Papst: Kirchentreue allein macht keinen guten Christen
Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz - REUTERS
27/04/2016 10:45SHARE: Die Kirchenzugehörigkeit allein ist noch keine Garantie dafür, dass man tatsächlich dem Willen Gottes entsprechend handelt. Diese mahnenden Worte sprach Papst Franziskus an diesem Mittwoch in der Katechese seiner Generalaudienz. Bei wechselhaftem Wetter war der Petersplatz voller Pilger, als Papst Franziskus über die gehörte Lesung aus dem Evangelium, in dem es um die Parabel vom Guten Samariter ging, reflektierte. „Diese Parabel ist ein wundervolles Geschenk für jeden von uns, und auch ein Auftrag! Jedem von uns wiederholt Jesus das, was er den Gesetzeslehrern gesagt hat: ,Geh und handle genauso!´“ forderte Franziskus die Pilger heraus.
Denn der spitzfindige Gesetzeslehrer, der von Jesus hören wollte, wer genau denn diese „Nächsten“ und „Nicht-Nächsten“ seien, von denen die göttliche Weisung der Nächstenliebe spricht, bekomme von ihm eine Antwort, die die althergebrachten Perspektiven verschiebe: „Zu Beginn der Parabel war für den Priester und den Leviten der halbtot geschlagene Mann der Nächste; am Ende war der Nächste der Samariter, der sich ihm genähert hat. Jesus dreht die Perspektive um: sich nicht damit aufhalten, die anderen zu klassifizieren um zu sehen, wer der Nächste ist und wer nicht. Du kannst der Nächste von jedem werden, den du in der Not triffst, und du wirst es sein, wenn du Mitleid in deinem Herzen hast.“
Und es sei genau das Mitleid, das ins Zentrum der Parabel führe. Der Samariter, der als ungläubig, unrein und zu meiden galt, handelte dort, wo der Priester und der Levite gegen das Gesetz Gottes verstoßen hatten und dem Leidenden keine Hilfestellung geleistet hatten. „Da ist der Unterschied, die anderen beiden haben gesehen, aber ihre Herzen blieben verschlossen, kalt. Hingegen das Herz des Samariters war im Gleichklang mit dem Herzen Gottes. In der Tat ist das Mitleid eine essentielle Charakteristik der Barmherzigkeit Gottes,“ führte Franziskus weiter aus.
Das Gesetz Gottes hätte den Priester und den Leviten eigentlich dazu verpflichtet, selbst die Hilfe zu leisten, die dann der Samariter dem Leidenden angedeihen ließ. Und das sei eine erste Lehre, die aus der Parabel zu ziehen sei, betonte der Papst: „Es ist nicht automatisch, dass derjenige, der im Haus Gottes ein- und ausgeht und seine Barmherzigkeit kennt, auch den Nächsten zu lieben weiß. Das ist nicht automatisch! Du kannst die gesamte Bibel kennen, alle liturgischen Rubriken, die gesamte Theologie, aber von der Kenntnis kommt nicht automatisch die Liebe: die Liebe hat einen anderen Weg, eine andere Straße. Mit Intelligenz, aber etwas mehr… Der Priester und der Levit sehen, aber sie ignorieren; sie schauen hin, aber sie kümmern sich nicht. Und doch gibt es keinen wahren Gottesglauben, der sich nicht im Dienst am Nächsten ausdrückt. Vergessen wir das nie: Angesichts der Leiden von so vielen Menschen, die von Hunger, Gewalt und Ungerechtigkeiten ausgebrannt werden, können wir nicht Zuschauer bleiben. Die Leiden des Menschen zu ignorieren, heißt, Gott zu ignorieren!“ (rv 27.04.2016 cs)
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