Die „unglaubliche“ Fußnote 329 von „Amoris Laetitia“ und eine Erzählung 14. April 2016 0
Aia, das päpstliche Schreiben, das sie "gehorsamen Kinder" unter den wiederverheiratet Geschiedenen in Verwirrung stürzt (Rom) Zur „unglaublichen“ Fußnote 329 des nachsynodalen Apostolischen Schreibens Amoris Laetitia erhielt der Vatikanist Sandro Magister eine kurze E-Mail, die er veröffentlichte.
Sehr geehrter Magister,
die apostolische Exhortatio „Amoris Laetitia“ hat uns wortwörtlich in Verwirrung gestürzt … Ich und meine Frau denken nämlich, zu jener Kategorie der „gehorsamen Kinder“ zu gehören, die nun nicht mehr wissen, was sie denken sollen.
Wir erlauben uns eine „Erzählung“ beizufügen, um unser Denken darzulegen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
[Unterschrift] Diese E-Mail bringt sicher die Verbitterung einer beträchtlichen Anzahl von anderen „gehorsamen Kindern“ zum Ausdruck, die nach der Veröffentlichung von „Amoris Laetitia“ herrscht.
Die Formulierung „gehorsame Kinder“ stand vor wenigen Tagen im Titel einer meiner Veröffentlichungen und bezog sich auf jene wiederverheirateten Geschiedenen, die nach Jahren des Gehorsams gegenüber der Kirche, weil sie die Weisheit in deren Lehramt anerkannt haben, sich durch die Exhortatio nicht bestärkt fühlen, sondern gedemütigt und verlacht.
In der Tat – worauf Settimo Cielo sofort aufmerksam machte – richtet Papst Franziskus in der Fußnote 329 von „Amoris Laetitia“ an die wiederverheirateten Geschiedenen, die sich dafür entschieden haben, nicht mehr als Ehebrecher, sondern „wie Bruder und Schwester“ zusammenzuleben, und damit die Möglichkeit haben, die Kommunion zu empfangen, einen ausdrücklichen Tadel: daß sie dadurch der neuen Familie einen möglichen Schaden zufügen, denn, so der Papst wörtlich, „wenn einige Ausdrucksformen der Intimität fehlen, ‚kann nicht selten die Treue in Gefahr geraten und das Kind in Mitleidenschaft gezogen werden‘“.
Das alles als Zitat – in Wirklichkeit aus einem ganz anderen Kontext gerissen – der Konzilskonstitution „Gaudium et spes“ . Noch schlimmer jedoch ist, daß es so verstanden werden soll, daß die anderen es besser machen, die auch in der Zweitehe ein vollständiges Eheleben führen und dazu vielleicht sogar noch zur Kommunion gehen.
Nach einer solchen eiskalten Dusche erstaunt die Orientierungslosigkeit nicht, die viele „gehorsame Kinder“ und vor allem die gehorsamsten unter ihnen empfinden. Nicht einmal im Gleichnis vom verlorenen Sohn behandelt der Vater den älteren Bruder so geringschätzig. Er tat vielmehr das genaue Gegenteil.
Eine beispielhafte Geschichte ist ihrer E-Mail beigefügt. Die Namen wurden geändert.
Eine Geschichte unserer Tage
Vor einiger Zeit habe ich ein befreundetes Paar kennengelernt, das am eigenen Leib eine etwas besondere Lebens- und Glaubensgeschichte erlebt hat, eine, die etwas außerhalb der Standards liegt, die wir normalerweise gewöhnt sind.
Ich versuche sie zu erzählen.
Er, Andreas, durch und durch Katholik, knapp über 40, sah plötzlich seine Ehe zerbröseln. Es ist überflüssig, die Gründe hier näher auszuführen. Nach mehr als sieben Jahren des Ehelebens stand er plötzlich vor der Tür. Das Sorgerecht für die noch keine drei Jahre alte Tochter bekam seine Ex-Frau. Er bekam nur die klassischen Besuchsregeln: ein Wochenende alle zwei Wochen sowie ein Abend in der Woche, die Ferien zur Hälfte, usw.
Sie, Franziska, einige Jahre jünger als Andreas, war von ihrem Mann verlassen worden, der ihr eine Arbeitskollegin vorgezogen hatte. So stand sie allein da mit zwei Söhnen im Alter von 13 und 11 Jahren und großen Schwierigkeiten sowohl materieller als auch emotiver Art. Alles andere als eine Situation, die sie sich gewünscht hatte.
Diese meine beiden Freunde, Bewohner einer kleinen Stadt in der Ebene, sind sich zufällig begegnet, lernten sich kennen, unternahmen gemeinsam etwas und fanden Gefallen aneinander und – was für sie sehr wichtig war in ihrem brennenden Wunsch wieder eine Familie aufzubauen – sie gefielen jeweils auch ihren Kindern.
Andreas und Franziska begannen eine Romanze und schließlich eine Liebesbeziehung, die sie schnell ganz erfaßte.
Von Anfang an beschäftigte sie, neben allen anderen Problemen, die zwischen zwei Außenstehenden entstehen können, die versuchen, die Scherben zweier anderer vorheriger Leben zusammenzufügen, auch das Glaubensproblem des Sakramentenempfangs. Die Regeln der Kirche waren und sind klar. Solange ein Mann und eine Frau außerhalb ihres jeweiligen Ehebandes „more uxorio“ leben, sind sie als Ehebrecher nicht zur Beichte und zur Eucharistie zugelassen ebensowenig zu einer Reihe anderer Momente des kirchlichen Lebens.
In dem Moment ihres Lebens – da sie stark verliebt und voller Leidenschaft waren – akzeptierten sie diesen Stand der Dinge, ohne den Glauben zu verlieren und ohne, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, auf die Teilnahme am Leben der Kirche zu verzichten.
Nach zwei Jahren beschlossen sie im Haus von Franziska zusammenzuziehen, auch weil Andreas am Arbeitsplatz eine Versetzung näher zu ihrer Stadt hin erreichen konnte.
Sie begannen so ein neues Familienleben mit den Höhen und Tiefen jeder normalen Familie, mit den vielen gemeinsamen Freuden und Schmerzen und mit den Problemen, die damit zusammenhängen, daß sie eine sogenannte „erweiterte Familie“ waren, mit der Notwendigkeit mit den jeweiligen Ex-Ehepartnern bei Festen, Ferien usw. die Kinder teilen zu müssen.
Es gelingt, einen einigermaßen akzeptablen Standard zu erreichen, doch nach einigen Jahren, als der Ex-Ehemann von Franziska die Scheidung beantragte, um seine neue Freundin zu heiraten, denken auch Andreas und Franziskas daran, ihrer Verbindung, soweit eben möglich, eine offizielle Form zu geben, indem sie geheiratet haben.
Andreas hatte einige Jahre bevor er Franziska kennenlernte, die kirchliche Annullierung seiner Ehe erhalten, die dann auch zivilrechtlich anerkannt wurde, sodaß er wieder in jeder Hinsicht ledig war.
Deshalb stand einer standesamtlichen Ehe nichts im Wege, die 2005 freudig und feierlich mit den besten Freunden und engsten Familienangehörigen geschlossen wurde.
Es blieb aber die ungeregelte religiöse Frage. Es gab nur eine Lösung: den „Status“ des Zusammenlebens zu ändern. Im übrigen hatte sich, vielleicht auch durch einen diskreten Eingriff der Vorsehung, die Leidenschaft etwas abgekühlt, sozusagen stabilisiert, so daß die Möglichkeit eines völligen Verzichts irgendwie in Betracht gezogen werden konnte.
So begannen sie, unter der wohlwollenden und väterlichen Leitung ihres Pfarrers, einen Weg der Klärung, der sie in wenigen Monaten dazu führte, sich bewußt für die eheliche Keuschheit zu entscheiden, die allein ihnen die volle Wiederzulassung zum Glaubensleben in der Gemeinschaft der Kirche ermöglichte.
Die Entscheidung fiel ohne Zweifel schwer. Der Verzicht auf das vollständigen Eheleben, wie es allgemein verstanden wird, war alles andere als leicht. Doch mit der beständigen Bitte an den Herrn um väterliche Unterstützung, um Seinem Weg zu folgen, konnte dieser Weg beschritten werden.
Ich weiß nicht, wie das Leben von Andreas und Franziskas gerade voranschreitet. Wie es im Leben oft so geht, sehen wir uns derzeit weniger oft als früher.
Da ich sie kenne, bin ich mir aber sicher, daß sie nie aufhören werden, den lieben Gott zu bitten, sie zu führen und ihnen beizustehen, um diesen Weg zu gehen, den Er für sie vorgegeben hat.
Diese wahre Geschichte kann in diesem Moment, da innerhalb und außerhalb der Kirche über die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion diskutiert wird, zeigen, wie man, indem man sich Gott anvertraut und ein bißchen auf den eigenen Stolz verzichtet, den Weg gehen kann, den die Kirche in ihrer mütterlichen Weisheit und Güte immer aufgezeigt hat. http://www.katholisches.info/2016/04/14/...ine-erzaehlung/
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