Kritik an britischer Erlaubnis zu Eingriffen in Keimbahn
Als verhängnisvoll wertet die katholische Kirche in Deutschland die Entscheidung einer britischen Behörde, Eingriffe ins menschliche Erbgut zu erlauben. Das am Montag bekannt gewordene Votum der britischen Behörde für künstliche Befruchtung und Embryologie (HFEA) bedeute, dass Wissenschaftler Eingriffe in die menschliche Keimbahn und damit Veränderungen der Genstruktur auch für alle Nachkommen vornehmen dürften, sagte der Augsburger Weihbischof Anton Losinger am Dienstag dem Kölner domradio.de. Losinger ist Mitglied des Deutschen Ethikrats und Ethikexperte der Deutschen Bischofskonferenz. Eine Umprogrammierung sämtlicher künftiger Generationen, die von so einem Menschen abstammen, sei ein No-Go, sagte Losinger. Er kritisierte zugleich, dass im Rahmen der Embryonenforschung eine große Zahl von Embryonen hergestellt und vernichtet werde. Der Ethikexperte forderte weltweite Regelungen zum Schutz von Embryonen, die sich an der Allgemeingültigkeit der Menschenrechte orientierten.
Die HEFA hatte Wissenschaftlern erlaubt, an überzähligen Embryos aus künstlichen Befruchtungen Eingriffe in die Keimbahn zu unternehmen. Bislang durften solche Embryos in Großbritannien für die Forschung genutzt, aber nicht genetisch verändert werden. Die gentechnisch veränderten Embryonen dürfen auch weiterhin nicht in die Gebärmutter einer Frau eingepflanzt werden. Den Wissenschaftlern geht es nach eigener Darstellung um die Frage, welche Gene bei der frühen Entwicklung des Embryos eine entscheidende Rolle spielen. Auf lange Sicht soll unfruchtbaren Paaren geholfen werden. Von einem Tabubruch sprach auch der CDU-Bundestagsabgeordnete und Ethikexperte Hubert Hüppe. Die Auflage der britischen Behörde, dass die genetisch modifizierten Embryonen nach wenigen Tagen zu vernichten und keinesfalls auf eine Frau zu übertragen sind, verdeutliche, dass es hier um verbrauchende Embryonenforschung und damit die Tötung von Embryonen gehe. "Menschliche Embryonen sind Menschen, kein Experimentiermaterial", sagte Hüppe. "Es ist gut, dass die deutsche Rechtslage hier ein eindeutiges Verbot enthält." Eine Sicherheit, dass es mit genetisch veränderten Embryonen nie eine Schwangerschaft geben werde, existiere nicht. bildpost
Beliebteste Blog-Artikel:
|