Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 27.02.2016 00:44 - Eifrige Gläubige statt gläubige Eiferer – Pater Niklaus Pfluger über die Lage der Kirche, der Piusbruderschaft und die Zukunft der Tradition
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Eifrige Gläubige statt gläubige Eiferer – Pater Niklaus Pfluger über die Lage der Kirche, der Piusbruderschaft und die Zukunft der Tradition
17. Dezember 2014 45


Kleriker der Piusbruderschaft vor dem Petersdom

Die am 20. Dezember erscheinende Weihnachtsausgabe der Jugendzeitschrift der Priesterbruderschaft St. Pius X. enthält ein Interview von Pater Niklaus Pfluger über die Herausforderungen der Zeit, das Katholisches.info vorab zugeschickt wurde.

Pater Pfluger gilt als Peter Scholl-Latour der Piusbruderschaft, weil der Erste Assistent des Generaloberen, Bischof Bernard Fellay, weltweit die verschiedenen Niederlassungen des von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten Werks besucht. Wie der verstorbene Journalist eilt ihm der Ruf voraus, auch unangenehme Dinge anzusprechen.

Die Piusbruderschaft sei „nicht so missionarisch“, wie sie sein könnte, meint er zum Beispiel. Der Grund dafür sei, weil manche Gläubige „einfach keine Veränderung“ wollten und „neue Leute – mit anderen Ideen und Erfahrungen – nicht wirklich willkommen heißen, denn ein Gemeindewachstum ist ja immer eine Veränderung“.

Statt dessen müsse das Klima in der Piusbruderschaft „attraktiv und missionarisch“ sein. „Die Friedhofsruhe ist eine ganz gefährliche Ruhe“. Es gelte zu überzeugen, Vertrauen zu schaffen, Mut zu machen. Nicht alles sei „immer nur ein Zeichen für den Niedergang der Welt“, sondern manchmal auch eine Form der „Realitätsverweigerung, die bei uns liegen kann. Toleranz und Liberalität sind immer typisch für die Kirche gewesen, die eine Weltkirche ist: groß, alt und ewig jung, erfahren“.

„Unbehagen“ eine pastorale Herausforderung – Piusbruderschaft müsse „attraktiv und missionarisch“ sein

Den tieferen Grund für eine teils anzutreffende „Enge“ sieht Pater Pfluger in „all den traumatischen Erfahrungen in Kirche und Gesellschaft seit nunmehr über 50 Jahren“, da sei „Neues suspekt“. Diese Haltung stelle eine „grundsätzlich pastorale Herausforderung“ für die Piusbruderschaft dar. Ausnahmen seien Afrika, Nordamerika, der ehemalige Ostblock und die Philippinen, doch in „eingesessenen traditionellen Kreisen“ habe sich ein gewisses „Unbehagen“ ausgebreitet, das Ausdruck einer „tiefreichenden Ermüdung“ sei.

In den „Anfängen“ sei die „Begeisterung allgegenwärtig“ gewesen. Auch Erzbischof Lefebvre sei „in den Anfängen der Bruderschaft der festen Überzeugung“ gewesen, „die Krise werde sich bald legen“ und die Kirche werde bald ihre Tradition wiederfinden. Doch nun müsse man feststellen, daß die Krise „dauert und dauert“ und „schlimmer und schlimmer“ werde. Die Realität sei eben „nicht so simpel, wie manche sich das ausgedacht haben“. Auch in der Bruderschaft sei zum Teil die eigene „Situation idealisiert“ worden.

2012 wurde „nichts und niemand verraten“

Mit der Haltung gegenüber Rom im Jahr 2012, als die Bemühungen um ein Einvernehmen scheiterten, sei „nichts und niemand verraten“ worden, sondern „in einer schwierigen Zeit“ der Weg der Bruderschaft „abgesteckt“ worden. Der beste Beweis dafür sei, daß sowohl jene, die unbedingt eine Einigung mit Rom möchten, als auch jene, die sie unbedingt nicht möchten, den Vorwurf erheben, „verraten“ worden zu sein.

2006 habe das Generalkapitel aus der damaligen Situation heraus den Weg abgesteckt, nicht mehr und nicht weniger. Damals habe niemand ahnen können, daß 2008 das Exkommunikationsdekret zurückgenommen und der Papst in einem Motu proprio erklären würde, die sogenannte Alte Messe sei „niemals abgeschafft worden“, sondern habe „ein Recht in der Kirche“. 2006 sei die Haltung Roms „aggressiv, apodiktisch“ gewesen. Seither sei „einiges in Bewegung geraten“.

Beim jüngsten Treffen mit Kardinal Müller und der Glaubenkongregation sei „offensichtlich“ gewesen, „daß der Heilige Stuhl riesige Probleme zu bewältigen“ habe. „Die Bewegung der Tradition ist keine ‚quantité négligeable‘ mehr, pastorale Eskapaden des Papstes und Heiligsprechungen en masse hin oder her“, so Pater Pfluger.

Vor sechs Jahren habe der Generalobere bei der großen Wallfahrt in Lourdes nicht zelebrieren dürfen. In diesem Jahr „heißt uns der Ortsbischof herzlich willkommen und unsere drei Bischöfe feiern Pontifikalämter in der Pilgerbasilika“.

Ein Kardinalspräfekt ist gegen einen andern; Kardinäle der heiligen Kirche kritisieren offen den Papst, und dieser lässt über Moralfragen abstimmen!

Man müsse sich vor Augen halten: „Ein Kardinalspräfekt ist gegen einen andern; Kardinäle der heiligen Kirche kritisieren offen den Papst, und dieser lässt über Moralfragen abstimmen! Auch uns gegenüber gibt es keine einheitliche Politik mehr: der Papst sagt offen, wir seien katholisch, ein Ortsbischof dekretiert, wir seien schismatisch“. Die Einheit sei dahin, niemand wisse, wohin die angekündigte Reform der Kurie führen werde.

Auf die Frage, ob es auch außerhalb der Piusbruderschaft „geistliche Früchte“ gebe, antwortete Pater Pfluger: „Extra Ecclesia nulla salus“ -: das gilt für die Una Sancta, die heilige Kirche, und diese ist größer als die Bruderschaft!“ Es wäre eine „ganz und gar unkirchliche Versuchung, die auch nicht durch die Kirchenkrise oder die Skandale in der Kirche zu rechtfertigen ist“, zu denken, „die traditionelle Bewegung sei die Kirche; außerhalb gebe es keinen wahren Glauben, keine geistlichen Früchte“. Die „wahre große Tradition“ sei auch nicht „mit den Traditionen zu verwechseln“. In Indien „tragen die Männer Röcke und die Frauen Hosen! In Tokio mußte ich das Sonntagsamt ohne Schuhe zelebrieren“. Es sei in traditionellen Kreisen „ein wenig so“, daß alles was der „Routine des 19. oder 20. Jahrhunderts“ widerspreche, „schnell mal ‚modernistisch‘, ‚liberal‘, ‚freimaurerisch‘ sei. „Eine solche falsch verstandene Tradition ist nicht attraktiv, kann nicht überzeugen“. Da sei „viel Formung und Aufklärung nötig“, denn „Klugheit und Unterscheidungsgabe“ täten not. „Mit Klischees und Schnellschüssen“ sei kein Staat zu machen. Es gelte vielmehr, „den großen Reichtum der Tradition und der Christenheit zu entdecken und frei zu graben“.

Die Kirche sei allein „allgemein und vollkommen“

Die Kirche sei allein „allgemein und vollkommen“, so Pater Pfluger. Sie werde „von außen nicht bereichert, schon gar nicht durch andere Religionen“. Wenn die Bewegung der Tradition „‘nur‘ ein Teil der Kirche ist, wenn gleich ein äußerst wichtiger, dann besitzt sie nicht den ganzen Reichtum der Kirche und deren Tradition, und sie kann nicht darauf verzichten, mit anderen Gemeinschaften in Kontakt zu sein und andere Elemente zu übernehmen, die sie nicht besitzt“. Es „wäre zu einfach“, alles, was der Bewegung der Tradition nicht entspricht, „als unfruchtbar, häretisch und konziliar zu bezeichnen“. Abgesehen davon gebe es „theologische Grade bei den Entscheidungen und Definitionen der Kirche“. „Eine Häresie, ein von der Kirche verurteilter Irrtum“, sei etwas anderes als ein nach dem theologischen Urteil der Piusbruderschaft bezeichneter Irrtum und noch einmal etwas anderes sei eine theologische Meinung.

Es sei belegt, daß es „dauerhaft nur dort, wo die Liturgie und die Glaubensverkündigung stimmen, katholisch bleiben wird, es geistliche Früchte gibt und die Kirche sich erneuern kann“. „Als der Prophet Elias niedergeschlagen war und sterben wollte, weil er jahrelang gegen Heidentum und Untreue des Volkes vergebens gekämpft hatte und meinte, er sei als einziger Rechtgläubige übrig geblieben, musste ihn Gott belehren, dass es noch 7000 waren, „die ihr Knie vor Baal nicht gebeugt haben.““

Die Piusbruderschaft ist Teil einer Erneuerungsbewegung, die aus der Tradition schöpft

„Löscht den Geist nicht aus“, zitiert Pater Pfluger den Apostel Paulus: „Wir kennen das berühmte Christus-Wort: ‚Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich‘. Aber es heißt auch, ‚wer nicht gegen euch ist, der ist für euch‘.“ Die Piusbruderschaft sei „Teil einer Erneuerungsbewegung, die aus der Tradition schöpft und deshalb Kraft“ habe. „Wir sind ein wesentlicher Teil, und wegen der Rettung der Römischen Liturgie, die ja faktisch das Werk des Erzbischofs ist, sogar ein unverzichtbarer. Darauf sind wir stolz. Das ist etwas ganz Besonderes, es ist eine Erwählung!“ Das bedeute aber nicht, „alle anderen seien weniger wert oder hätten keine geistlichen Früchte“, denn wer so denke, „der sehe, dass er nicht falle. Man mag schon manchmal den Eindruck gewinnen, dass die Erneuerungsbewegung stolpert, leider, weil sie nicht geeint ist“. Spaltung sei „nie ein Werk Christi“.

Die Bewegung der Tradition sei „aus der Ablehnung der Reformen nach dem Zweiten Vatikanum entstanden“. Die Piusbruderschaft sei „das Rettungsboot für viele wirklich fromme Katholiken, die in den 1970ern, 1980ern plötzlich ihre Kirche nicht mehr wiedererkannt haben. Und die genau deshalb schätzen, was sie haben. Nun müssen wir aber erklären, dass wir nicht mehr in dieser Zeit leben, dass sich die Dinge weiterentwickelt haben, und dass wir uns deshalb auch immer neu positionieren müssen. Nun sehen die Gläubigen aber auch, dass die Krise der Kirche nicht überwunden ist, ja, dass es doch eigentlich immer schlimmer wird. Es entsteht also ein innerer Widerspruch zwischen den Erfahrungen und Sorgen der einen und den Erwartungen der anderen, sicher auch der Realität außerhalb.“ Und dieser Widerspruch mache der Piusbruderschaft auch „zu schaffen. Wir haben uns vor dem Niedergang nach dem Konzil gerettet, aber wir haben eben auch durch unsere Sondersituation neue Probleme.“

Gläubige Eiferer

Es gebe nicht „nur die Gefahr durch den religiösen Modernismus“, es gebe neben Skylla „auch Charybdis“. „Wortführern“, die zwar für die Religion streiten, aber nicht erkennen würden, daß die Kirche „immer größer“ ist, als sie selbst, müsse klarer widersprochen werden. „Diese Leute sind keine eifrigen Gläubigen, es sind gläubige Eiferer“, die nur „sich selbst“ vertreten würden.

Unterdessen „toben die Stürme“ weiter, wie die Diskussionen und Streitereien auf der Bischofssynode über die Familie vom vergangenen Oktober gezeigt habe. Der Generalobere der Piusbruderschaft habe in Zusammenhang „keine Verschwörungstheorien, keine Apokalyptik, sondern contra spem in spem“ die „Tugend der Hoffnung“ gepredigt. „Hoffnung wider alle Hoffnung. Das ist katholisch.“
http://www.katholisches.info/2014/12/17/...-der-tradition/
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Dici



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz