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  • 30.01.2016 00:42 - Auschwitz-Überlebender: „Die Freiheit ist heilig“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Auschwitz-Überlebender: „Die Freiheit ist heilig“


Undatiertes Bild der Frauenbaracke Auschwitz - ANSA

29/01/2016 10:26SHARE:

Am Mittwoch gab es weltweit zahlreiche Gedenkveranstaltungen zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee - nicht zuletzt in der Gedenkstätte Auschwitz selbst in Begleitung von Überlebenden. Alberto Mieli ist einer der letzten römischen Juden, die Auschwitz überlebt haben. Über tausend römische Juden wurden ab dem 16. Oktober 1943 ins KZ Auschwitz deportiert. Siebzig Jahre danach erzählt Mieli seine Geschichte in einem Buch, das er gemeinsam mit seiner Enkelin Ester Mieli geschrieben hat. Es ist in italienischer Sprache geschrieben und trägt übersetzt den Titel: „Wir waren Juden - das war unsere einzige Schuld.“ In der Sala Marconi von Radio Vatikan wurde es am Mittwochabend vorgestellt.

Alberto Mieli war 16, als die SS brutal in das Ghetto von Rom eindrang und begann, Juden zu deportieren. Auch er und seine Familie wurden abgeholt und nach Auschwitz gebracht. Bis heute gemahnt seine Tätowierung auf dem linken Unterarm an diese schreckliche Zeit. Er erinnert sich an den beißenden Geruch der verbrannten Leichen aus den Krematorien, die jeden Tag in Betrieb waren, daran, wie die Deutschen die jungen Mädchen im Lager nackt auszogen und sie an den Händen peitschten, wenn sie versuchten, sich zu bedecken. Um sie dann in einer Baracke zu vergewaltigen. Daran, dass die Wärter sonntags, wenn sie betrunken waren, wahllos auf die Lagerinsassen schossen. Selbst als das Grauen vorbei war, schien ihm der Befreiungstag von Auschwitz am 27. Januar 1945 kein Freudentag:

„Als die Russen Auschwitz befreiten, war das kein schöner Tag für mich. Denn am 27. riefen die Deutschen uns auf dem großen Hof zusammen. Und sie schickten uns auf den Marsch. Wir dachten, wir würden befreit werden. Hingegen begann ein 620 Kilometer langer Marsch zu Fuß, im Februar, wo es nachts klirrend kalt war. Und dann, ihr wisst ja, wie wir angezogen waren. Wir hatten einen Pijama. Es ist treffend, dass dieser Marsch der Marsch des Todes genannt wurde.“

Wie durch ein Wunder konnte Mieli sich retten und kam als einziger Überlebender seiner Familie nach Rom zurück. Als er später Papst Johannes Paul II. traf, fragte der ihn, wie er überleben konnte:

„Papst Wojtyla schaute mir in die Augen. Und ich tat es ebenso. Und er fragte mich: Junge, wie hast du dich retten können aus dieser Hölle? Ich schaute ihn an und sagte: Eure Heiligkeit, auf diese Frage kann ich nicht antworten. Aber ich sehe, dass Ihr eine sehr viel gebildetere Person seid als ich, viel besser seid als ich, belesener. Deshalb bin ich sicher, dass Er ihnen näher ist als ich. Ihn, den Herrn müssten Sie das fragen.“

Alberto Mieli war 13 Jahre alt, als er wegen der Rassengesetze der Nationalsozialisten, von denen der Diktator Mussolini auch eine italienische Variante schuf, von der Schule verwiesen wurde. Der Schulleiter weinte, als er ihm die Mitteilung machte. Heute besucht der 90-jährige Zeitzeuge wieder Schulen, um zu erzählen und zu mahnen. Den Kindern und Jugendlichen sagt er immer wieder:

„Hört nicht auf Gefährten, die Schlechtes im Sinn haben und euch auf die falsche Bahn bringen wollen. Wenn ihr euch dafür entscheiden solltet, könntet ihr es euer Leben lang bereuen. Und ihr würdet euren Eltern damit Leid zufügen. Es gibt eine Gabe, die der Herr uns gegeben hat, noch bevor wir das Licht der Welt erblickt haben. Diese Gabe ist die Freiheit! Die Freiheit muss respektiert werden. Man kann auch für die Freiheit sterben. Das haben wir im Krieg gesehen, viele junge Menschen sind für die Freiheit gestorben. Die Freiheit ist also heilig. Und niemand, ich wiederhole, niemand hat das Recht, uns diese Freiheit zu nehmen. Aber vor allem müssen wir die Freiheit des Anderen respektieren.“
(rv 28.01.2016 cz)



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