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  • 30.01.2016 00:39 - Syrien: Christen erleben den Alptaum
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Syrien: Christen erleben den Alptaum


Patriarch Younan mit dem Papst - OSS_ROM

30/01/2016 13:23SHARE:

Nun nimmt sie doch teil an den Friedensgesprächen in Genf. Die syrische Opposition hat nach langem Zögern ihre Teilnahme zugesagt und wird am Sonntag in Genf erwartet. Zuvor hatte ein Oppositionsbündnis in der saudischen Hauptstadt Riad über ihre Teilnahme an den Friedensgesprächen beraten, bei denen auch Vertreter des Regimes von Präsident Assad teilnehmen.

Während all dieser diplomatischen Bemühungen der Vereinten Nationen ist die Lage der Christen in Syrien nach fünf Jahren Bürgerkrieg immer schwieriger: Sie erleben einen Alptraum, wie Patriarch Ignatius Joseph III. Younan gegenüber Radio Vatikan berichtet. Patriarch Joseph residiert in der Nähe der libanesischen Hauptstadt Beirut, doch die meisten der Gläubigen seiner Kirche leben in Syrien.

„Die Situation der Christen ist nicht anders als die Lage all jener, die auch diesen Alptraum erleiden; aber sie fangen an, dass Vertrauen zu verlieren, nicht nur in Bezug auf die humanitäre Hilfe, sondern auch ihre Moral bricht jetzt zusammen. In einigen Bereichen haben sie alles verloren, sind Flüchtlinge in ihrem eigenen Land, ohne Schuld. Sie versuchten, ruhig und friedlich zu leben, mit Toleranz allen anderen gegenüber. Die Leute fragen sich, wie lange sie dort noch bleiben können, wie lange sie dieses Chaos noch erleiden müssen.“ All die düsteren Nachrichten zermürbten die Christen vor Ort.

Doch Younan setzt einige Hoffnung in die in Genf angelaufenen Friedensgespräche. Nach fünf Jahren Massaker, Hundertausenden von Toten und Millionen Flüchtlingen begännen die westlichen Länder endlich eine Haltung einzunehmen, um diesen Krieg zu beenden. Das sei nötig, denn es stehe einiges auf dem Spiel, betont Younan. „Auf dem Spiel steht unsere Existenz, denn wenn wir von den orientalischen Kirchen sprechen, dann sprechen wir nur von kleinen Teilen dieser Länder, und wenn diese Krise weiter andauert, bedeutet das für die Christen, dass sie fliehen müssen, und wenn sie nicht gehen, dann leiden sie weiter unter der Verfolgung, unter der die ganze Gesellschaft leidet. Es wird ein großer Verlust für die orientalische Kirche sein, nein für die gesamte Weltkirche, denn hier ist unser Glaube geboren! Jesus sprach aramäisch, nicht griechisch oder lateinisch. Also, eine religiöse Kultur wird durch den Bürgerkrieg verschwinden.“

Der Patriarch geht davon aus, dass im Irak schon zwei Drittel der Christen geflohen sind. Das sei noch eine optimistische Schätzung. In Syrien sei die Situiation anders einzuschätzen, da viele Christen in Syrien geflohen seien. „Aber die großen Städten wie Aleppo haben sicherlich fünfzig Prozent ihrer Christen verloren. Die Situation ist wirklich dramatisch: Nahrung ist teuer, es gibt keine Heizung, kein Wasser, kein Strom. Seit drei Jahren sind die Menschen in dieser Situation, und es wird noch nicht genug drüber geredet,“ klagt Younan an, der in diesen Tagen für eine Reihe von Konferenzen von „Kirche in Not“ in Italien ist.

Die Opposition in Syrien gab inzwischen bekannt, dass sie in Genf zwar an Gesprächen teilnehmen werde, jedoch sich nicht an „Verhandlungen“ beteiligen wolle.
(rv 30.01.2016 pdy)



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