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  • 02.05.2016 00:25 - Johannes Paul II. und seine Theologie des Leibes
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Johannes Paul II. und seine Theologie des Leibes


Papst Johannes Paul II,

- ANSA

11/04/2016

In seinem Apostolischen Schreiben „Amoris Laetitia“ über die „Freude der Liebe“ beruft sich Papst Franziskus immer wieder auf seinen Vorgänger, den heiligen Johannes Paul II. Das liegt daran, dass schon dieser zwischen 1979 und 1984 in den Katechesen seiner Generalaudienzen eine sogenannte „Theologie des Leibes“ entwickelt hat.

Dem damals neugewählten polnischen Papst ging es darum, mit kräftigen Pinselstrichen eine umfassende, positive Sicht des menschlichen Körpers und der zwischenmenschlichen Beziehungen zu entwerfen. Dabei ging er vom Schöpfungsbericht im biblischen Buch Genesis aus.
Der Sinn ist die gegenseitige Bereicherung

In den Erzählungen der Genesis befinden wir uns, so sagt Papst Johannes Paul II., sozusagen „im innersten Kern anthropologischer Wirklichkeit, die Körper heißt“. Die Worte aus Genesis 2, 23 sprechen es unmittelbar und zum ersten Mal so aus: „Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch“. „Der Mann spricht diese Worte, als ob er sich nur angesichts einer Frau selbst identifizieren könnte...“ Gleichzeitig spricht der Mann hier aus, worin sich das Menschsein zeigt. „Der Körper offenbart den Menschen.“

„Diese knappe Formel enthält bereits alles, was die menschliche Wissenschaft je über die Struktur des Körpers als Organismus, über seine Vitalität, über seine besondere Geschlechtsphysiologie usw. sagen kann. In dieser ersten Äußerung des Mannes, „Fleisch von meinem Fleisch“, ist auch ein Bezug auf das enthalten, wodurch jener Körper wahrhaft menschlich ist; auf das, was den Menschen als Person, als Wesen bestimmt, das auch in seiner gesamten Leiblichkeit Gott „ähnlich“ ist.“

Hier im Garten Eden setzt Johannes Pauls „Theologie des Leibes“ an. Männlichkeit und Weiblichkeit des Körpers verweisen auch „auf das neue Bewußtsein vom Sinn des eigenen Leibes: einem Sinn, der... in der gegenseitigen Bereicherung besteht“. Mann und Frau entdecken sich selbst angesichts des anderen, über den anderen. „Und sie werden ein Fleisch sein“: Das meint die Einheit beim Sex. In diesem Moment der „ehelichen Vereinigung“ entdecken sie „ihr Menschsein in seiner ursprünglichen Einheit“.

Gleichzeitig ist das Miteinander-Schlafen „Ausdruck einer immer neuen Überwindung der Grenze der (ursprünglichen) Einsamkeit des Menschen“. Genesis 2 macht klar, dass die von Gott als Mann und Frau geschaffenen Menschen „für die Einheit“ bestimmt sind. Durch diese Einheit werden sie „ein Fleisch“. Der Text sagt aber auch: „Darum verläßt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau.“ Er erklärt damit, dass diese Verbindung von Mann und Frau eine tiefgreifende, umwälzende Entscheidung ist, nichts Leichtfertiges oder Unverbindliches. Für Johannes Paul II. war Genesis 2,24 ein „weit vorausblickender Text“.

Sexualität: Erneuerung des Schöpfungsgeheimnisses

„Denn er zeigt auf, daß in jeder ehelichen Vereinigung von Mann und Frau aufs neue dieses ursprüngliche Bewußtsein der verbindenden Bedeutung des Körpers in seiner männlichen und weiblichen Ausprägung entdeckt wird. Damit zeigt der biblische Text gleichzeitig an, daß sich bei jeder solchen Vereinigung gewissermaßen das Schöpfungsgeheimnis in seiner ganzen ursprünglichen Tiefe und Lebenskraft erneuert. Und auch die Zeugung des Lebens wurzelt in der Erschaffung und erneuert gewissermaßen jedes Mal das Schöpfungsgeheimnis.“

Am Anfang, im Garten Eden, sind Adam und Eva nackt – aber sie schämen sich nicht voreinander. Nach dem Sündenfall ändert sich das dramatisch: Ihnen gehen die Augen auf. Sie erkennen, dass sie nackt sind, schämen und bedecken sich. Stunde Null der Scham.
„Aus den heutigen Analysen der Scham - und im besonderen des sexuellen Schamgefühls - ergibt sich, wie komplex diese Grunderfahrung ist, in welcher sich der Mensch gemäß der ihm eigenen Wesensstruktur als Person ausdrückt. Im Erlebnis der Scham erfährt der Mensch die Scheu gegenüber dem anderen Ich (so zum Beispiel die Frau gegenüber dem Mann), und sie ist wesentlich Furcht für das eigene Ich. Mit der Scham bekundet der Mensch gleichsam instinktiv die Notwendigkeit der Bestätigung und Annahme dieses Ichs entsprechend seinem wahren Wert. Das erfährt er sowohl in sich selber als auch nach außen hin gegenüber dem anderen. Man kann also sagen, daß die Scham auch in dem Sinn eine komplexe Erfahrung ist, daß sie zwar einen Menschen gewissermaßen vom anderen fernhält, zugleich aber ihre persönliche Annäherung sucht und dafür eine geeignete Grundlage schafft.“

Liebe: Für den anderen zum Geschenk werden

Scham – ein wichtiger Faktor also bei der Ausbildung des Ethos im menschlichen Zusammenleben, besonders im Verhältnis von Mann und Frau. Dass Adam und Eva sich vor dem Sündenfall nicht schämen, ist dabei nicht etwa ein Mangel, sondern bedeutet das Gegenteil: Hinweis auf eine besondere Fülle an Bewußtsein, auf volles, ursprüngliches Verständnis für die Bedeutung des Körpers.

„Der Mensch, der sich der Zeugungskraft seines Leibes und des eigenen Geschlechtes bewußt ist, ist zugleich von körperlichen und sexuellen Zwängen frei. Die ursprüngliche Nacktheit beider, die nicht von der Scham belastet war, drückt diese innere Freiheit des Menschen aus... Man darf sagen, daß die beiden — aus der göttlichen Liebe erschaffen, das heißt in ihrem Sein mit Männlichkeit bzw. Weiblichkeit ausgestattet - „nackt“ sind, weil sie selbst frei sind in der Freiheit des Sich-Schenkens. Diese Freiheit liegt der sozusagen bräutlichen Bedeutung des Leibes zugrunde. Der menschliche Körper mit seiner Geschlechtlichkeit, seiner Männlichkeit und Weiblichkeit, ist, vom Geheimnis der Schöpfung her gesehen, nicht nur Quelle der Fruchtbarkeit und Fortpflanzung wie in der gesamten Naturordnung, sondern umfaßt von »Anfang« an auch die Eigenschaft des »Bräutlichen«: d. h. die Fähigkeit, der Liebe Ausdruck zu geben: jener Liebe, in welcher der Mensch
als Person zu einem Geschenk wird und - durch dieses Geschenk — den eigentlichen Sinn seines Seins und seiner Existenz verwirklicht.“

Die ursprüngliche Nacktheit von Adam und Eva im Paradies bedeutet: Völlige Freiheit zur Hingabe. Geschenk-Sein. Darauf ist der menschliche Körper von innen her „hingeordnet“.

„So findet der Mann in der ersten beseligenden Begegnung die Frau, und sie findet ihn. Auf diese Weise nimmt er sie innerlich an; er nimmt sie an, wie sie vom Schöpfer um ihrer selbst willen gewollt wurde, wie sie im Geheimnis der Gottesebenbildlichkeit durch ihre Weiblichkeit geformt worden ist; und umgekehrt nimmt sie ihn in gleicher Weise an, wie er vom Schöpfer „um seiner selbst willen“ gewollt wurde und wie er von Ihm durch seine Männlichkeit geformt worden ist.“

Der menschliche Körper – nicht einfach nur männlich und weiblich, sondern fähig zur Liebe. Zu einer Liebe, „in der der Mensch zum Geschenk wird“. Zwischen dieser Sicht des menschlichen Leibes und der ursprünglichen Glückseligkeit der ersten Menschen im Paradies besteht für Johannes Paul II. ein Zusammenhang.

„Die Glückseligkeit bedeutet Verwurzelung in der Liebe. Die ursprüngliche Glückseligkeit spricht vom „Anfang“ des Menschen, der aus der Liebe entstanden ist und mit dem die Liebe begonnen hat. Das ist ein unwiderrufliches Ereignis, und daran ändern auch der nachfolgende Sündenfall und der Tod nichts. Deshalb kennt auch der gemeinsame „Anfang“ des Mannes und der Frau, also die ursprüngliche Wahrheit ihres Leibes in seinem Mann- und Frausein, auf die Genesis 2, 25 unsere Aufmerksamkeit lenkt, die Scham nicht.“

Der Mensch ist nicht nur ein Objekt bestimmter Techniken

Gott sah, dass es gut war: Dieser Blick Gottes, von dem das Buch Genesis spricht, umgreift den Menschen, Mann und Frau, so wie er sie gewollt hat. Mann und Frau, fähig zur Liebe, zur Weitergabe des Lebens, mit dem Wissen um „den schöpferischen Sinn ihrer Leiber“. Auch wenn sie sündhaft sind, auch wenn ihr Horizont der Tod ist. Gott sah: Es war sehr gut. Das ist nach Schilderung des Buches Genesis der „Anfang“ – das, was grundlegend ist im Miteinander von Mann und Frau, grundlegend für eine „Theologie des Leibes“.

Eine „ganzheitliche Sicht des Menschen“ – sie muss nach der Überzeugung von Johannes Paul II. „vom Anfang her entwickelt werden“. „Wir sind Kinder einer Zeit, wo angesichts der Entwicklung verschiedener Wissenszweige diese ganzheitliche Sicht vom Menschen leicht zurückgedrängt wird“, sagt er. Oft wird der Mensch auch nur als „Objekt bestimmter Techniken gesehen“ und nicht als „Subjekt, das für sein persönliches Handeln verantwortlich ist“.

„Das Studium dieser Kapitel des Buches Genesis macht uns wohl mehr als andere Teile der Schrift die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer Theologie des Leibes klar. Der „Anfang“ sagt uns verhältnismäßig wenig über den Leib des Menschen im heutigen naturwissenschaftlichen Verständnis des Wortes... Wir erfahren fast nichts über die inneren Strukturen und Gesetzmäßigkeiten, die im menschlichen Organismus herrschen. Doch gleichzeitig kommt vielleicht, gerade weil unser Text so alt ist, die für eine ganzheitliche Sicht des Menschen bedeutsame Wahrheit einfacher und voller zum Ausdruck. Diese Wahrheit betrifft die Bedeutung des menschlichen Leibes in der Persönlichkeitsstruktur des einzelnen Menschen.“

(rv 11.04.2016 sk)
Hinweis: Dieser Text ist ein Ausschnitt aus einer Radio-Akademie von Stefan v. Kempis über die Theologie des Leibes von Johannes Paul II. Sie können die CD mit der vollständigen Radio-Akademie gegen einen Unkostenbeitrag bei uns bestellen; eine Mail an cd@radiovatikan.de genügt. Sämtliche Texte Johannes Pauls aus diesem Bereich hat der Patris Verlag Schönstatt 1985 in drei Bänden veröffentlicht. Sie heißen: Die menschliche Liebe; Die Erlösung des Leibes; Die Familie - Zukunft der M
enschheit.
http://de.radiovaticana.va/news/2016/04/..._leibes/1221827



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