Europa braucht neues DenkenDie Fluchtbewegung verändert unser Leben – und keiner kann sich dem verweigern
Freitag, 18.12.2015, 17:44 · von FOCUS-Online-Korrespondentin Martina Fietz
urch Einführung einer Visumspflicht für Syrer reduzieren.
Die Welt steht vor gewaltigen Veränderungen, die Mut und vor allem Gemeinsinn fordern. Wenn in Europa dafür die Einsicht fehlt, müssen auch undiplomatische Wege beschritten werden.
In diesem Jahr wird die Welt aller Voraussicht nach einen traurigen Rekord aufstellen. Nach Erhebungen der Vereinten Nationen steigt die Zahl der Flüchtlinge auf 60 Millionen – so viel wie nie zuvor.
Das ist eine bittere Bilanz. Sie weist auf 60 Millionen Menschen, die aus Angst vor Verfolgung und Gewalt oder wegen Hunger und Perspektivlosigkeit ihr Zuhause verlassen. Auf Schicksale, die wir alle im wohlgeordneten Westen nicht teilen möchten.
Wir können an diesen Schicksalen nicht mehr vorbeisehen. Die Not vieler Völker ist bei uns angekommen. Und der Hohe Flüchtlingskommissar Guterres hat Recht, wenn er sagt, dass diese Fluchtbewegung das Leben tiefgreifend verändern wird. Das gilt für die Heimatlosen sowieso, aber auch für die, die sie aufnehmen, und sogar für die, die meinen, sich dem widersetzen zu können.
Im Video: Frontex soll EU-Außengrenzen bewachen – auch gegen den Willen der betroffenen Länder
FOCUS Online/Wochit Frontex soll EU-Außengrenzen bewachen – auch gegen den Willen der betroffenen Länder Die Welt verändert sich - auch Europa
Die Zeiten, in denen die Industrienationen weitgehend unter sich ihren Wohlstand mehren konnten – nicht selten auf Kosten anderer – sind vorüber. Die Schwellenländer fordern ihren Anteil am Fortschritt. Regionen, die lange allenfalls als Rohstofflieferanten dienten, verlangen Beteiligung an dem Reichtum, der ihren Böden entrissen wird. Und dort, wo politische Instabilität eingezogen ist – vielfach bedingt durch Fehler des Westens – fliehen die Menschen, um ihr Leben zu retten.
Im Video: Teile des Kontinents driften ab! So stark sind die rechten Parteien in Europa
FOCUS Online/Wochit Teile des Kontinents driften ab! So stark sind die rechten Parteien in Europa
Die gesamte Welt verändert sich. Das bleibt nicht ohne Folgen für Europa. Wenn der alte Kontinent gedacht hatte, mit der Überwindung des Eisernen Vorhangs habe er seine historische Pflicht erfüllt, ist er auf dem Irrweg. Die großen Herausforderungen beginnen jetzt erst.
Geduld, Phantasie, Können, Mut und Menschlichkeit
Das sollten die begreifen, die auf nationale Abschottung setzen, egal, ob sie in Ungarn oder Polen, in Großbritannien oder auch Deutschland leben. Unsere Zukunft wird entscheidend davon abhängen, ob es gelingt, den Zustrom Hunderttausender zu gestalten. Das braucht Geduld, Phantasie, Können, Mut und Menschlichkeit. Vor allem aber braucht es Gemeinsinn.
Im Video: CSU-Mann fordert: Wer keine Flüchtlinge aufnimmt, soll zahlen
CSU-Mann fordert: Wer keine Flüchtlinge aufnimmt, soll zahlen
FOCUS Online/Wochit CSU-Mann fordert: Wer keine Flüchtlinge aufnimmt, soll zahlen
Statt tagelang zu debattieren, warum einzelne Staaten der EU keine Flüchtlinge aufnehmen wollen, sollte man darüber reden, wie sie das bewältigen könnten. Und statt über den britischen Wunsch nachzudenken, weniger Freizügigkeit zuzulassen, sollte man Großbritannien vor Augen führen, dass es allein nicht besser dastehen wird. Es geht nicht länger um die Behauptung von Machtpositionen aus der Nachkriegszeit. Europa braucht neues Denken. Die Zeichen der Zeit nicht verstanden
Aktuell heißt das konkret, eine deutliche Sprache zu sprechen: Wer die Solidarität der Europäischen Gemeinschaft in Anspruch nimmt, muss sich auch solidarisch zeigen, wenn es um Aufgabenteilung geht. Zum Rosinenpicken ist die EU nicht gemacht. Wer meint, er könne sich der gemeinsamen Verantwortung entziehen, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden.
Hier geht es weiter http://www.focus.de/politik/ausland/migr...id_5163032.html
Beliebteste Blog-Artikel:
|