Flüchtlinge sind „Personen“ und keine „Postpakete“ | 06/04/16
Kardinal Antonio Maria Vegliò, Präsident des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, hat das Abkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei zum Transfer von Flüchtlingen kritisiert. Am Tag des Inkrafttretens dieser Vereinbarung, am Montag dieser Woche, gab er dazu Radio Vatikan ein Interview.
„Abgesehen von der Tatsache, dass Flüchtlinge keine Pakete sind, handelt es sich um Menschen, die mit Bedacht behandelt werden müssen“, sagte Erzbischof Vegliò. Es liege ein internationales Abkommen vor, unterzeichnet von den am weitesten entwickelten Ländern, in denen diese sich verpflichtet haben zu versuchen, ihnen die Möglichkeit zu geben, außerhalb ihres Landes, aus dem sie geflohen sind, zu leben.
Der Kardinal kritisierte, die Situation, in der sich die Flüchtlinge befinden, sei nicht unter Kontrolle. Jeden Tag würden Gruppen aus der Türkei zurück nach Syrien geschickt. „Und wer überwacht das in der Folge? Sie verstehen, dass dies ernst ist!“ Jemand komme aus Syrien in die Türkei und dann nach einer Woche oder einem Monat finde er sich in seinem eigenen Land, aus dem er geflohen war, wieder.
Kardinal Vegliò zufolge gebe die Vereinbarung Anlass zu großer Besorgnis. „Vor allem, weil sie den Menschen fast das Recht abspricht auszuwandern“, sagte er. Sie wollen zum Beispiel nach Deutschland gehen und finden sich in der Türkei wieder. „Und mit welchen Garantien? Wir wissen, was die Türkei ist! Die Türkei ist kein Beispiel für Liberalismus und Demokratie.“ Der Kardinal betonte, dass die Türkei mit der Vereinbarung wirtschaftlich gewinne. Die politische Führung tue dies alles, um in die Europäische Union zu kommen. Die Vereinbarung kläre zudem überhaupt nicht das Thema der Familienzusammenführung.
Seit Montag werden die ersten Transporte von den griechischen Inseln Lesbos und Chios in die Türkei durchgeführt. Es handelt sich um 135 Personen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen, wie Radio Vatikan berichtete. Inzwischen sind die ersten Flüchtlinge, denen das Recht auf internationalen Schutz gewährt wurde, aus der Türkei nach Deutschland und Finnland transferiert worden. Über 4.000 Einwanderer sitzen seit dem 20. März auf den griechischen Inseln fest. https://de.zenit.org/articles/fluechtlin...ine-postpakete/
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