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  • 07.04.2016 00:38 - Wie der Reformator wirklich war
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Wie der Reformator wirklich war
06. April 2016


Der Lutherübersetzung der Heiligen Schrift sind in evangelischen Kreisen andere Übersetzungsversuche gefolgt.

Was der Re... Foto: dpa
Kevelaer (DT) 2017 jährt sich die Kirchenspaltung durch Luther zum 500. Mal. Die evangelische Kirche Deutschlands begeht das große Reformationsjubiläum in einer Lutherdekade, die durch vielfältige Veranstaltungen an den deutschen Reformator erinnert. Doch ist das Jubiläum einer Kirchenspaltung ein Grund zu feiern? Was für ein Mensch war Martin Luther? Was machte ihn und sein Denken aus? Diesen Fragen widmete sich die 21. Osterakademie in Kevelaer.

Der Historiker und Bestsellerautor Michael Hesemann nahm in seinem Einführungsvortrag das Leben des Reformators kritisch in den Blick. Als Ältester von neun Kindern habe Martin Luther in seinem Elternhaus oft Gewalt und Jähzorn erfahren. In einem Brief an seinen Beichtvater bekannte er, seit seiner Jugend der Völlerei, Trunkenheit, Hurerei erlegen zu sein und Wollust, Hass, Zorn und Neid nie überwunden zu haben. Nachdem er im Duell einen Kommilitonen tödlich verletzt habe, habe er sich zum Schutz vor Strafverfolgung ins Kloster der Erfurter Augustiner-Eremiten gerettet. Im Kloster selbst hätten ihn schwere Gewissensbisse und Depressionen geplagt, bis er beim sogenannten „Turmerlebnis“ den Durchbruch zu seiner Rechtfertigungslehre vollzog. Am 31. Oktober 1517 sandte er einen Brief mit seinen Ablassthesen an Erzbischof Albrecht von Mainz. Gewiss, so Hesemann, war die damalige Ablasspraxis kritikwürdig, doch schuf Luther, statt die Kirche zu reformieren, eine neue Lehre. Luther sei später zunehmend in pathologische Selbstüberschätzung verfallen und als innerlich tief zerrissener, von Schuldgefühlen geprägter Mensch gestorben. Luther hätte aber, so Hesemann, auch die Reinigung und Heiligung der katholischen Kirche in der Folgezeit bewirkt. Das kommende Jubiläum könne dazu beitragen, sich auf Luther als Impulsgeber und suchenden Menschen zu besinnen, aber es sei dringend geboten, ihn zu entmythologisieren und zu entmystifizieren.

Ein ähnlich negatives Urteil über Martin Luther vertrat die Philosophin Alma von Stockhausen. Die Gründerin der Gustav-Siewerth-Akademie stellte in ihrem Vortrag die These auf, dass Luthers Theologie nichts anderes sei als eine Anpassung an seine sündhaften Leidenschaften. Auch sie erwähnte Zeugnisse für einen versehentlichen Totschlag Martin Luthers während eines Duells, der ihn zum Klostereintritt gezwungen hätte. Im Kloster hätte Luther für sich die Lösung gefunden, dass Gott an dem Tod schuld sei, denn der Mensch sei unfrei, Gott allein sei frei, zudem allmächtig und allwissend. „Nehmen wir Abschied von Luther und seiner Theologie, die nichts anderes ist als eine Metapsychologie, eine Selbstrechtfertigung seiner bösen Leidenschaften“, folgerte sie.

In acht verschiedenen Vorträgen erhielten die Teilnehmer teils sich widersprechende Thesen und Theorien über die Person und Lehre Luthers. In engagierten Diskussionen konnten einige Divergenzen geklärt werden, etwa die Einsicht, dass die heute lutherische Theologie in vielen Punkten nicht mit der Theologie Luthers identisch sei. Einigkeit herrschte jedoch darin, dass ein Spaltungsjubiläum kein Anlass zum Feiern sein könne und das bevorstehende Lutherjahr 2017 eher zur Besinnung als zum Jubilieren einladen müsse.

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