07.02.2016
Kardinalstaatssekretär sieht keine Reformabsichten des Papstes Zölibat bleibt Zölibat
Pietro Kardinal Parolin dpa.
Papst Franziskus befindet sich in der katholischen Kirche auf Reformkurs - das Thema Zölibat steht dabei aber derzeit laut Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin nicht auf der Agenda. "Nicht, dass ich davon wüsste", sagte er wörtlich.
Im Übrigen wisse er auch nicht, wie man das Versprechen katholischer Priester, ehelos zu leben, "reformieren" könne, erklärte Parolin am Rande eines Vortrags in Rom.
Das Problem schwindender Priesterzahlen in der westlichen Welt hängt nach Aussage Parolins unmittelbar mit der dortigen Bevölkerungsentwicklung zusammen. Auch bei Anglikanern, deren Priester verheiratet sein können, bestünden diese Probleme.
Spekulationen über Lockerungen des Zölibats Zölibat bleibt Zölibat © Katharina Ebel (KNA)
In den vergangenen Wochen waren Spekulationen laut geworden, der Papst plane eine Lockerung des Zölibats. Möglicherweise werde er bereits bei seiner Mexiko-Reise (12. bis 18. Februar) entsprechende Schritte andeuten, hieß es. Für solche Vermutungen gab es im Vatikan keine Bestätigung.
Andere Lebensform für Priester durchaus denkbar
Bei der gleichen Konferenz an der Päpstlichen Universität Gregoriana betonte unterdessen der kanadische Kurienkardinal und Präfekt der Bischofskongregation Marc Ouellet, dass eine andere Lebensform für Priester durchaus denkbar sei. "Man könnte sich auch für die lateinische Kirche durchaus vorstellen, dass eine andere Lebensform, nämlich die Ehe, mit dem priesterlichen Dienst verbunden wäre", so Ouellet, der theologisch dem emeritierten Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nahesteht.
Die Kirche habe die Ehelosigkeit nie auf die dogmatische Ebene erhoben, erläuterte der Kurienkardinal. Vielmehr habe sie den pastoralen Wert jener Verbindung betont, die im priesterlichen Dienst eine ausschließliche, dauerhafte und totale Entscheidung für die Liebe zu Christus sieht. Die für diese Entscheidung höchste Autorität der Kirche, nämlich der Papst, habe es "bislang aus ernsthaften Gründen vorgezogen, am Gesetz des Pflichtzölibats festzuhalten", so Ouellet.
*** Zölibat
"Zölibat" bezeichnet die aus religiösen Gründen gewählte Ehelosigkeit. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff umschreibt die Verpflichtung der katholischen Priester zur Ehelosigkeit und einem Leben in Keuschheit. Begründet wird der Zölibat mit dem Hinweis darauf, dass sich ein geweihter Geistlicher radikal dem Dienst an Gott und den Menschen verpflichtet. Daneben gibt es praktische und theologische Begründungen.
Aus der Bibel lässt sich der Zölibat nicht direkt ableiten, auch wenn an mehreren Stellen des Neuen Testaments das ehelose Leben in der Nachfolge Christi angesprochen wird. Erste rechtliche Bestimmungen reichen ins vierte Jahrhundert zurück. 1139 wurde die Zölibatsverpflichtung zum Kirchengesetz, als das Zweite Laterankonzil Priesterehen für nichtig erklärte. Die römische Kirche hat seitdem grundsätzlich daran festgehalten, auch wenn es noch Jahrhunderte dauerte, bis sich die Zölibatsdisziplin in der Kirche des Westens durchsetzte.
Vorstöße, die Zölibatsverpflichtung zu lockern oder aufzuheben, gab es immer wieder. Martin Luther und andere Reformatoren lehnten den Zölibat ab. In den Kirchen der Orthodoxie gibt es die Pflicht zur Ehelosigkeit nur für Mönche und Bischöfe. Dies gilt auch in den mit Rom verbundenen Ostkirchen. Wenn verheiratete Geistliche aus einer anderen Konfession zur katholischen Kirche übertreten und zum Priester geweiht werden, dürfen sie ihre Ehen beibehalten. http://www.domradio.de/themen/ehe-und-fa...ten-des-papstes (kna)
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