Das Evangelium von der Familie
3. Sonntag der Osterzeit C (10.04.2016) L1: Apg 5,27b-32.40b-41; L2: Offb 5,11-14; Ev: Joh 21,1-19
Die liturgischen Texte finden Sie online im Schott-Messbuch
Josef Spindelböck Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Im Evangelium dieses dritten Sonntags der Osterzeit fragt der auferstandene Herr Jesus Christus den Apostel Petrus dreimal: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Die Antwort des Petrus lautet zweimal: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Darauf folgt jeweils die Aufforderung Jesu an ihn: „Weide meine Lämmer!“ bzw. „Weide meine Schafe!“ Die Antwort des Petrus ist beim dritten Mal nicht mehr so selbstbewusst wie die ersten beiden Male. Wahrscheinlich hat er sich in diesem Moment daran erinnert, dass er Jesus dreimal verleugnet hat. Nun weiß er: Ja, er liebt den Herrn und möchte ihm treu sein. Doch zugleich ist er sich der eigenen Schwäche bewusst. Inmitten dieser eigenen Armseligkeit und Gebrechlichkeit vertraut er sich ganz der göttlichen Gnade an! Deshalb antwortet er beim dritten Mal: „Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebhabe.“ Und auch diesmal fordert ihn Jesus auf: „Weide meine Schafe!“
Die Kirche bezieht diese Stelle aus dem Johannes-Evangelium auf die Einsetzung des Petrusamtes durch Jesus. Der jeweilige Bischof von Rom gilt als Nachfolger des Petrus und sichtbarer Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. In der Person des Apostels Petrus wurde dem Papst das Amt der Leitung, der Heiligung und der Lehre für die ganze Kirche übertragen. Unser gegenwärtiger Heiliger Vater Papst Franziskus übt diesen Dienst nunmehr schon drei Jahre lang aus, und mit dem Datum vom 19. März 2016 hat er uns nun ein nachsynodales Apostolisches Schreiben mit dem Titel „Amoris laetitia“ vorgelegt, das von der Liebe in der Familie handelt.
Das 188-seitige Schreiben lässt sich nicht mit wenigen Worten zusammenfassen. Doch so viel kann gesagt werden: Die Kirche schätzt Ehe und Familie und erkennt darin ihren eigenen Ursprung, da Ehe und Familie dem Plan Gottes für die Menschen entsprechen. Die Heilige Schrift zeigt an vielen Stellen die Berufung des Menschen als Mann und Frau zur Liebe auf. Die Frau und der Mann sind füreinander geschaffen und in Liebe füreinander bestimmt. In der Einheit der Liebe und des Lebens sollen sie einander Beistand im Leben leisten, großherzig Kindern das Leben schenken und ihren Auftrag in der Welt erfüllen, um so einst ins himmlische Vaterhaus einzugehen.
Ausdrücklich spricht der Papst davon, „dass nur die ausschließliche und unauflösliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau eine vollkommene gesellschaftliche Funktion erfüllt, weil sie eine beständige Verpflichtung ist und die Fruchtbarkeit ermöglicht.“ Es geht darum, „die Ehen zu stärken, ihnen bei der Überwindung der Gefahren zu helfen, die sie bedrohen, sie in ihrer Erziehungsrolle zu begleiten und zur Beständigkeit der ehelichen Einheit zu motivieren“ (Nr. 52).
Mit einem „Blick, der Glaube und Liebe, Gnade und Engagement, menschliche Familie und göttliche Dreieinigkeit umfängt“, betrachtet die Kirche „die Familie, die das Wort Gottes den Händen des Mannes, der Frau und der Kinder anvertraut, damit sie eine Gemeinschaft von Menschen bilden, die ein Abbild der Einheit zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist ist. Die Tätigkeit von Zeugung und Erziehung ist ihrerseits ein Widerschein des Schöpfungswerkes des Vaters. Die Familie ist berufen, das tägliche Gebet, die Lektüre des Wortes Gottes und die eucharistische Kommunion miteinander zu teilen, um die Liebe wachsen zu lassen und sich immer mehr in einen Tempel zu verwandeln, in dem der Heilige Geist wohnt.“ (Nr. 29)
Die Besonderheit dieses Schreibens liegt darin, dass es darin nicht um abstrakte Theorie, sondern um das konkrete Leben geht. Auf diese Weise führt Papst Franziskus auf seine Weise das Lehramt jener Päpste fort, die seit dem 2. Vatikanischen Konzil die Lehre der Kirche über Ehe und Familie in ihren Idealen und Werten zum Leuchten gebracht haben.
Besonders wichtig ist dem gegenwärtigen Papst die Zuwendung zu allen Familien in Bedrängnis und zu allen Menschen, die irgendwie gescheitert sind. Ihnen besonders gilt das Angebot der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Niemand soll meinen, er sei vom Heil ausgeschlossen, wenn er versagt hat. Gottes Liebe eröffnet einen Weg der Umkehr, und hier sind alle Mitglieder der Kirche aufgerufen, solche Menschen in guter Weise zu begleiten.
Jesus Christus hat uns ein Beispiel gegeben, wie wichtig es ist, das Evangelium von der Liebe Gottes und der Berufung eines jedes Menschen in seiner ganzen Fülle zu verkünden, und er hat uns gezeigt, wie sehr Gott der Herr dennoch jene Menschen liebt, die versagt haben, aber mit der Gnade Gottes umkehren wollen. So gesehen stellt das neue Papstschreiben eine große Ermutigung für uns alle dar, die Werte der Ehe und Familie neu zu entdecken und zu leben.
Als Abschluss seines Schreibens stellt Papst Franziskus ein Gebet zur Heiligen Familie vor, das folgendermaßen lautet:
Jesus, Maria und Josef,
in euch betrachten wir den Glanz der wahren Liebe,
an euch wenden wir uns voll Vertrauen.
Heilige Familie von Nazareth,
mache auch unsere Familien zu Orten innigen Miteinanders
und zu Gemeinschaften des Gebetes,
zu echten Schulen des Evangeliums
und zu kleinen Hauskirchen.
Heilige Familie von Nazareth,
nie mehr gebe es in unseren Familien
Gewalt, Halsstarrigkeit und Spaltung;
wer Verletzung erfahrender Anstoß nehmen musste,
finde bald Trost und Heilung.
Heilige Familie von Nazareth,
lass allen bewusst werden, wie heilig und unantastbar die Familie ist
und welche Schönheit sie besitzt im Plan Gottes.
Jesus, Maria und Josef,
hört und erhört unser Flehen.
Amen.
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