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  • 26.02.2016 00:14 - „Mein Herz hat geblutet“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

KATHOLISCHE SONNTAGSZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Ausgabe 8 vom 27./28. März

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„Mein Herz hat geblutet“ – 16-jährige Darstellerin Lea van Acken im Exklusiv-Interview zum neuen Kinofilm "Das Tagebuch der Anne Frank"


Kaum ein Tagebuch berührt so wie das von Anne Frank. Nach der Weltpremiere auf der Berlinale kommt am 3. März erstmals eine deutsche Verfilmung in die Kinos. Der Film rückt Anne Franks Geschichte in ein neues Licht. Ausgehend von der literarischen Vorlage zeichnet er ein vielschichtiges Porträt des jüdischen Mädchens, das sich während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie und anderen Verfolgten mehr als zwei Jahre in einer Amsterdamer Hinterhauswohnung vor den Nazis versteckte.

„Es braucht nicht viel Vorwissen, um sich auf Anne einzulassen“, sagt Lea van Acken. Im Exklusiv-Interview mit unserer Zeitung verrät die 16-jährige Schauspielerin, die vor zwei Jahren in dem mit einem Silbernen Bären ausgezeichneten Film „Kreuzweg“ ihr Kinodebüt gab, wie es für sie war, in die Rolle zu schlüpfen. „Als Freundinnen hätten wir uns bestimmt prima verstanden“, sagt sie.

Frau van Acken, nach der Premie­re auf der Berlinale startet „Das Tagebuch der Anne Frank“ nun offiziell in den deutschen Kinos. Roter Teppich, Pressetermine und Blitzlichtgewitter – wie aufregend ist das alles für Sie im Vergleich zum normalen Schulalltag, den Sie neben der Schauspielerei meistern müssen?

Sehr aufregend. Das alles macht mir großen Spaß, weil ich sehr gerne über unseren Film und Anne Frank erzähle. Die Filmwelt ist wie eine Parallelwelt, ganz anders als Schule. Irgendwie ist es aber schön, beides zu haben. Natürlich werde ich hin und wieder auch in der Pause von Mitschülern auf die Rolle angesprochen. Aber ich versuche beides so gut wie möglich zu trennen. In der Schule will ich einfach nur Lea sein und oft geht es auch eher darum, was wir in Mathe gemacht haben, um die Hausaufgaben und was in der nächsten Klausur abgefragt werden könnte.
Und im Geschichtsunterricht? Werden Sie jetzt häufiger aufgerufen, wenn es um das Thema Nationalsozialismus geht?

Ja, auf jeden Fall. Aber nicht, weil ich Anne Frank gespielt habe, sondern weil mich das Thema interessiert, ich mich damit beschäftigt habe und dabei mitreden möchte. Ich finde, das ist kein einfaches Kapitel, aber ein sehr wichtiges, über das jeder Bescheid wissen sollte.

Sie spielen die Protagonistin. Wie gut kannten Sie Anne Frank, bevor die Filmanfrage kam? Was wussten Sie von ihr und ihrem Tagebuch?

Ich kannte den Namen, konnte Anne Frank aber nicht richtig einordnen. Ich hatte zum Beispiel ein erwachseneres Bild von ihr im Kopf. Ich dachte, sie wäre viel älter gewesen, als sie sich mit ihrer Familie in Amsterdam vor den Nazis verstecken musste. Dabei war sie gerade 13, als sie ihr Tagebuch bekam. Das habe ich zur Vorbereitung für das erste Casting gelesen. Danach hatte ich schon eine bessere Vorstellung davon, wer Anne wirklich war und was sie ausgemacht hat.

Was hat sie denn ausgemacht?

Anne war ein sehr mutiges und starkes Mädchen, ein sehr lebendiges und hoffnungsvolles Mädchen, auch ein neugieriges und kritisches. Ein Mädchen mit einer unglaublichen Beobachtungsgabe und Selbstreflektion. Sie hatte zwei Seiten: eine sehr leichte, fröhliche Seite, mit der sie in ihrer Familie und bei den anderen Bewohnern im Hinterhaus-Versteck auch schon mal angeeckt ist, und eine sehr tiefgründige, nachdenkliche Seite, die in ihrem Tagebuch häufiger zum Ausdruck kommt, weil es ihr offenbar nicht so leicht gefallen ist, mit anderen über ihr Inneres zu reden.

Wie war es für Sie, sich in die Rolle hineinzuversetzen? Zum einen sind Sie nicht viel älter als Anne Frank damals. Anderseits ist die Geschichte keine klassische Popcorn-Kino-Handlung mit Happy-End.

Durch das Lesen des Tagebuchs bekommt man ein sehr intensives Gefühl für Anne und ihre Gedankenwelt. Man lernt sie kennen, kommt ihr näher, spricht viel über sie und träumt von ihr. Ganz oft habe ich mich gefragt: Was würde Anne denken? Was würde sie sagen? Was hätte sie gemacht? Das ist auch jetzt noch so. Ich denke, jeder kann ihren großen Drang zum Leben gut nachvollziehen. Hinzu kommt, dass ich vieles nachempfinden konnte, weil ich zur Zeit der Vorbereitung auf den Film und während der Dreharbeiten in einem ganz ähnlichen Alter war. Die Fragen und Probleme des Erwachsenwerdens, die bei Anne Frank einen besonderen Stellenwert einnehmen, sind zeitlos und heute genauso aktuell wie vor 70 Jahren.

Wie viel Lea van Acken steckt in der Rolle der Anne Frank?

Das ist schwer zu sagen, weil die Filmrolle einiges miteinander verschmolzen hat. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass sich Anne und Lea gut ergänzen. Als Freundinnen hätten wir uns bestimmt prima verstanden. Das Selbstreflektierende zum Beispiel ist für Anne sehr typisch. Das kenne ich auch von mir. Ich habe das Gefühl, dass das durch Anne sogar noch stärker geworden ist.

Führen Sie auch ein Tagebuch wie Anne? Oder hat das in der heutigen Welt der Digitalisierung nicht mehr die Bedeutung wie damals?

(lacht) Ich bin dann wohl eher etwas altmodisch! Ich hatte schon eine ganze Weile mit dem Gedanken gespielt, mich aber nie wirklich dazu aufgerafft. Seit ich Anne kenne, schreibe ich aber regelmäßig auf, wenn mich etwas bewegt hat, wenn ich etwas Besonderes erlebt habe oder wenn ich ganz einfach meine Gedanken ordnen möchte. Ich kann das nur empfehlen.

Anne vertraute ihrem Tagebuch, das sie „Kitty“ nannte, so ziemlich alles an. Welche Bedeutung hatte das Tagebuchschreiben für sie?

Das Tagebuch war eines der wichtigsten Dinge in Annes Leben. Das Schreiben hat ihr sehr geholfen. Ich denke, es hat ihr auch das beengte Zusammenleben im Hinterhaus-Versteck erträglicher gemacht. Sie hatte mit Kitty eine Freundin, der sie alles erzählen konnte – und daraus hat sich eine wahre Leidenschaft entwickelt. Anne war unglaublich talentiert und philosophisch veranlagt. Wer weiß, was sie noch für Texte geschrieben hätte!
Die Aufzeichnungen geben einen sehr persönlichen Einblick in Annes Welt, in ihre Hoffnungen und Sehnsüchte, die Sorgen, Ängste und Nöte. Was hat Sie am meisten bewegt oder beeindruckt?

Mich berührt das ganze Tagebuch. Ganz besonders gefallen mir jene Stellen, in denen Annes Humor zum Vorschein kommt. Sie sind manchmal so witzig, dass man einfach laut loslachen muss, und das finde ich wunderbar. Beispielsweise hat sie einen Leitfaden erstellt: „Prospekt und Leitfaden vom Hinterhaus – Spezielle Einrichtung für die vorübergehende Unterkunft von Juden und Ihresgleichen.“ Ist das nicht genial? Das muss man sich erst mal denken – unter den Umständen ihrer Situation.

Wofür steht Anne Frank heute, was kann sie vermitteln?

Anne steht vor allem für sich, wie ich finde. Auch ihr Tagebuch steht für sich – zunächst einmal ohne eine Absicht, irgendetwas zu bezwecken. Natürlich ist Anne Frank aber auch ein Symbol, weil ihre Geschichte aufzeigt, wohin Menschenverachtung und Antisemitismus, dumpfe Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz führen können. Es braucht nicht viel Vorwissen, um sich auf Anne einzulassen. Man sieht sie und lebt mit ihr – und dann wird sie am Ende einfach umgebracht. Jeder, der sich mit ihr und ihrem Schicksal auseinandersetzt, wird versuchen zu begreifen, was ihr geschehen ist und warum. Insofern ist sie auch ein Türöffner, über die damalige Zeit nachzudenken und aus heutiger Sicht Schlüsse daraus zu ziehen.

Der Film ist nicht nur die erste deutsche Produktion über Anne Frank und ihr Tagebuch, sondern auch die erste Verfilmung, die Anne nach dem Auffliegen ihres Verstecks und der Verhaftung im KZ gezeigt. Ihr wird eine Häftlingsnummer eintätowiert, auch werden ihr die Haare geschoren. Wie war das für Sie, das zu spielen? Mussten die Haare wirklich ab?

Die Szenen sind natürlich hart. Aber sie gehören dazu, damit ein authentisches Bild vermittelt werden kann. Deshalb war für mich auch klar, dass ich meine Haare für Anne und den Film opfern muss. Aber das Kahlrasieren war für mich schon sehr heftig. Zwar kann man meine Situation nicht mit der von Anne damals vergleichen. Ich habe das ja für den Film freiwillig über mich ergehen lassen. Aber irgendwie habe ich dabei diesen Akt der Brutalität und Entweiblichung in besonderer Weise nachempfunden. Ganz schlimm war der Moment, als ich gesehen habe, wie meiner Filmschwester Margot und meiner Filmmutter Edith die Haare geschoren wurden. Da hat mein Herz als Anne geblutet.
Interview: Christian Soyk

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Werden Sie sich den neuen Film über Anne Frank ansehen?
Die Geschichte von Anne Frank kommt auf die Kinoleinwand: Zum ersten Mal erzählt eine deutsche Produktion vom grausamen Schicksal des jüdischen Mädchens, das als Opfer des Holocaust im KZ Bergen-Belsen starb. Werden Sie sich den Film ansehen? Nehmen Sie an unserer Umfrage (rechte Spalte) teil!
http://www.bildpost.de/index.php/Nachric...e_frank_ansehen




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