31.01.2016
Theologe: Keine unbegrenzte Zuwanderung aus Nächstenliebe Staat ist Gemeinwohl verpflichtet
Flüchtlinge an der Drehscheibe am Kölner Flughafen © Federico Gambarini (dpa)
Gegen unbegrenzte Einwanderung: Aus dem Gebot der Nächstenliebe lässt sich keine Handlungsanweisung für die Migrationspolitik ableiten. Das sagt der der evangelische Sozialethiker Ulrich Körtner.
In der Flüchtlingsfrage rät der evangelische Sozialethiker Ulrich Körtner den Kirchen, nicht nur gesinnungsethisch zu argumentieren. Aus dem biblischen Gebot der Nächstenliebe ließen sich keine erschöpfenden Handlungsanleitungen für eine langfristige Migrationspolitik ableiten, schreibt der deutsch-österreichische Theologieprofessor in einem Beitrag für die evangelische Monatszeitschrift "zeitzeichen".
"Der Staat ist kein Individuum wie der Samariter im Gleichnis Jesu", erklärte der aus dem westfälischen Enger stammende Körtner, der an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld promovierte und habilitierte und heute in Wien lehrt. Auch könne der Staat "nicht nur das Einzelschicksal in den Blick nehmen, sondern ist dem Gemeinwohl, dem Wohl aller, verpflichtet". Eine Forderung nach unbegrenzter Zuwanderung lasse sich durch das Gleichnis nicht rechtfertigen.
Kirche und Staat unterschiedliche Aufgaben
In kirchlichen Stellungnahmen zur Flüchtlingssituation werde diesen Fragen ausgewichen, bemängelte der Professor für Systematische Theologie. Die beiden großen Kirchen in Deutschland hätten die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von Anfang an nachdrücklich unterstützt und dabei sogar den in Kauf genommenen Bruch von EU-Recht gutgeheißen. Körtner hält dies für rechtspolitisch und theologisch bedenklich.
Ungeklärte Herkunft
Der Anteil der Asylanträge von Flüchtlingen ungeklärter Herkunft hat laut einem Zeitungsbericht in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Im Juli vergangenen Jahres seien es nur 705 Personen gewesen, im November aber bereits 1.618 und im Dezember bereits 3.349 Anträge, berichtete die "Welt am Sonntag". Die Flüchtlinge mit ungeklärter Staatsangehörigkeit stellten damit im Dezember die größte Gruppe nach Syrern, Irakern und Afghanen.
Viele kurdische Asylbewerber
Besonders die Zahl der kurdischen Asylbewerber in Deutschland sei stark angestiegen. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte der "Welt am Sonntag": "Mit dem starken Anstieg der Asylsuchenden aus der Krisenregion Syrien und Irak hat die Zahl der Kurden aus diesen Gebieten ebenfalls extrem zugenommen."
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