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  • 16.01.2016 00:16 - Die Zelebrationsrichtung zur Apsis hin „Weder in theologischer noch in disziplinärer Hinsicht eine Schande“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Die Zelebrationsrichtung zur Apsis hin
„Weder in theologischer noch in disziplinärer Hinsicht eine Schande“
15 JANUAR, 2016BY EDWARD MCNAMARALITURGIE


Tridentinische Messe, im Sommer 2009, Diözese Speyer
Wikimedia Commons - Joachim Specht, Public Domain

P. Edward McNamara, Professor für Liturgie und Studiendekan der Theologischen Fakultät am Päpstlichen Athenäum „Regina Apostolorum“ in Rom, beantwortet eine Frage zur Zelebrationsrichtung bei einer Messfeier.

Frage: Ich kenne eine Gruppe von Priestern, die einer hiesigen Institution angehören. Sie feiern den Römischen Messritus in der ordentlichen Form und in einheimischer Sprache, aber dem Tabernakel zugewandt. Es handelt sich um eine große Einrichtung mit vielen Klienten aus der Zone, Besuchern und Angestellten. Die Gläubigen reagieren darauf unterschiedlich. Einige sind damit einverstanden, viele reagieren mit Verärgerung und empfinden die Sache als abwegig. Andere meinen, sie würden niemals in dieser Einrichtung einer Messfeier beiwohnen. Ich habe mich gefragt, was wohl in den offiziellen Dokumenten darüber steht, in welche Richtung gewandt der Priester die Messe feiern soll. Was können Sie als Experte uns hierzu aufgrund Ihrer Erfahrung sagen? — A.G., New York, USA

P. Edward McNamara: In der Grundordnung des Römischen Messbuchs finden wir unter Nr. 299 folgende Anweisung:

„Der Altar ist von der Wand getrennt zu errichten, so dass man ihn leicht umschreiten und die Feier an ihm dem Volk zugewandt vollzogen werden kann. Das empfiehlt sich überall, wo es möglich ist. Der Altar ist aber so aufzustellen, dass er wahrhaft den Mittelpunkt bildet, dem sich die Aufmerksamkeit der ganzen Versammlung der Gläubigen von selbst zuwendet. In der Regel hat er feststehend und geweiht zu sein.“

Der Ausdruck „Das empfiehlt sich überall, wo es möglich ist“ hat einige zu der Annahme verleitet, die neue Ausgabe des Messbuchs verbiete es irgendwie, eine Messe dem Altar zugewandt zu feiern oder sie erkläre dies als unerwünscht. Ein prominenter Kardinal bat in dieser Sache die Gottesdienstkongregation um weitere Ausführungen. Die Antwort kam am 25. September 2000 mit einem Brief, der vom Präfekt und vom Sekretär der Kongregation unterschrieben war. In diesem Schreiben heißt es:

„Zuallererst muss man berücksichtigen, dass mit dem Wort ‚expedit‘ [sollte der Fall sein] keine Verpflichtung, sondern eine Empfehlung ausgesprochen ist, die sich auf den Bau eines Altars a pariete seiunctum (von der Wand getrennt) und auf die Feier versus populum (zum Volk hin) bezieht. Die Aussage ubi possibile sit (wo es möglich ist) bezieht sich auf verschiedene Elemente, wie zum Beispiel die topographischen Gegebenheiten des Ortes, den zur Verfügung stehenden Raum, den künstlerischen Wert des bestehenden Altars, das Empfinden des Volkes, das in einer bestimmten Kirche an den Feiern teilnimmt, usw. Dadurch wird bestätigt, dass die Stellung zur Versammlung hin geeigneter erscheint, insofern als hierdurch die Kommunikation erleichtert wird (vgl. Leitartikel in Notitiae 29 [1993] 245-49), ohne dass hiermit jedoch die andere Möglichkeit ausgeschlossen würde.

„Unabhängig von der Zelebrationsrichtung des Priesters bei der Feier ist jedoch klar, dass das Eucharistieopfer dem einen und dreifaltigen Gott dargebracht wird und dass der Hauptzelebrant und ewige Hohepriester Jesus Christus selber ist. Er handelt, indem er sich des Priesters, der sein Werkzeug ist und der Feier sichtbar vorsteht, bedient. Die liturgische Versammlung nimmt an der Feier kraft des allgemeinen Priestertums der Gläubigen teil, das den Vollzug des Dienstes eines geweihten Priesters bei der eucharistischen Versammlung [Synaxis] erforderlich macht. Besonders im Hinblick auf den kommunikativen Austausch der verschiedenen Versammlungsteilnehmer muss man die physische Stellung des Körpers von der inneren geistigen Ausrichtung aller unterscheiden. Es wäre ein gravierender Irrtum, zu meinen, die Opferhandlung orientiere sich hauptsächlich zur Versammlung hin. Wenn der Priester versus populum feiert, was erlaubt und oft ratsam ist, sollte seine geistliche Haltung als Repräsentant der ganzen Kirche immer versus Deum per Iesum Christum (auf Gott hin, durch Jesus Christus) ausgerichtet sein. Auch die Kirche, welche durch die an der Versammlung Teilnehmenden konkrete Gestalt annimmt, richtet sich ihrer ersten geistigen Bewegung nach gänzlich versus Deum (auf Gott hin) aus.“

Im Petersdom muss man fast an allen Altären (einschließlich dem des heiligen Johannes Paul II.) in dieser Weise zum Altar hin die Messe feiern. Bei Messfeiern in der Sixtinischen Kapelle hat sowohl Papst Benedikt XVI. als auch Papst Franziskus so zelebriert. Verschiedene Bischöfe handeln in ihren Bischofskirchen ebenso.

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Entscheidung im Wesentlichen von den räumlichen Gegebenheiten, also von der baulichen Gestalt der Kirche, sowie von pastoralen Faktoren abhängt, also von dem, was für die Gläubigen das Beste ist.

Leider meinen einige Gläubige, wenn man zum Altar hin feiert, dass man damit dem Volk den Rücken zuwenden würde. In all den Jahrhunderten, in denen man die Messe so feierte, kam dieser Gedanke nie auf. Ebenso wenig existiert er in den katholischen Ostkirchen, wo man weiterhin so vorgeht.

Wie im ersten Brief erwähnt, ist der in jedem Fall grundlegende Gedanke, dass sich alle gemeinsam Gott zuwenden. Immer wenn der Priester sich dem Altar zuwandte, bedeutete das, dass sich alle gemeinsam – der Priester und das Volk – dem Herrn zuwandten. Deswegen sucht der Priester auch während des Hochgebets für gewöhnlich keinen Augenkontakt mit dem Volk, selbst wenn er zur Versammlung hin feiert, denn er befindet sich nicht mit ihr in direktem Zwiegespräch, sondern mit dem himmlischen Vater um der Anliegen des Volkes willen.

Da das allerdings oft missverstanden wird, muss man den Gläubigen erklären, warum man sich entschieden hat, zum Altar hin zu feiern, damit keiner eine der Zelebrationsrichtungen als befremdlich empfindet und alle den damit verbundenen geistlichen Sinn verstehen.

Übersetzt von P. Thomas Fox, LC aus dem englischen Originalartikel http://www.zenit.org/en/articles/mass-ce...oward-the-altar
http://de.zenit.org/articles/die-zelebra...-zur-apsis-hin/

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