die Leute kommen in Scharen zu ihm.
Ist das nicht vielleicht der Grund, warum die Kirchen heute immer leerer werden? Kein Prediger traut sich mehr von Sünde und Umkehr zu sprechen. Als damals Pater Leppich, auf dem Dach seines Kleinbusses stehend, auf den großen Plätzen deutscher Städte seine donnernden Bußpredigten hielt, waren die Zuhörer tief beeindruckt und reagierten auch meistens entsprechend.
Der hl. Augustinus definiert die Sünde so: „Aversio a Creatore et conversio ad creaturas“, also Abwendung vom Schöpfer und Hinwendung zu den Geschöpfen. Bekehrung ist demnach der umgekehrte Vorgang: Abwendung vom Geschöpf und Hinwendung zum Schöpfer. Klingt einfach und ist doch eigentlich ein ganzes Lebensprogramm.
Die Adventszeit ist eine wunderbare Gelegenheit, Gewissenserforschung zu halten und uns zu fragen, hänge ich mein Herz an die Gegenstände der geschöpflichen Welt, also an Sachen. Oder halte ich mein Herz nicht im Zaum, wenn es darum geht, Geschöpfe, Personen zu lieben, aber nicht zu begehren.
Das Wort des hl. Kirchenvaters, der im 4./5. Jahrhundert lebte, gibt uns auch heute eine sichere Richtschnur, denn im sittlichen Bereich haben sich die Menschen, im Gegensatz zur Welt der Dinge, nicht geändert. Ob jemand im 5. Jahrhundert einen Marmorkrug begehrte und stahl oder im 21. Jahrhundert ein Tablet, oder ob jemand zur Zeit des Augustinus die Frau eines anderen haben wollte oder die leichtsinnigen Menschen unseres Jahrhunderts einen ‚Seitensprung’ machen – das alles macht in moralischer Hinsicht keinen Unterschied.
Unausdenkbar, wenn die Kirche als moralische Anstalt, dahin käme, Ehebruch, Kindstötung, verdrehte Sexualität heute anders zu sehen als zu allen Zeiten der Kirchengeschichte!
Johannes der Täufer würde seine harte Predigt heute wahrscheinlich genauso kompromisslos halten wie damals. Und es würde uns gut tun!
Erst dann, wenn da die heute so unklar gewordenen Begriff wieder klar gestellt sind, wenn die Menschen entsprechende Konsequenzen gezogen haben, also bereit sind umzukehren – dann kommt das ins Spiel, was uns in diesem bevorstehenden Jahr der Barmherzigkeit so reich geschenkt werden wird. Wenn der Papst ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit ausruft, ist das sicher ganz im Sinne des Herrn. Und das, was Johannes der Täufer uns zuruft, ist nicht minder im Sinne Jesu Christi.
Ich schlage vor, in diesem Jahr ganz besonders und oft die Nähe der Gottesmutter aufzusuchen, denn die Bezeichnung, die das christliche Volk ihr zu allen Zeiten gegeben hat, ist bewährt: Mutter der Barmherzigkeit.
Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo - Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.
( 5. Dezember 2015) © Innovative Media Inc.
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