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  • 15.04.2016 00:30 - Rosenkranz: Jesus muss die Mitte sein
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Rosenkranz: Jesus muss die Mitte sein

Papst Johannes Paul II. empfängt Pater Dr. Hermann Schalück zur Audienz.


Pater Dr. Hermann Schalück bei einer Audienz von Papst Johannes Paul II.

© missio / L'Osservatore Romano
Er war ein großer Marienverehrer. Den Rosenkranz nannte Papst Johannes Paul II. sein „Lieblingsgebet“ und fügte ihm 2002 das „Lichtreiche Geheimnis“ hinzu. Für den früheren missio-Präsidenten Pater Hermann Schalück hat es sogar eine missionarische Dimension. Im Interview spricht er über seine Meditationen zum Rosenkranz und erzählt, wie er den Papst, der am 1. Mai 2011 selig gesprochen wurde, persönlich erlebte.
Mit dem Rosenkranz können heute viele nichts mehr anfangen. Ist er mehr als eine Frömmigkeitsübung?

Der Rosenkranz ist Teil einer reichen Gebetstradition der Kirche, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Eine gewisse Abneigung und gar Ablehnung kann sich ergeben, wenn das, was seinen Reichtum ausmacht, nämlich die ruhige, bewusste Versenkung im Gebet, als Monotonie und Routine erfahren wird. Aber es ist auch möglich, sich eine Tradition neu anzueignen und mit Leben zu erfüllen. Einem solchen Neubeginn will auch das Büchlein, zu dem ich die Texte geschrieben habe, dienen.

Sie selber nennen das Rosenkranzgebet missionarisch. Wie ist das zu verstehen?

Ruhiges, kontemplatives, von äußeren Zwängen freies Beten – und als solches kann ich den Rosenkranz sehr schätzen – gewinnt Tiefe und weiten Atem. Ich versuche mich in den Geist Gottes zu versenken, von ihm tragen zu lassen. Er ist schon da, bevor ich anfange zu beten. Beten darf keine Leistung sein, die mich unablässig fordert und drängt. Beten ist vielmehr wie eine leise Öffnung für das Wehen von Gottes Geist. Und auch der Rosenkranz kann daran erinnern: Der Geist Gottes erfüllt den Erdkreis und alles, was darin ist. Das ist für mich eine missionarische Erfahrung.
Welche Bedeutung hat der Rosenkranz in den Ländern der „Dritten Welt“?

In vielen Ortskirchen außerhalb Europas habe ich ein ungezwungeneres Verhältnis zum Rosenkranz festgestellt, als es bei uns der Fall zu sein scheint. Und er spielt oft auch eine große Rolle in der echten und keineswegs oberflächlichen Volksfrömmigkeit, die gerade die Armen in ihrem Kampf um Gerechtigkeit ermutigt.

Johannes Paul II. hat die vier Rosenkranz-Geheimnisse um das „Lichtreiche Geheimnis“ erweitert. Was verbirgt sich dahinter?

Der verstorbene Papst war sich offenbar bewusst, dass der Rosenkranz im Grunde ein christologisches beziehungsweise christozentrisches Gebet sein muss. Nun stehen auch wichtige biblische Themen wie das Reich Gottes, die Verklärung und die Eucharistie vor den betrachtenden Augen all derer, die den Rosenkranz beten. Ich halte das für einen auch ökumenisch wichtigen Schritt. Es geht doch immer darum, nicht Maria, sondern Jesus in den Mittelpunkt zu stellen. Sie selber hat es doch gesagt: Was er euch sagt, das tut.

Als Generalminister Ihres Ordens haben Sie Johannes Paul II. auf einigen seiner Auslandsreisen begleitet. Sie sind ihm mehrfach in Privataudienzen begegnet. Wie haben Sie persönlich ihn erlebt?

Ja, ich war unter anderem in Bosnien, Polen und Albanien dabei, aber auch bei seiner Pilgerfahrt zu dem franziskanischen Ort La Verna und bei zwei seiner Pastoralbesuche in römischen Pfarreien am Sonntagmorgen. Er war vor allem in den privaten Begegnungen sehr zugewandt, menschlich, meistens auch mit einem augenzwinkernden Humor und zum Teil sehr persönlichen Fragen. Als er einmal, es war 1993, wegen seines gebrochenen Beines noch rekonvaleszent war, bat er mich während eines Gespräches, bei dem wir „zum Üben“ behutsam seine Bibliothek umkreisten, ihn am Oberarm zu stützen, „damit ich nicht falle“. Für mich ein bewegender Moment.

Wie bewerten Sie seinen Beitrag zur Erneuerung von Praxis und Theorie der Mission?

Ein wichtiges Vermächtnis ist seine Missionsenzyklika „Redemptoris Missio“ aus dem Jahr 1990. Sie setzt die Linie des bahnbrechenden Apostolischen Schreibens Pauls VI. „Evangelii Nuntiandi“ von 1975 fort. Die beiden Päpste haben sich mutig den Fragen der Begegnung mit den heutigen Weltkulturen und -religionen sowie der Zukunftsfähigkeit eines dialogbereiten Christentums gestellt. Johannes Paul II. hat erkannt, dass wir in einer Zeitenwende leben, mit viel Licht und viel Schatten. Aber er hat auch erkannt, dass es gilt, mutig nach vorn zu schauen und „auf die offene See hinauszufahren“, wie er zu sagen pflegte. Den nachhaltigsten missionarischen Impuls jedoch hat er nicht mit einem Text, sondern mit einer großartigen Geste gesetzt, dem Friedensgebet der Weltreligionen 1986. Und wichtiger als seine Seligsprechung ist für mich, dass Papst Benedikt XVI. zum 25. Jahresgedenken dieses Ereignisses jetzt selber nach Assisi gehen will.
https://www.missio-hilft.de/de/themen/sp..._schalueck.html



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